Ortsplanungsrevision soll es möglich machen

Kommt beim Bahnhof Zug jetzt das «All-inclusive»-Velocenter?

Die Velo-Situation am Zuger Bahnhof soll verbessert werden. (Bild: ios)

Eine alte Idee nimmt neuen Fahrtwind auf. Das schlichte «Velohaus Zug» an der Dammstrasse soll durch ein zweistöckiges Velodienstleistungszentrum mit allen Schikanen ersetzt werden. Damit verbunden wäre eine komplette Neugestaltung der Strasse.

Sie gehört zu den geschäftigsten Strassenabschnitten in ganz Zug: die Dammstrasse direkt unterhalb der Bahngeleise des Zuger Bahnhofs. Hier treffen Fussgänger, Velo- und Autofahrerinnen auf dichtestem Raum aufeinander. Der Strassenabschnitt ist, um es milde auszudrücken, wenig übersichtlich.

In der anstehenden Ortsplanungsrevision soll nun auch dieser Strassenabschnitt genauer unter die Lupe genommen werden. Das öffentliche Mitwirkungsverfahren dazu endete kürzlich (zentralplus berichtete).

Am Verfahren hat sich auch die Zuger Sektion des VCS Verkehrs-Club der Schweiz beteiligt. Der Verband schlägt eine neue Verkehrsführung auf der Dammstrasse vor. Im Zentrum steht dabei ein Leuchturmprojekt des VCS: Ein voll ausgebautes Velodienstleistungszentrum.

Abstellplätze, Werkstatt, Velokurier und mehr

VCS-Vorstandsmitglied Philipp Kissling hat die Pläne für das Dienstleistungszentrum ausgearbeitet. Dieses soll auf zwei Geschossen praktisch alles bieten, was Velofahrer sich nur wünschen können. Nebst einem Veloparkhaus soll das Gebäude etwa einen Waschplatz, eine Werkstatt mit Materiallager, Plätze für Mietvelos oder ein Büro für den Zuger Velokurier beherbergen.

«Das zukünftige Mobilitätswachstum ist so weit wie möglich über den Velo- und Fussverkehr und den öffentlichen Verkehr aufzufangen.»

Stadt Zug

Entstehen soll das neue Gebäude am nördlichen Ende der Dammstrasse, wo sich heute das «Velohaus Zug» befindet. Dieses wurde 2013 eröffnet und bietet 150 geschützte Abstellplätze (Kosten für ein Jahresabo: 90 Franken). «Die Parzelle bietet sich nicht nur durch ihre Nähe zum Bahnhof an, sondern auch dadurch, dass die der Stadt gehört», sagt Kissling.

«Es braucht in Zug längst mehr, als was das Velohaus bieten kann», sagt Kissling. Beweise dafür finden sich direkt gegenüber des Velohauses. Unterhalb des äussersten Gleises zur Metalli hin befinden sich die Gratisabstellplätze für Velos. In deren wirrem Gemenge finden sich auch einige «Veloleichen» – längst herrenlose Drahtesel, die dort herumliegen.

Stadt will vermehrt auf das Velo setzen

Die Idee eines Velozentrums ist nicht neu. Der VCS stellte schon vor Jahren entsprechende Pläne vor. Kissling hat diese nun praktisch von Grund auf erneuert und zu einem umfassenden Dienstleistungszentrum ausgebaut. «Die Zeit ist definitiv reif dafür», ist Kissling überzeugt.

Dies nicht zuletzt, weil die Stadt selbst entsprechende Signale sendet. Denn in der Ortsplanungsmitwirkung ist zur Mobilität unter dem Stichwort «Stossrichtung» Folgendes zu lesen: «Das zukünftige Mobilitätswachstum ist so weit wie möglich über den Velo- und Fussverkehr und den öffentlichen Verkehr aufzufangen.»

Es sei aber auch Tatsache, dass Zug in diesem Bereich anderen Städten nachhinke. Kissling verweist etwa auf Luzern, wo gleich zwei Veloparkierungsprojekte beim Bahnhof realisiert werden (zentralplus berichtete).

Werden die Parkplätze zum Stolperstein?

In Zusammenhang mit dem Velodienstleistungszentrum soll auch die Verkehrsführung der Dammstrasse grundsätzlich angepasst werden. Der Vorschlag des VCS: Die Dammstrasse soll im Bereich der Gleise autofrei werden:

Die Parkplätze entlang dieses Strassenabschnitts und beim Velohaus würden entsprechend aufgehoben oder verschoben werden müssen. Das sind gegen 60 Kurz- und Langzeitparkplätze. Hinzu kämen auch noch die Taxiparkplätze.

Die mögliche Aufhebung von Autoparkplätzen wird bestimmt kontroverse Diskussionen auslösen. Die Frage ist, ob dieser Aspekt bereits das Aus für das Velodienstleistungszentrum bedeutet. «Es ist garantiert der grösste Stolperstein des Projekts», ist sich auch Philipp Kissling bewusst. «Die Vorstellung, nicht mehr direkt vor den Bahnhof fahren zu können, wird Widerstände auslösen.»

«Die Vorstellung, nicht mehr direkt vor den Bahnhof fahren zu können, wird Widerstände auslösen.»

Philipp Kissling, VCS Zug

Kissling argumentiert aber so: «Allgemein ist man sich einig, dass der Bahnhof leben muss. Leben heisst auch, dass sich das Areal um den Bahnhof weiterentwickeln darf. Die Frage in Zug ist, zu wessen Gunsten dies geschehen soll. Klar zugunsten des Langsamverkehrs, finden wir.»

Marktwirtschaftlicher Betrieb kaum möglich

Ein offener Punkt des VCS-Projekts ist jener der Bewirtschaftung. «Klar ist, dass ein solches Projekt unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht umsetzbar ist.» Hier könne man sich jedoch ebenfalls ein Vorbild an anderen Städten nehmen, ist Kissling überzeugt. Dies könnte etwa die Zusammenarbeit mit karitativen Institutionen oder Arbeitsintegrations-Projekten bedeuten.

Bis Entscheidungen in Bezug auf die Dammstrasse getroffen werden können, dauert es allerdings noch: Der nächste Meilenstein in der Ortsplanungsrevision wird wohl erst im Februar 2021 erreicht. Dann sollen die Resultate der Mitwirkung in einer «Dialog-Veranstaltung» diskutiert werden. Die notwendige Volksabstimmung ist gar erst für 2025 angesetzt.

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