Bänz Friedli bringt das Kleintheater zum Grinsen

Alles ist kompliziert – und bleibt auch so

Bänz Friedli feiert mit seinem neuen Programm «S isch kompliziert – Bänz Friedli schafft Unordnung» Premiere im Kleintheater Luzern. (Bild: Vera Hartmann)

Er gehört zu den ganz Grossen, wenn es um Schweizer Humor geht. Der Tausendsassa der guten Laune Bänz Friedli. Er präsentierte am gestrigen Abend sein neues Programm «S isch kompliziert – Bänz Friedli schafft Unordnung». Wir waren bei der Premiere im Kleintheater Luzern mit dabei.

Es ist schon bemerkenswert, dass man wider der Umstände tatsächlich in einem vollen Theater sitzt und der Protagonist live auf der Bühne auftreten kann.

Bänz Friedli ist anfänglich eine gewisse Anspannung anzumerken. Liegt es an den prominenten Freunden im Publikum? Daran, dass er sein Homeoffice verlassen hat, oder daran, dass auch noch Fernsehkameras auf ihn gerichtet sind? Man kann nur vermuten. Dennoch erreicht er das Publikum auf Anhieb und zieht es in seinen Bann. Er lockert mit einem «Lozärn, geht’s euch gut?» die Stimmung auf und erklärt auch gleich, warum er «die Gruppe verlassen hat» und was doch alles so kompliziert sei.

Etwas stakkatoartig wirkt seine Körpersprache. Es ähnelt einer Mischung aus Marionette und Rapper, der seine Punchlines abfeuert. Was inhaltlich auch zutrifft. Denn trotz des Lächerlichmachens der Jugendsprache, was etwas verstaubt und überholt wirkt, ist der Berner mit seinen Denkansätzen und Wortspielen am Puls der Zeit. Wirklich schön, wie er sich in der Lokalpolitik und dem Alltagsleben in Luzern auskennt.

Da bekommt sowohl der FCL als auch der Luzerner an sich sein Fett ab. Seine Schwerpunkte sind klar gesetzt und so wandelt der drahtige Wahlzürcher auf drei Stationen, zwischen Bühnenmitte, -rand und Lesesessel. In der Mitte folgt das eigentliche Programm, das mit der Überleitung in Form des Titels an den Bühnenrand wechselt und dort eine philosophische Komponente erhält. Denn es bleibt eben kompliziert.

Es bleibt auch kompliziert

Klimawandel, Aussen- und Innenpolitik, Ferien mit gutem Gewissen, Rechtsradikale in den ländlichen Gegenden, wirklich alles kompliziert, aber von Herrn Friedli gut seziert.

So wandeln wir mit ihm durch die genannten Themen, erfreuen uns an Parodien und bekommen auch noch aus seinem Sammelsurium von Büchern vorgelesen. Eine gewisse Entspannung macht sich beim stets selbstironisch bleibenden Kabarettisten breit. Nach einer knappen Stunde macht er erstmal Pause.

Bänz Friedli steht nach dem Homeoffice endlich wieder auf der Bühne – vor Luzerner Publikum.
Bänz Friedli steht nach dem Homeoffice endlich wieder auf der Bühne – vor Luzerner Publikum. (Bild: Vera Hartmann)

Bänz hat die Gruppe verlassen

Ein leicht ausgewechselter und lockerer Bänz Friedli strahlt uns im zweiten Teil an. Und erwähnt auch gerne nochmals, wie wichtig es ihm sei, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, und dass er sich ja selber im Homeoffice eher unlustig fand. Auch Körpersprache und Haltung wirken entspannter und so brettert er weiter über seine Hassliebe zu Bern und den Dialekt oder Regiolekt, den er eben doch nicht so ganz ablegen kann.

Dabei merkt man ihm wieder die Liebe zur Sprache an und sein Talent zum Beobachten, seien es Alltagssituationen oder die Beletage der Politik oder des Bünzlitums. Köstlich!

Das Thema Frauenfussball und generell der Fussball und die Bigotterie der nahenden WM im Wüstenstaat Katar werden ebenso thematisiert wie das Leben in Zürich und seine Schwierigkeiten. Denn es bleibt auch hier: kompliziert. Insbesondere dem Frauenfussball, den er ja gar nicht so nennen möchte, schenkt er viel Aufmerksamkeit. Das Thema ist für ihn wirklich eine Herzensangelegenheit und soll auch «verdammt noch mal nicht mehr das Nischendasein fristen, welches es bis dato gesellschaftlich noch tut».

Das trifft auf grosse Zustimmung im Publikum, welches dies mehr als lautstark beklatscht. Auch wenn die Interaktion mit den Gästen für ihn eher nebensächlich wirkt, wendet er sich ihnen im Laufe des Abends immer wieder zu, um Zustimmung oder Ablehnung zu bekommen.

The Real Shit

Veranstaltungshinweis

Bänz Friedli gastiert noch einige Tage im Kleintheater. Tickets erhalten Sie hier.

Wir gewinnen einen positiven Eindruck, auch wenn wir uns denken, dass man gegebenenfalls einige Elemente auslassen könnte oder der Humorist sich noch in einer kleinen Testphase befindet. Nach knapp zwei Stunden Programm wissen wir, was nun alles kompliziert ist und sind angenehm bedient. Wir sehen einen zufriedenen Darsteller, dessen Botschaften ernst gemeint sind und ein Publikum, darunter auch Ursus und Nadeschkin, Renato Kaiser und weitere bekannte Bühnenmenschen, das ihn feiert. Als Zugabe gibt es noch eine Gute-Nacht-Geschichte.

Sichtlich gerührt bittet er danach seinen Co-Autor, die Crew seiner Agentur und die Theaterintendantinnen auf die Bühne, um Blumen zu verteilen und sich herzlich zu bedanken. Zu guter Letzt lässt er noch alle wissen, dass das, was er macht, eben genau an solchen Orten und nicht auf Instagram oder am Laptop stattfindet. Denn das ist eben «The Real Shit»! Dem stimmen wir zu und verlassen mit einem Grinsen im Gesicht das Kleintheater.

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