Baugesuch für Umnutzung gestellt

Kommt ein Kleintheater in die Zuger Altstadt?

Judith Salome Weingartner alias Clown Gerta. Weingartner stammt aus einer Stadtzuger Theaterfamilie. (Bild: PD)

In der Zuger Altstadt bewegt sich etwas: In einem ehemaligen Ladenlokal in der Ober Altstadt soll ein Klein-Varieté für Familienprogramme entstehen. Falls Einsprachen von Nachbarn das Projekt nicht blockieren.

Die Ausschreibung im kantonalen Amtsblatt weckt Neugier: Der Verein «RaBar Bühne Zug» hat ein Gesuch für eine Nutzungsänderung beim städtischen Baudepartement eingereicht. Im Wohn- und Geschäftshaus Ober Altstadt 9 soll ein Laden als Theater umgenutzt werden. Wer und was steckt dahinter?

Gesuchstellerin ist Judith Salome Weingartner. «Ich bin ein Clown und eine Zugerin», sagt sie als Erstes. Weingartner ist «Gerta». Mit Leib und Seele. Und Gerta will jetzt sesshaft werden. Nach Jahren des «Herumtreibens» in der Schweiz und in Deutschland, wo sie ihre Clownausbildung absolvierte. «14 Jahre meines Lebens war ich eine Fahrende und lebte in einem Zirkus-Holzwagen», erzählt Weingartner.

Zurück in Zug

Nun hat Clown Gerta ein Refugium in ihrer Heimatstadt gefunden. «Ich bin zurückgekommen und will mich hier niederlassen.» Das Lokal in der Liegenschaft Ober Altstadt 9 stand leer, nachdem der kurdische Lebensmittelladen ausgezogen war. Sie griff zu, hat es seit März gemietet und dort ihr Büro eingerichtet. Weingartner hat aber grössere Pläne: Der Verein RaBar Bühne Zug, den es seit drei Jahren gibt (das Theater über 20 Jahre) und den sie mitgegründet hat, will hier ein Varieté für Kinder und Familien realisieren. Das Kleintheater soll «Schabernack … partout» heissen.

Nachbarschaften informiert

Das Projekt eines Kleintheaters stösst bei den Präsidenten der Nachbarschaften auf offene Ohren. Anders als etwa das bekämpfte und verhinderte Projekt einer Tapasbar in der städtischen Liegenschaft «Ankenwaage» (zentral+ berichtete). «Das ist etwas ganz anderes», sagt Roland Hengartner von der Nachbarschaft Altstadt-Obergass. «Das Kleintheater ist ja ein Tagesbetrieb und tangiert nicht die Nachtruhe. Ich werde das Projekt an der Generalversammlung vom 22. März vorstellen und empfehlen. Ich sehe keinen Grund, warum man dagegen sein sollte.»

Bei allfälligen Einsprachen werde er sich für das Projekt einsetzen, sagt Hengartner. «Ich bewundere das Engagement von Frau Weingartner und finde diese Idee originell.» Von der Nachbarschaft Unteraltstadt war niemand telefonisch erreichbar. Gemäss Hengartner hat sich Präsident Daniel Aklin ihm gegenüber jedoch positiv geäussert. Da der Eingang zum geplanten Varieté an der Schwanengasse liegt, befinde sich die Liegenschaft genau im Grenzgebiet der beiden Nachbarschaften.

Der Verein, der bisher an verschiedenen Orten der Schweiz spielte, will eine mobile Bühne im Raum einrichten. Das Klein-Varieté wird 50 Plätze haben, einem vom Verein selbst betriebenen Cafésalon und eine Spiel-Ecke. Das Projekt leiten tun Weingartner und der Kassier des Vereins.

Umnutzung braucht Bewilligung

Eigentlich wollte «Schabernack … partout» schon im April starten. Doch zuerst muss das Umnutzungsverfahren über die Bühne gehen. Die neue Nutzung ist laut Auskunft des Zuger Baudepartements bewilligungspflichtig. Die Einsprachefrist läuft bis 16. März. Weingartner verhehlt nicht, dass sie sich ein wenig fürchtet vor Einsprachen. «Wir sind für unser Projekt auf das Wohlwollen der Nachbarschaft angewiesen», sagt die Gesuchstellerin.

Besorgte Nachbarn erkundigen sich

Sie habe einige Telefonanrufe bekommen, in denen sich Altstadtbewohner erkundigten, was geplant ist. Befürchtungen löste offenbar der Name «RaBar» aus. «Manche dachten, dass es sich um eine Bar handelt. Ich konnte sie beruhigen, dass dem nicht so ist.» Vorsorglich hat Weingartner die Präsidenten der Nachbarschaften Unteraltstadt und Altstadt-Obergass informiert. Diese wiederum hätten versprochen, ihre Mitglieder zu orientieren (siehe Box).

Clown Gerta auf der Bühne.

Clown Gerta auf der Bühne.

(Bild: zVg)

Hauptsächlich ein Tagesbetrieb

Das Varieté «Schabernack … partout» wird hauptsächlich ein Tagesbetrieb sein. Am Mittwochnachmittag sind Familienprogramme geplant. «Auftreten könnten zum Beispiel Puppenspieler, Zauberer und Clowns.» Von Donnerstag bis Samstag ist der Café-Salon nachmittags offen. Am Donnerstag und Freitag schliesst er um 19 Uhr, am Samstag um 17 Uhr. Abendvorstellungen für Erwachsene soll es einige wenige im Jahr gaben. «Sie werden aber spätestens um 22 Uhr beendet sein», sagt die Initiantin. Am Sonntagmorgen finden von 11 bis 12.30 Uhr gelegentlich Matinées statt.

Verschiedene Künstler

«Wir möchten einen Ort für Familien in Zug schaffen. Wo sollen sie sonst hingehen?», sagt Weingartner. «Eine Alternative zu McDonalds», lacht sie. Auftreten im Varieté wird nicht nur Gerta, vorgesehen sind auch die Auftritte anderer Kulturschaffenden, die sich an Kinder und Familien richten. «Wir wollen das Lokal auch an andere Künstler vermieten.» Bedingung sei, dass das Programm humorvoll sei.

Judith Weingartner ist trotz ihrer Reisetätigkeit in Zug keine Unbekannte. Vor rund zwanzig Jahren war sie noch in Zug als Theatercoiffeur tätig, hatte einen eigenen Salon, und diesen Beruf übt ihre Familie seit drei Generationen aus. «Ich bin quasi im Theater Casino aufgewachsen», sagt sie.

Im Rahmen des Ferienpasses konnte man ausserdem «Clown-Spaziergänge» in Zug mit Gerta buchen. Sie und die ebenfalls als Clowns verkleideten Kinder sind in der Stadt unterwegs. Sie treiben Schabernack, und tun auch Gutes: «Wir helfen zum Beispiel älteren Menschen, die Einkaufstasche über die Strasse zu tragen. Alles geschieht spontan, als Slapstick.» Das Angebot sei in Zug, aber auch Luzern und Thun gut angekommen.

Sponsoren gesucht

Der Verein RaBar Bühne Zug sucht noch Unterstützung für sein Projekt. «Wir sind daran, Geld aufzutreiben», sagt Judith Weingartner. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 60’000 Franken. «Einerseits sind wir an festen Partnerschaften interessiert.» Zudem hoffen die Initianten auf Subventionen von Stadt und Kanton Zug. Von dieser Seite habe der Verein bereits positives Echo erhalten für das Projekt.

Eröffnungstermin steht noch nicht fest

Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin 2. April wird wohl nicht eingehalten werden können. «Der Monat Mai ist wohl realistischer», sagt Judith Weingartner. Starten will das neue Varieté mit dem Programm «Rote Nase». Zur Eröffnung sei ein Strassentheater in der Altstadt geplant.

 

Judith Weingartner, ungeschminkt.

Judith Weingartner, ungeschminkt.

(Bild: Lumia Imaging SDK)

Standort des neuen Varietés: Das Eckhaus Ober Altstadt 9 /Schwanengasse in Zug.

Standort des neuen Varietés: Das Eckhaus Ober Altstadt 9 /Schwanengasse in Zug.

(Bild: Screenshot Google Maps)

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