Luzern: Einigung «Salle Modulable»

Aus 120 Millionen, mach 80

Innenleben einer möglichen Salle Modulable. (Bild: (Bild: zvg))

Nach Jahren des Streits ist jetzt klar: Der Butterfield Trust und die Stiftung Salle Modulable haben sich geeinigt. Doch der Prozess auf den Bermudas hat einen grossen Teil des Geldes verschluckt. Und es gibt Bedingungen für den geplanten Neubau.

Prozesse, Lügen, Millionen aus einem Erbe – die Geschichte der Salle Modulable liest sich wie ein Krimi. Seit über fünf Jahren stritten sich die Stiftung Salle Modulable und der Butterfield Trust um 120 Millionen Franken, welche Christof Engelhorn für ein flexibles Musiktheater hatte spenden wollen.

Das Gerichtsurteil stand bereits Anfang dieses Jahres fest: Das Geld geht nach Luzern. Doch damit war der Fall nicht abgeschlossen. Erst zahlreiche Verzögerungen und Besprechungen später soll das Ziel nun tatsächlich zum Greifen nahe sein.

«Historischer Moment»

Die Parteien informieren diesen Donnerstag gemeinsam über die Zukunft des Projekts Salle Modulable. «Diese Vereinbarung stellt einen historischen Moment für unsere Stadt und für unsere ganze Region dar», sagte Hubert Achermann, Präsident der Stiftung Salle Modulable, an der Medienkonferenz. Die Vereinbarung wurde am Montag von beiden Seiten unterzeichnet.

«In den letzten Jahren glaubten wir nicht daran, dass die Salle Modulable so gebaut und später betrieben werden könnte, wie es der Vision von Christof Engelhorn entsprach», sagte Ernst F. Schmid, welcher den Butterfield Trust im Stiftungsrat der Stiftung Salle Modulable vertreten wird, an der Medienkonferenz. «Aber nach langen und intensiven Gesprächen und Verhandlungen sind wir nun überzeugt davon, dass dieses Ziel erreicht werden könnte. Deshalb ist es der erklärte Wunsch der Angehörigen des verstorbenen Christof Engelhorn, den Willen ihres Vaters und Grossvaters zu erfüllen und der Salle Modulable eine Chance zu geben, damit sie realisiert werden kann.»

Nur: was genau beinhaltet die Vereinbarung?

Erklärtes Ziel ist es, im Zentrum von Luzern ein Gebäude mit einem modularen, flexibel veränderbaren Aufführungsraum zu errichten. Das neue Theaterhaus soll eine international anerkannte Plattform für Inszenierungen und kreatives Experimentieren in den Bereichen Oper, Musiktheater, Tanz und Schauspiel bieten. Das Projekt soll im Rahmen der «Neue Theater Infrastruktur (NTI)» realisiert werden. Während der nächsten zwölf Monate wird ein amerikanisches Beratungsunternehmen auf Basis der von der Stadt Luzern identifizierten möglichen Standorte die technische Machbarkeit des Projekts abklären.

Noch rund 80 Millionen

Immer wieder wurde in den letzten Monaten darüber spekuliert, wie hoch die Erfolgsprämie für den Fund ausfallen werde, welcher für die Stiftung Salle Modulable das Verfahren auf den Bermudas führte und finanzierte.

Wie Hubert Achermann, Präsident der Stiftung Salle Modulable bekannt gibt, sind noch ungefähr 80 Millionen Franken für den Bau einer Salle Modulable vorhanden. 35 Millionen Franken gehen dementsprechend für den Gerichtsprozess auf den Bermudas, die Machbarkeitsstudie und weitere Prozesse drauf. 5,75 Millionen wurden bereits 2010 an die Stiftung ausbezahlt.

Wie viel dieser 35 Millionen Franken an den «Harbour Litigation Funding», den Prozessfinanzierer aus London geht, werde nicht verraten. Dieser hatte die Finanzierung des risikoreichen Prozesses übernommen, mit Aussicht auf eine Beteiligung an der Streitsumme von 115 Millionen Franken. Gängig ist in solchen Fällen grundsätzlich eine Beteiligung von 30 Prozent.

Die Bedingungen

Von der Seite des Butterfield Trusts wurde diesen Juni explizit darauf hingewiesen, dass die Salle Modulable gemäss Urteil des Gerichts ein Opernhaus sein müsse. Die Luzerner Politik habe das Urteil nicht verstanden und glaube, sie könne mit dem Geld des Trusts am Schluss das neue Theater bauen. Diese Einschätzung sei falsch, sagte Sacha Wigdorowits, Sprecher des Butterfield Trusts.

Mittlerweile sollte jedoch allen klar sein, dass solche Aussagen lediglich zur psychologischen Kriegsführung gehörten. Ernst F. Schmid, Vertreter des Butterfield Trusts, sagt heute klar «Ja», auch zum Sprechtheater und anderen Formen von Performances in einer künftigen Salle Modulable.

Die Machbarkeit

Wichtige Grundsätze für die Realisierbarkeit einer Salle Modulable sind die neue Machbarkeitsstudie der Arup USA Inc., ein Einsitz des Trust im Stiftungsrat der Salle Modulable und ein Machbarkeitsbeweis.

Die Machbarkeitsstudie überprüft technische, finanzielle und rechtlich-politische Rahmenbedingungen. Ausserdem werden die drei möglichen Standorte überprüft: Theaterplatz, Carparkplatz Inseliquai und der Schotterplatz beim Alpenquai.

Ernst F. Schmid wird den Sitz des Butterfield Trusts im Stiftungsrat übernehmen. Und schliesslich geht es beim Machbarkeitsbeweis um die politische Entscheidung und die Sicherstellung der Finanzierung von Bau und Betrieb des Hauses. Diese Phase muss bis Ende Dezember 2018 spätestens abgeschlossen sein.

Vertreter von Stadt und Kanton betonen für den Prozess auch die Zusammenarbeit mit dem «Theater Werk Luzern».

«Die» oder «eine» Salle Modulable

Ein Abriss

2007 wurde auf der Basis einer in Aussicht gestellten Donation von Christof Engelhorn das Projekt «Salle Modulable» ins Leben gerufen. Geplant war, für Luzern einen weltweit einzigartigen Musiktheatersaal zu bauen.

Im Oktober 2010 wurde die Schenkung jedoch durch die Erben Engelhorns zurückgezogen. Die Stiftung Salle Modulable hat daraufhin rechtliche Schritte ergriffen. Am 21. Februar 2014 bekam die Stiftung Salle Modulable vor dem Supreme Court of Bermuda Recht.

Das «Theater Werk Luzern» (TWL) integriert das Schaffen des Luzerner Theaters, des Lucerne Festivals und das der Freien Szene. Es kombiniert damit intendantische Programmgestaltung mit kuratorischer.

Sprechtheater, Musiktheater, Tanz und auch Mischformen und neue Formen sollen in einer Salle Modulable Platz finden können. Und vor allem auch die Freie Szene, wurde an der Informationsveranstaltung des TheaterClubs Luzern Ende November betont. Ausserdem beinhaltet das TWL auch die «Neue Theaterinfrastruktur», in welche die Salle Modulable integriert werden soll.

Ruhe nach dem Sturm

Eigentlich hatte der Butterfield Trust nach dem Urteil angekündigt, dass eine «Anfechtung wahrscheinlich» sei. Nach den Berichten, die vom Prozess auf den Bermudas nach Luzern drangen, wäre das nicht verwunderlich gewesen. Unterstellungen, Lügen und wiederholte Angriffe auf die persönliche Integrität seien im Gericht an der Tagesordnung gewesen (zentral+berichtete). Es war die Rede von «widerlichem Theaterspiel», Unehrlichkeit und «Verrat am alten Herrn Engelhorn».

Die harten Bandagen können nun ausgezogen werden. Alle seien entschlossen, das Projekt gemeinsam zu realisieren. Die Stiftung Salle Modulable, der Butterfield Trust, Kanton und Stadt.

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