Ausstellung «Bob Ross at home» in Luzern

Bob Ross: Künstler, Unterhalter oder Kultfigur?

Was ist Kunst? Diese Frage wirft der amerikanische TV-Maler Bob Ross auf. (Bild: Museum im Bellpark)

Er ermutigte Millionen Menschen zum Malen und seine Fernsehserie hat weltweit Fans: Jetzt sind in Luzern Originalbilder des Amerikaners Bob Ross zu sehen. Die Ausstellung «Bob Ross at home» findet nicht wie gewohnt im Museum im Bellpark in Kriens statt, sondern in einem Pop-up, das Fragen aufwirft.

Die Umstände des Lockdowns führten dazu, dass konventionelle Ausstellungsformen wie das Museum weiterentwickelt werden mussten. Entstanden sind dabei vor allem Kunstplattformen im digitalen Raum.

Es zeigt sich aber auch jetzt, da Kulturhäuser wieder zugänglich sind: Das klassische Konzept des Museums mit sterilen Räumen, an dessen weissen Wänden vereinzelte Malereien hängen, reicht nicht aus, um Menschen an die Auseinandersetzung mit Kunst heranzuführen. Der Raum soll nicht nur eine funktionale Wirkung haben, sondern als wichtiger Faktor einen Einfluss auf die Wahrnehmung der ausgestellten Kunst nehmen.

Malen lernen im Wohnzimmer

Genau dies ist in der Ausstellung «Bob Ross at home» der Fall. Wie der Titel bereits andeutet, findet sie zu Hause statt, in einer Wohnung an der Denkmalstrasse 15 in Luzern, die früher als Architekturgalerie funktionierte. Dass ein Wohnzimmer als Raum für die Ausstellung gewählt wurde, hat mit dem Künstler Bob Ross zu tun, dem die Ausstellung gewidmet ist.

Bob Ross brachte zwischen 1983 und 1994 mit der Fernsehserie «The Joy of Painting» die Tätigkeit des Malens in die Wohnzimmer der Amerikanerinnen und Amerikaner. In den über 400 Folgen erteilte er Kurse in der Technik des Malens, wobei er den Fokus auf die Nass-in-Nass-Technik legte und ausschliesslich Landschaften malte. Mit einer warmen, lieblichen Stimme und einfachen Anweisungen sprach er breite Gesellschaftsschichten an und ermutigte auch Laien, zum Pinsel zu greifen.

Die Ausstellung in Luzern ist eine Ergänzung der Ausstellung «After Bob Ross – Beauty Is Everywhere», welche vor etwas mehr als einem Jahr im Museum im Bellpark stattfand. Während in «After Bob Ross – Beauty Is Everywhere» keine Werke des Amerikaners ausgestellt wurden, sondern Malereien, die ausgewählte Künstlerinnen und Künstler angelehnt an Bob Ross’ Malereien anfertigten, hängen in der aktuellen Ausstellung 39 Originale. Für all jene, die sich die Frage stellen, ob es sich wirklich um Werke von Bob Ross handelt, versicherte Hilar Stadler, der Leiter des Museum im Bellpark, an der Vernissage, dass es tatsächlich Originale sind.

Kunst oder nicht?

Es lässt sich nicht eindeutig zuordnen, ob der 1995 verstorbene Bob Ross nun Künstler, Unterhalter oder eine Kultfigur ist – oder gleich alles zusammen. Seine Tätigkeit wirft die Frage auf, was Kunst ist. Sind die kitschigen Landschaftsmalereien, die darauf ausgelegt sind, mit einfachen Mitteln nachgemacht und kopiert zu werden, Kunstwerke? Oder macht sie erst der Kontext der Ausstellung, in welcher sie betrachtet werden, zu Kunst?

Bob Ross sprach mit seiner Serie ein breites Publikum an:

Darüber hinaus wird in der Ausstellung eine weitere Frage aufgeworfen. In einer Videoinstallation gehen die Künstlerinnen Miriam Rutherfoord (*1991) und Joke Schmidt (1992) der Frage nach, wo die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum verläuft. Etwas unscheinbar läuft auf einem Fernseher ein Video, das auf den ersten Blick wie eine klassische «10 vor 10»-Sendung scheint. Die beiden Künstlerinnen zeigen aber keine gewöhnliche Ausgabe der Nachrichtensendung, sondern werfen einen Blick hinter die Kameras des Fernsehstudios. Mit Aufnahmen von nebeneinander laufender Monitoren oder Moderatoren, die sich auf die Sendung vorbereiten, bringen sie das an die Öffentlichkeit, was sonst bewusst nicht gezeigt wird.

Die Videoinstallation hat weniger mit Bob Ross zu tun als mit dem Raum, in dem seine Werke ausgestellt werden. Das Wohnzimmer, das sonst hinter verschlossenen Türen oder zugezogenen Fenstervorhängen verborgen bleibt, wird zum Museum und damit zu einem öffentlichen Raum. Mit der Ausstellung «Bob Ross at home» verbindet das Museum im Bellpark Öffentliches und Privates auf eine besondere Weise. Die Begegnungen zwischen den Besuchern werden im gemütlichen Wohnzimmer persönlicher, als sie es im Museum sind. Vielleicht sind es diese Begegnungen und der Austausch, der daraus entsteht, die in Erinnerung bleiben, und weniger die 39 Originale von Bob Ross.

Hinweis: Die Ausstellung findet vom 30. Oktober 2021 bis 2. Januar 2022 statt. Sie wird begleitet durch ein Rahmenprogramm, das sich stark am Raum orientiert, in dem die Ausstellung stattfindet. Neben einem Wohnzimmerkonzert von Luce und Pet Owner und einem Gespräch mit SRF-Moderator Ralf Wicki, Comedian Jane Mumford und Hilar Stadler, Leiter des Museums im Bellpark, finden auch ein geselliger Spieleabend und Malkurse statt – ganz im Sinne von Bob Ross. Weitere Informationen zur Ausstellung auf www.bellpark.ch.

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