:focus(600x338:601x339)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741009.jpg)
Luzern nahm Abschied von Hans Erni. Trotz seines teils umstrittenen Schaffens fiel dessen posthume Würdigung umso einvernehmlicher aus. Ihre Aufwartung machten nicht nur bekannte Luzerner aus Kultur und Politik, sondern auch nationale Prominenz.
Gewürdigt, verachtet, ignoriert, geliebt: Hans Erni hatte es als Künstler zu Lebzeiten nicht immer leicht. Bis zu seinem Tod vor rund drei Wochen sass der 106-Jährige täglich in seinem Atelier in Würzenbach. Mit der öffentlichen Gedenkfeier im Verkehrshaus verabschiedete sich Luzern am Freitag vom Jahrhundertkünstler.
Wie relevant sein Schaffen – nicht nur in künstlerischer, sondern auch in politischer Hinsicht – war, verdeutlicht die Anwesenheit von hochkarätigen Gästen. Nebst Regierungspräsident Reto Wyss und Stapi Stefan Roth nahm auch Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger vor Ort Abschied vom Jahrhundertkünstler. Und auch Emil Steinberger, Ursula Stämmer und Yvonne Schärli liessen es sich nicht nehmen, Ernis Frau Doris ihr Beileid auszusprechen.
Der Dokumentarfilmer Philippe Nicolet hat Hans Erni während den letzten drei Jahren viel besucht, gefilmt und sein Schaffen verfolgt. Während der Gedenkfeier wurde ein fünfminütiger Ausschnitt abgespielt. Der Film selbst, der übrigens in 3D aufgearbeitet ist, soll noch diesen Herbst fertig gestellt werden.
Ein Luzerner, durch und durch
Bis schliesslich Regierungspräsident Reto Wyss diese durchbrach und sagte: «Ein Künstler, wie kein anderer». Er sei Luzerner durch und durch gewesen. «Hans Erni wurde hier geboren und verbrachte auch seine letzten Lebensjahre in Luzern. Wir nehmen heute Abschied von einem einzigartigen Menschen, der sich ein Leben lang für die Gerechtigkeit, Menschlichkeit und die Würde einsetzte.» Ein Schaffen, das Luzern und die Schweiz leider nicht immer zu schätzen gewüsst hätten, bedauerte Wyss.
«Hans Erni war gewiss alt, aber niemals ein Greis.»
Stefan Roth, Statdpräsident
Dies unterstrich Stadtpräsident Stefan Roth in seiner Rede. «Während vielen Phasen seines Schaffens – besonders zwischen den 40er- und 60er-Jahren blies ihm nicht selten ein kritischer Wind entgegen.» Als Beispiele nannte Roth die Verbannung der von Hans Erni gestalteten Banknoten oder dessen Diskriminierung als Kommunist. «Doch Erni liess sich nie beirren. Er blieb seiner humanistischen Linie treu bis ans Ende seine Lebens, sass noch täglich in seinem Atelier und malte.» Dies trotz seines hohen Alters von 106 Jahren. «Hans Erni war gewiss alt, aber niemals ein Greis», trifft es Roth auf den Punkt.
«Kaum ein anderer Mensch, geschweige denn Künstler, kann auf eine so lange Schaffenszeit zurück blicken, die im Falle von Hans Erni rund 80 Jahre beträgt», betonte Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger vor den Gästen. Er sei ein Spiegel der Geschichte der Schweiz – und umgekehrt. Und diese war bekanntlich nicht immer, geschweige denn im 20. Jahrhundert, ein weisses Blatt. «Hans Erni hat viel Ablehnung in seinen früheren Jahren erfahren, insbesondere vom Staat. Innert kürzester Zeit wurde er vom hoffnungsvollsten Künstler der Schweiz zum Staatsfeind Nummer eins erklärt», betont Leuenberger.
«Erni war stets kämpferisch, bis ans Lebensende, aber nie verbittert.»
Moritz Leuenberger, Alt-Bundesrat
Doch beirren lassen habe sich Erni nie und nimmer, wie bereits Stefan Roth betonte. «Erni war durchaus ein politischer Künstler. Und er verstand es, wie kein anderer, die Thematik verständlich, klar und ohne Fehlinterpretationen zuzulassen dem Betrachter rüber zu bringen.» Dies zeigten insbesondere seine Plakate für das Frauenstimmrecht oder die AHV.
Der Künstler sei seiner Vorstellung einer Welt, in der Menschenwürde und Gerechtigkeit an vorderster Stelle sind, stets treu geblieben. «Es schien fast so, dass je mehr Kritik und Ablehnung seinen Werken und seiner Person entgegen stellte, er umso mehr seine Hand zur Versöhnung ausstreckte», so der Alt-Bundesrat. «Stets kämpferisch, bis ans Lebensende, aber nie verbittert», sei Hans Erni gewesen.
Hans Erni bleibe in Erinnerung als bescheidener Kämpfer, ohne je die Klingen ausgefahren zu haben. Und er scheint genau so in Erinnerung zu bleiben, wie er es wollte. Denn im Interview mit Hans Erni im vergangenen Sommer sagte er auf die Frage, was er sich wünsche, was die Nachkommen einst über ihn denken sollen, folgendes: «Ich möchte, dass die Nachkommen erkennen, dass ich mich ein Leben lang für die Menschenwürde und die Gerechtigkeit eingesetzt habe.»
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741008.jpg)
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741004.jpg)
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741005.jpg)
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741003.jpg)
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741006.jpg)
///www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2015/04/imagescms-image-005741007.jpg)
Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.