Vandalenakt in Triengen

Kreuz mit Motorsäge gekappt, neuer Jesus in Auftrag

An dieser Stelle ragte einst ein Wegkreuz, bevor es mit einer Motorsäge entfernt wurde. Mittlerweile wurde das Holzkreuz ersetzt. (Bild: Facebook)

Angriffe auf religiöse Symbole lösen stets heftige Reaktionen aus. So auch ein Fall aus Triengen, wo eine Jesus-Figur geklaut wurde. Ein Bildhauer ersetzt nun die Figur. Von den Tätern fehlt jedoch jede Spur. Kurios: ein identischer Vorfall vor 45 Jahren ist bis heute nicht geklärt.

«Bedenklich», «unglaublich», «ned potzt»: Ein Akt von Vandalismus sorgt in der Facebookgruppe «Du besch vo Trienge wenn…» für Gesprächsstoff. Der Beitrag wurde über hundert Mal geteilt.

Im April dieses Jahres wurde in Kulmerau ein Wegkreuz mit einer Motorsäge abgesägt. Die daran befestigte Jesus-Statue wurde entwendet. «Es ist eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Diebstahl eingegangen», bestätigt Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei. «Die Täterschaft ist noch unbekannt.» 

So sah das Kreuz ursprünglich aus. (Bild: Google maps)

Eigentümerin des Wegkreuzes ist die Kirchgemeinde Triengen. Deren Präsident René Kaufmann sagt: «Wir haben das Kreuz bereits ersetzt, nur der Korpus fehlt noch.» Man habe einem Bildhauer den Auftrag erteilt, eine neue Jesus-Statue anzufertigen.  

«In rund zwei bis drei Monaten werden wir das neue Wegkreuz einsegnen», kündigt Kaufmann an. Die Schadenssumme beziffert er auf rund 15'000 Franken. Diese werde von der Versicherung mit Ausnahme des Selbstbehaltes übernommen. Kaufmann hält fest, dass in seiner Kirchgemeinde grossen Wert auf die Pflege der Wegkreuze gelegt werde. 

Über 100 Stunden Detailarbeit

Für den neuen Korpus ist Heinz Kirchhofer aus Büron zuständig. Der gelernte Schreiner und Holzbildhauer hat sich als Bildhauer vor über 20 Jahren selbstständig gemacht. Die Nachfrage nach Wegkreuzen sei eher rückläufig, erklärt Kirchhofer. Vor drei Wochen fing er damit an, das dazu benötigte nasse Holz zu bearbeiten. «Erst wollte ich die Figur aus Eichenholz schnitzen, mittlerweile habe ich mich für Zedernholz entschieden, das schneller trocken ist», sagt er.

Für die Stabilität der langen Teile sei es von Vorteil, Längsholz zu verwenden. Die Basis bildet der mittlere Teil, die Arme werden angesetzt. «Die Figur ist zum Teil der Witterung ausgesetzt. Mit dieser Methode werden die Verbindungen lange Zeit unbeschadet halten.»

Die Figur von Heinz Kirchhofer ist in Bearbeitung. (Bild: zvg)

«Die Stunden gehen schnell vorbei», sagt Kirchhofer lachend. So um die 100 bis 150 Stunden benötige er schon. «Es gibt viel Anatomie zu bearbeiten, schliesslich trägt die Figur fast keine Kleider.» Als Künstler geniesse er gewisse Freiheiten, auch wenn diese bei christlichen Symbolen kleiner sei, als wenn er einen Auftrag für eine individuelle Arbeit annehme. 

Kreuz wurde schon mal zerstört

Gemäss mündlicher Überlieferung wurde das Holzkreuz in Kulmerau im 18. Jahrhundert aufgestellt. Hintergrund war die damals grassierende Pferdeseuche. Später wurde erzählt, es spuke in diesem Gebiet. Sogar der heilige Bruder Klaus soll einst dort erschienen sein.

Im Jahr 1974 wurde das Kreuz bereits einmal beschädigt. Der Korpus wurde abgerissen, beschädigt und ins Land hinuntergeworfen. «Das war offenbar das verabscheuungswürdige Werk von Heimkehrern aus der Wirtschaft», heisst es in der Pfarreichronik dazu. Auch in diesem Fall wurden die Täter nicht erwischt. Es wurde spekuliert, dass Militärpersonen verantwortlich sein könnten, welche an diesem Abend zur Inspektion anzutreten hatten.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von Dörflinger André
    Dörflinger André, 31.07.2019, 20:18 Uhr

    Der geschriebene Artikel ist sicher i.O. und die Tat, allein nur schon wegen des finanziellen Schadens = Selbstbehalt 10 % ? = Fr. 1’500.— verwerflich. Es handelt sich um vorsätzliche SACH-Beschädigung von entweder a) dortigen Dummköpfen oder b) Religionsgegner = ja, ja dieses Phänomen gibt’s seit neuestem ohne genauer zu werden, denn man wagt es ja kaum mehr Klardeutsch zu schreiben.

    Nun, so kämpft man nicht gegen eine Sache, sondern mit träfen Argumenten und da muss i c h , nach intensivster Be-gut-, oder schlecht-Achtung > Privatstudium der 4 Evangelien leider sagen, dass man heutzutage keine n e u e Kruzifixe mehr errichten sollte ! Alte renovieren, meinetwegen, aber keine neu mehr aufstellen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von F. Dinter
    F. Dinter, 30.07.2019, 21:49 Uhr

    «Die daran befestigte Jesus-Statue wurde entwendet.» Es handelt sich nicht um eine Statue,
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Statue) sondern um eine Figur, genauer um einen «Kruzifixus».(https://www.wissen.de/fremdwort/kruzifixus)

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Daniel Wehner
      Daniel Wehner, 31.07.2019, 10:02 Uhr

      Genau. Ein Kruzifix

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon