Auf Welttour beklatscht, jetzt in der Raviolibar zu bestaunen
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Der Künstler und sein Aussteller: Märt Infanger (links) mit Roger Duvoisin, Raviolibar-Besitzer.
(Bild: hae)Roger Duvoisin präsentiert in seiner Raviolibar einmal mehr eine imposante Werkschau: die traumwandlerischen Plakate des einflussreichen Luzerner Grafikers Märt Infanger. Man staunt, dass es seine Werke nicht nur auf Plattencovers schafften, sondern gar auf die Brust von Aerosmith-Sänger Steven Tyler.
Er liebt die 20er-Jahre, Paris und Frauenporträts. Dazu ist er Musiker bei der legendären Folk-Electric-Polka-Cha-Cha-Cha-Punkrock-Band Jolly & the Flytrap aus Engelberg. Vor allem aber ist der Luzerner Grafiker Märt Infanger (50) ein begnadeter Eklektiker, der verschiedenste Stile kombiniert und dabei Neues schafft.
So kreierte Infanger nicht nur wunderbare Konzertplakate, die sich viele Liebhaber grafischer Kunst an die Wand hängen, sondern auch Plattencovers für diverse Bands oder eben seine Jollys, mit denen er als Örgelispieler seit 31 Jahren tourt. 390 Gigs gab die schunkelnde Denkertruppe, die im richtigen Leben alle erfolgreiche Unternehmer, Lehrer und Ägyptologen sind. Oder eben Grafiker wie Märt Infanger.
Raviolibar-Chef Duvoisin liebt Kunst
Und jetzt prangen seine schönsten Poster an den Wänden der vielbesuchten Luzerner Bar von Roger Duvoisin (53), einst als Architekt ebenfalls im kreativen Bereich tätig. Duvoisin, der letzten Frühling an der Hirschmattstrasse eröffnete, liebt Kunst über alles und gab diversen regionalen Kreativen bereits eine Plattform, ihre Werke auszustellen – und auch zu verkaufen.
(Bild: hae)
Beispielsweise dem Illustrator Felice Bruno oder dem international erfolgreichen Künstler Nils Nova – und immer mal wieder zeigte Duvoisin verschiedene Werke unter dem Titel «Kunst & Krempel».
«Infangers Arbeiten passen so gut in meine Raviolibar, weil auch sie voll von Zitaten aus der Vergangenheit ist.»
Beizer Roger Duvoisin
Ausstellen und verkaufen, das kann jetzt auch Märt Infanger. Geschäftsführer Roger Duvoisin wollte den Grafiker unbedingt in seiner Bar: «Ergreifend, wie Märt Infanger mit Zitaten aus längst vergangenen Tagen Geschichten erzählt. Seine Arbeiten passen so gut in meine Bar, weil auch sie voll von Zitaten aus der Vergangenheit ist: Seien dies die Stühle von Max Bill aus den 50er-Jahren oder die Musik, die gespielt wird.»
(Bild: zvg)
Man sieht Johnny Cash, einen Büstenhalter aus Diamanten, eine sich schlängelnde Boa – und die schönsten Frauengesichter und -rücken in erdigen Farben. Märt Infanger verändert entweder punkige, farbige, trashige Motive oder romantisch rockige Frauenfiguren.
Plakate für Boa, Sedel oder Engelberg
Es sind Plakate für den Veranstalter Memphisto in der einstigen Boa und jetzt im Sedel, für Jolly & the Flytrap aus der Engelberger Enklave Grünenwald oder für das Volkskulturfest Obwald.
Märt Infanger hatte schon Ausstellungen in Paris, Berlin oder Boston, er ist zudem Lehrer an der Fachklasse Grafik Luzern.
(Bild: zvg)
Der in Engelberg Geborene wollte ursprünglich Flachmaler werden – doch heute ist er glücklich als «Kunstmaler» respektive Grafiker. Er besuchte mit Gewinn die Fachklasse Grafik Luzern an der Schule für Gestaltung in Luzern. In der Stadt lebt er auch seit fast drei Jahrzehnten. Und er ist ein eifriger Sammler (zentralplus berichtete).
Nicht schlecht staunte Infanger, als der Frontmann von Aerosmith, einer der grössten US-Rockbands, sich ein Plakat des Luzerners aufs T-Shirt drucken liess. Steven Tyler trug das Shirt mit dem Delilahs-Logo voller Stolz.
Aerosmith-Sänger Steven Tyler mit dem Infanger-Shirt am 12. Juli 2012 im kanadischen Quebec:
Die Fotos gingen um die Welt, ohne dass Infanger dazu angefragt worden war. «Vermutlich hat Steven Tylers Designerin sich in mein Plakat für die Zuger Frauenband Delilahs verliebt – und schon hatte sie daraus ein Shirt gedruckt.»
Infanger wurde für seine Werke schon mehrfach ausgezeichnet. So gewann eine Engelberg-Fibel, für die er Grafiken machte, den Preis des Bundesamtes für Kultur für das schönste Schweizer Buch und den Jan-Tschibold-Preis für Typografie. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden seine Plakate schon mehrfach unter die 100 besten des Jahres gewählt. Und zudem erhielt er einen Atelieraufenthalt in New York.
«Es wurde doch schon so viel Prächtiges gemacht. Weshalb soll ich denn das Rad wieder ganz neu erfinden?»
Märt Infanger, Grafiker
Das sind schönste Erfolge – deshalb nimmt der Grafiker und Künstler diesen Ideendiebstahl der Band Aerosmith auch locker. Schliesslich lässt er sich auch allenorts inspirieren. Seine Losung: «Ich finde ja auch immer wieder neue Ideen in meinem riesigen Fundus an alten Bildern, Postkarten und Zeitungschnipseln.» Für Collagen und Mischformen greift er immer wieder auf diese alten Arbeiten und Bilder zurück. «Es wurde doch schon so viel Prächtiges gemacht. Weshalb soll ich denn das Rad wieder ganz neu erfinden?»
(Bild: zvg)
Ausstellung Märt Infanger in der Raviolibar bis am 7. April 2018.
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