Wohnungen und Arbeitsplätze für 1,2 Milliarden

Kriens, die vermutlich grösste Baustelle der Schweiz

1,2 Milliarden an Investitionen fliessen in das Entwicklungsvorhaben.

(Bild: slam/Photomontage)

Mit dem Slogan «Die vermutlich grösste Baustelle der Schweiz» könnte Kriens derzeit werben. In der Luzerner Gemeinde entstehen ganze Quartiere, das Zentrum wird neu erfunden und auch für die Sportfans und die Verbrecher wird gebaut. Kommen Sie mit auf unseren interaktiven 1,2-Milliarden-Baustellenrundgang.

27’000 Einwohner hat Kriens heute schon. In diesem interaktiven Bericht zeigen wir den aktuellen Stand der vielleicht grössten Entwicklungs-Aktion in der Geschichte der Gemeinde am Fusse des Pilatus.

4’000 neue Krienser

Im Finanz- und Aufgabenplan 2017–2021 wird hier ein Potenzial für ein Wachstum von mehr als 4’000 Bewohnern aufgezeigt. Für sie werden rund 2000 neue Wohnungen gebaut. Das würde bedeuten, dass die Gemeinde Ende 2021 circa 31’000 Einwohner hat. Die hier vorgestellten, entstehenden Büro- und Gewerbeflächen bieten nicht zuletzt Potenzial für rund 4’000 Arbeitsplätze.

Interaktive Karte: Klicken Sie auf die Zahlen und schauen Sie sich unsere Videos über die jeweiligen Baustellen an:

Der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn sagt zu der enormen Bautätigkeit: «Das Erscheinungsbild der Gemeinde Kriens wird sich dank der Neubauten städtebaulich sehr ändern. In Luzern Süd entsteht ein moderner Stadtteil mit gemischten Nutzungen für Wohnen und Arbeiten. Das Zentrum Kriens wird mit attraktiven Gebäuden und Aufenthaltsräumen aufgewertet mit dem Ziel, dass sich mehr Menschen wohnend oder arbeitend dort aufhalten.» Auch der neue Gemeindesaal im Zentrum Pilatus sowie das neue Kultur- und Jugendzentrum Luzern Süd seien wichtige Infrastrukturen für das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Kriens, so der Bauvorsteher.

Luzern Süd

Dieses entwickelt sich dabei als eine der am stärksten wachsenden Regionen im Kanton Luzern. Rund 1,1 Milliarden Franken werden hier investiert.

0) Schweighof-Park

Bereich: Wohnen, Gewerbe. Das erste 2000-Watt-Areal der Schweiz mit Grundwasser aus 80 Metern Tiefe soll 17 Wohnhäusern und vier Gewerbe- und Dienstleistungsgebäuden auf 67’000 Quadratmetern Platz bieten: Dies wären 29’000 Quadratmeter Dienstleistungs- und Gewerbeflächen und Platz für 1200 bis 1500 Arbeitsplätze. 500 bis 600 Mietwohnungen, welche ab 2017 ersten bezugsbereiten Wohnraum für die 1200 bis 1800 geplanten Einwohner schaffen, werden momentan gebaut (zentralplus berichtete). Arealeigentümerin des 500-Millionen-Franken-Projekts ist die Erbengemeinschaft Theiler-Buholzer. Weitere Investoren sind die Luzerner Pensionskasse
 PKG, die 
Suva und die Ringpark AG, die Linsi AG
, die Schweighofpark AG sowie die St. Anna Stiftung.

1) Mattenhof I+II

Bereich: Wohnen, Gewerbe, Sportinfrastruktur. Die Swisscom wird 7500 Quadratmeter des Mattenhofs mit rund 400 Mitarbeitern beziehen. Auf den insgesamt 20’000 Quadratmetern Büronutzfläche und 7000 Quadratmetern Geschäfts- und Gastronomieflächen sind total 1300 Arbeitsplätze geplant. Zusammen mit einem Hotel mit 155 Zimmern wird hier so rund 2000 Menschen in Zukunft Platz zum Leben und Arbeiten geboten. Rund 200 Millionen Franken kostet das Projekt Mattenhof, welches insgesamt 300 Wohnungen beinhaltet für 600–700 Bewohner. Der benachbarte Standort für die Pilatus Arena (Mattenhof II) liegt ebenso zentral im neu geschaffenen gemeindeübergreifenden Stadtteil Luzern Süd, wobei die Federführung für die Entwicklung dieses Gebiets beim regionalen Entwicklungsträger LuzernPlus liegt.

Pilatus Arena (Mattenhof II)

Hauptmieter der neuen Sportarena der Eberli AG ist der HC Kriens. Die Gemeinde hatte die Umzonung des Areals um die geplante Pilatus Arena veranlasst. Damit werden neben rund 4000 Zuschauer auch einige Wohneigentümer in 80 Metern Höhe Platz im angebauten Hochhaus finden. Seit wenigen Monaten ist bekannt, dass die Helvetia Versicherung rund die Hälfte der rund 200 Millionen Franken in das Projekt am Mattenhof II co-investiert (zentralplus berichtete). Der Bau sowie die Rentabilität der Arena wird von Eberli noch im Detail abgeklärt. Gebaut wird voraussichtlich bis 2019.

Die Investitionskosten von 30 Millionen für die Halle sollen (neben vier bis sechs Millionen Franken vom Kanton und drei vom Bund) querfinanziert werden: 35 Meter zusätzlicher Mehrwert bringt zu diesem Zweck das hier geplante Hochhaus, dessen Wohnungen von Helvetia bewirtschaftet werden sollen. Insgesamt sind 350 Wohnungen vorgesehen, was rund 525 Bewohnern Platz bieten würde. Die Beiträge des Kantons (aus dem Sport-Toto-Fonds) und vom Bund (aus dem Nationalen Sportanlagenkonzept) spekulieren auf eine nationale Ausstrahlung unter Auslastung durch Tagungen, Schulsport, Konzerte und so weiter: «Die Arena ist ein Projekt von überkantonaler, ja sogar nationaler sportpolitischer Bedeutung», begründet Regierungsrat Guido Graf die Unterstützung von Bund und Kanton Luzern in einer Mitteilung.

2) Nidfeld Areal (alter Pilatusmarkt)

(Bild: Google)

Bis Ende Oktober sind die Fahrenden (siehe Video auf der Karte) die einzigen Benutzer des Nidfeld Areals. Die seit zehn Jahren brachliegende Nutzfläche der Eigentümerin Coop beträgt rund 42’000 Quadratmeter. 2020 könnte nach den Plänen des aus Sursee bekannten Investors Kumar Kamlesh hier statt Wohnwagen-Romantik ein neues Wellness-Center mit Hotel eröffnet werden. Dieses sei finanziell gesichert und soll dreimal grösser werden als jenes in Sursee und über 750 Quadratmeter Wasserfläche bieten. Die definitiven Pläne sind noch Gegenstand von Verhandlungen (zentralplus berichtete).

Darüber hinaus sollen rund 300 Wohnungen durch die Losinger Marazzi AG gebaut werden. Insgesamt würden auf dem Areal so rund 1000 Arbeitsplätze entstehen. Der Bebauungsplan soll gemäss Bau- und Umweltdepartement Ende Oktober rechtskräftig sein.

3) Justizvollzugsanstalt/Grosshof-Gefängnis

(Bild: Google)

Wohnstätten der anderen Art werden derzeit auch im Krienser Gefängnis gebaut. Wegen Platzmangel sah sich die Luzerner Regierung gezwungen, das Gefängnis Grosshof für rund 15 Millionen Franken auszubauen. Von 64 wurde auf 104 Plätze aufgestockt, nachdem die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter die Verhältnisse kritisiert hatte. Bemängelt wurde die Bewegungsfreiheit und das Fehlen der Frischluftzufuhr. Baustart für den vierten Gefängnistrakt mit vier Geschossen war 2014. Dieser wird bis Anfang 2017 fertiggestellt.

4) Eichhof West

Bereich: Wohnen, Gewerbe, Bildung. Das geplante 200-Millionen-Franken-Projekt mit 370 Wohneinheiten (mit maximal 740 Bewohnern) ist wegen Einsprachen blockiert. Der Entscheid des Kantonsgerichts wird von der Bauherrin erst nächstes Jahr erwartet. Nach ersten Änderungen soll hier nun ein Hochhaus statt zwei entstehen, 53 Meter hoch und 22 Meter breit. Statt am Fuss des Sonnenberghangs wurde dieses weiter weg an die Langsägestrasse gerückt, um die Aussicht auf den Pilatus für einige Anwohner des Sonnenbergs intakt zu lassen. Zudem sind Gewerbe- und Büroflächen von ca. 8000 Quadratmetern und damit rund 160 Arbeitsplätze möglich. Ein Bildungszentrum der Hotelfachschule IMI im Westen des Areals (50 Millionen Franken) soll rund 500 Studierenden auf dem Campus Platz bieten. Eine öffentliche Bar mit Weitsicht soll die Sicht auf das Areal in unmittelbarer Nähe der Autobahn ermöglichen.

5) Kleinfeld-Stadion

Bereich: Sport. Über diese Bauvorlage wird im November durch den Krienser Einwohnerrat entschieden. Im September wurden die Bauprofile rund um das alte Kleinfeld-Fussballstadion gestellt. Die verantwortliche Kleinfeld AG möchte zusammen mit der LUPK Pensionskasse und der Gemeinde Kriens das Projekt realisieren. Ihr Baurechtsvertrag liegt bereits vor und das Baugesuch ist Anfang September eingereicht worden. Gemäss Gemeinde Kriens gingen keine Einsprachen aus der Nachbarschaft ein.

Sollte die Baubewilligung bis Ende Jahr vorliegen, wäre der Eröffnungstermin im Sommer 2018, bei Verzögerungen spätestens im Sommer 2019. Die Sportschule Kriens und ein Fitnesscenter fungieren als die zwei Hauptmieter, die neben dem HC Kriens davon profitieren. Ein neues Sportzentrum soll den rund 700 Aktiven des SC Kriens und insgesamt 3200 Matchgästen Platz bieten und damit Challenge-League-tauglich sein. 15 von den 20 Millionen Franken budgetierte Gesamtkosten sollen privat getragen werden (zentralplus berichtete). Für August 2018 ist die Eröffnung des Sport-Centers geplant.

 

Kriens Zentrum

Das Mega-Entwicklungsprojekt «Zukunft Kriens – Leben im Zentrum» besteht aus den Projekten Schappe Süd, Eichenspes, dem Pilatus-Verwaltungszentrum, aber auch der Überbauung Teiggi. Das rund 140 Millionen Franken teure Vorhaben (siehe interaktive Karte #6 bis #9) soll einiges bewegen, mit dem Ziel, das Zentrum zu beleben und aufzuwerten. 155 Wohnungen für ca. 310 Bewohner sind hier geplant.

6) Zentrum Pilatus

Zweck: Wohnen, Verwaltung und Gemeinderatssaal. Hier war auch das ehemalige Hotel Pilatus angesiedelt. Der erwartete Bezugstermin ist Ende 2018. Gebaut  wird seit März 2016. Es entsteht eine rund 50 Millionen Franken schwere Co-Investition mit Alfred Müller mit rund 30 Wohnungen mit 2,5 und 3,5 Zimmern für rund 60 Bewohner. Die Gemeinde zahlt – mit Innenausbau – rund 25 Millionen Franken an das Wohn- und Dienstleistungsgebäude mit Gemeindesaal und zentraler Gemeindeverwaltung. Das Gebäude habe gemäss Bau- und Umweltdepartement neben den 4200 Quadratmetern Büroflächen der Gemeinde noch rund 2100 Quadratmeter Verkaufs- und Büroflächen.

7) Teiggi / Lindenpark

Zweck: Wohnen und Arbeiten. Auf dem Gemeindehausareal und dem benachbarten Teiggi-Areal soll ein Komplex mit total 125 Wohnungen und 24 Ateliers entstehen (zentralplus berichtete), die ab 2018 bezogen werden können. Das ebenfalls hier angesiedelte Projekt «Wohnen im Alter» wird privat finanziert durch die Stiftung Abendrot Basel, die Baugenossenschaft Wohnwerk Luzern und die Genossenschaft «Wohnen im Alter Kriens».

Total sind fast 80 Millionen an Investitionen vorgesehen. «Geplant ist eine Wohn- und Geschäftsüberbauung, die auch Alterswohnungen anbietet», berichten die Bauherren. Konkret hiesse dies Wohnungen für maximal 250 Bewohner auch fürs Alter und 21 Pflegeplätze. Die Bauzeit für die 6500 Quadratmeter Fläche (2000 für Ateliers und Gewerbe) der ehemaligen Teigwarenfabrik startete diesen Monat (aktueller Stand im Video) und dauert gestaffelt bis Ende 2019.

8) Schappe Süd

Bereich: Kultur, Jugend, Gewerbe. Das Areal mit dem ehemaligen Werkhof gegenüber dem Schappe-Center soll als Kultur- und Jugendzentrum, aber auch von der Musikschule genutzt werden können. Baustart war im Juni. Die geplanten Kosten belaufen sich auf circa 11 Millionen Franken, die von der Gemeinde getragen werden. Das neue Jugendkulturzentrum soll ab Frühsommer 2017 in Betrieb gehen, der Veranstaltungssaal steht im Herbst 2017 der Öffentlichkeit zur Verfügung. 2017/2018 sollen auch Ateliers im Kesselhaus, Musikschulräume sowie die Umgestaltung des Vorplatzes abgeschlossen sein. 250 Sitzplätze stehen im Innenbereich zur Verfügung. Veranstaltungen jeglicher Art, wie etwa Märkte, Feste oder kleine Theaterstücke, sind im Aussenbereich (Innenhof) geplant.

9) Eichenspes

Bereich: Feuerwehr, Werkhof, Schülerhort. Hier haben seit kurzem die Feuerwehr, der Werkhof und unter anderem ein Schülerhort ihre neue Heimat auf 4000 Quadratmetern gefunden. Die 30 Festangestellten und die rund 100 Freiwilligen der Feuerwehr erhielten eine moderne Infrastruktur. Die Kosten: 24 Millionen, getragen von Gemeinde und Feuerwehr. 4000 Personen besuchten die Eröffnung des ersten realisierten Projekts von «Zukunft Kriens – Leben im Zentrum» im vergangenen September.


Das Krienser Baustellenchaos soll in der Zukunft Klarheit schaffen.

Das Krienser Baustellenchaos soll in der Zukunft Klarheit schaffen.

(Bild: slam)

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