Liegenschaft wird umgenutzt

Kündigungen für Luzerner in Not

Am Zihlmattweg 9/11 wird im Sommer 2016 eine Pension für Menschen in Not- und Krisensituationen eröffnet. (Bild: azi)

Nach dreijähriger Suche hat der Verein «Die Pension» eine Liegenschaft gefunden, um Menschen in Notsituationen ein Zuhause zu geben. Doch damit diese einziehen können, müssen erst andere raus.

«Drei Jahre haben wir nach einer geeigneten Liegenschaft gesucht und nun ist es endlich so weit», freut sich alt Stadtrat Ruedi Meier. Als Präsident des Vereins «Die Pension» zeigte er den Medien heute, wo Menschen in Notsituationen ab Sommer 2016 ein neues Zuhause und ein spezielles Unterstützungsangebot finden können. «In der Pension wollen wir ihnen eine einfache und unkomplizierte Wohnlösung anbieten», so Meier.

Bisherige Mieter müssen das Haus verlassen

In der Liegenschaft am Zihlmattweg 9/11 wohnen derzeit 17 Parteien, die ihre Wohnung verlassen müssen, damit «Die Pension» entstehen kann. Sechs Mieter hätten bereits ein neues Zuhause gefunden, sagt Andreas Bucher, Präsident der Brockenhaus-Gesellschaft Luzern, welche die Immobilie gekauft hat. Für die anderen Mieter werde man die guten Beziehungen zu den Wohngenossenschaften spielen lassen, um eine vergleichbare Wohung zu finden. Die Mieter der beiden Wohnblöcke in der Nähe der Allmend seien bereits im November des vergangenen Jahres informiert worden und hätten noch reichlich Zeit, bevor sie ausziehen müssen, versichert Bucher weiter.

Dass dieser Plan nun drei Jahre nach der Vereinsgründung umgesetzt werden kann, hat «Die Pension» der Brockenhaus-Gesellschaft Luzern zu verdanken. Diese kauft per 1. Mai die Liegenschaft am Zihlmattweg 9/11 in der Stadt Luzern, um sie anschliessend dem Verein zu Sonderkonditionen zu vermieten. Doch damit schliesslich Menschen in Notsituationen einziehen können, wurde den bisherigen Mietern der beiden Häuser gekündigt (siehe Box).

Selbstständiges Wohnen in Not- und Krisensituationen

«Die Unterstützung des Zwecks der Pension entspricht dem sozialen Gedanken der Brockenhaus-Gesellschaft Luzern», sagt Andreas Bucher, Präsident der Brockenhaus-Gesellschaft, über die Motivation, die Idee der Pension zu unterstützen. «Unser Liegenschaftserwerb bildet die Basis für dieses soziale Engagement.»

«Es braucht für Menschen in Notsitiationen eine einfache und unkomplizierte Lösung», meint Marcel Huber von den Sozialen Diensten der Stadt Luzern. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Einzelpersonen, die zwar selbstständig leben können, aber dennoch auf Unterstützung angewiesen sind. «Dies können Menschen sein, die einen speziellen Lebensstil pflegen, die auffallen und einfach anders daherkommen und deshalb Mühe haben, eine Wohnung zu finden», sagt Huber. Aber auch psychisch Erkrankte, die nach einem Klinikaufenthalt wieder einen Wohnraum brauchen, in welchem sie nicht völlig auf sich alleine gestellt sind, könnten dort leben.

«Es füllt die Lücke zwischen den Angeboten von Jobdach und Traversa.»
Ruedi Meier, alt Stadtrat und Präsident Verein «Die Pension»

«Wenn die aktuelle Wohnsituation plötzlich wegbricht, geraten Menschen in Not», erklärt Ruedi Meier. Die Gründe dafür seien vielfältig: Probleme in der Familie, im sozialen Umfeld oder psychische Belastungen. Seit dem Wegfall der Pension Panorama am Kapuzinerweg sind für solche Menschen in Luzern zu wenig niederschwellige Wohnangebote vorhanden. «Der Bedarf ist allerdings sehr gross», weiss Meier. Bereits während seiner Zeit als Sozialdirektor hat man dieses Anliegen immer wieder an ihn herangetragen.

Die Pension will Erwachsenen in Krisensituationen ein selbstständiges Wohnen ermöglichen und ihnen damit Stabilität geben. «Es füllt die Lücke zwischen den Angeboten von Jobdach und Traversa», erklärt Ruedi Meier. Man wolle keine Drogenszene im Haus haben und könne den Mietern auch keine intensive Betreuung anbieten. «Man lässt sie selbstständig machen, hat aber trotzdem hin und wieder ein Auge auf sie.»

Frühstück und Reinigungsservice als Kontrolle

Dazu wird in der Pension im Gemeinschaftsraum täglich ein Frühstück angeboten. «Das hat den Vorteil, dass die Leute aus ihren Zimmern kommen und man sehen kann, in welcher Verfassung sie sich befinden», erklärt Meier. Auch werde ein Reinigunsservice mindestens einmal pro Woche die Zimmer in Augenschein nehmen. «Wir lassen niemanden verwahrlosen.» Aber um Unterstützung zu erhalten, müssten die Leute aktiv auf die Berater zugehen, so Meier.

Kosten wird so ein Zimmer durchschnittlich 1’250 Franken im Monat − inklusive Frückstück, Reinigungs- und Waschservice. So viel braucht man, dass die Pension betrieben werden kann. «Im ersten Moment klingt dies nach viel Geld», sagt Meier. «Aber man darf nicht vergessen, was alles geboten wird.» Die Mieten können auch mit der Sozialhilfe oder Renten bezahlt werden, wenn kein eigenes Einkommen vorhanden ist.

Wie lange kann in der Pension gewohnt werden? «Klar ist, dass es nach einem Jahr ein Standortgespräch gibt», sagt Huber. «Wir werfen niemanden auf die Strasse. Aber wenn man wieder auf eigenen Beinen stehen kann, dann räumen wir den Platz für jemanden, der ihn dringend braucht.»

1,5 Millionen Franken Investitionen

Bis zur Übernahme der Immobile der Brockenhaus-Gesellschaft Luzern gehört sie dem Altersheim Unterlöchli. Diese habe die beiden Wohnblöcke «zu einem fairen, aber marktgerechten Preis» verkauft, wie Bucher sagt. Um welchen Betrag es sich konkret handelt, will er jedoch nicht sagen.

Offengelegt wird hingegen, dass noch rund 1,5 Millionen Franken in bauliche Massnahmen investiert werden. Dazu zählt auch die Einrichtung der Zimmer und Büros. Gut ein Jahr werde man für den Umbau brauchen. Diese Kosten werden nur teilweise von der Brockenhaus-Gesellschaft übernommen, weshalb die Pension noch auf Spenden angewiesen ist.

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