Komitee «Luzern für gerechte Löhne»

Auf einem Spaziergang durch die Stadt erläuterte das Komitee «Luzern für gerechte Löhne» die Auswirkungen der Mindestlohn-Initiative auf den Kanton Luzern und widerlegte einige unhaltbare Behauptungen des Gegnerkomitees.

Auswirkungen eines Mindestlohns in Luzern

Im Kanton Luzern erhielten im Jahr 2010 insgesamt 8 Prozent der Arbeitnehmenden (entspricht 9’900 Personen) in Luzerner Privatunternehmen einen monatlichen Bruttolohn von weniger als 4’000 Franken (standardisierter Lohn, Wochenarbeitszeit 42 Stunden), teilt das Komitee mit. Unternehmen mit weniger als drei Beschäftigten wurden in dieser Statistik nicht erfasst. Die Zahl der Tieflohnbezüger dürfte also laut Komitee höher sein.

Als Skandal bezeichnet das Komitee die 1600 Personen, welche brutto weniger als 3000 Franken verdienen würden. Auffällig sei die Häufung von Tieflöhnen in den Branchen Gastgewerbe und Detailhandel.

Würden die Tieflöhne im Kanton Luzern auf 4000 Franken angehoben, rechnet LUSTAT Luzern Statistik mit 10,6 Millionen Franken zusätzlichen Steuereinnahmen für den Kanton und die Gemeinden. Geld welches in Zeiten überbordender Sparpakete mehr als willkommen wei. Finanziell lohne sich die Mindestlohn-Initiative auch für die Stadt Luzern: Nach einer sehr konservativen Rechnung spriche der Stadtrat von jährlich 30’000 bis 100’000 Franken, welche an wirtschaftlicher Sozialhilfe eingespart werden könnten, wenn die Vollzeit arbeitenden Sozialhilfeempfänger mehr Lohn verdienen würden.

4000 Franken sei auch für Gastrobetriebe realistisch
Die Gastronomie habe in den letzten Jahren lohnmässig enorme Fortschritte gemacht. Es fehle nicht mehr viel zum Mindestlohn von 22 Franken pro Stunde. Bei einem Ja zur Mindestlohn-Initiative würden die Arbeitgeber drei Jahre Zeit haben, die Löhne auf das geforderte Niveau anzuheben. Dies sei möglich und gut verkraftbar. Dies bestätigt auch Samuel Vörös, Inhaber der Brasserie Bodu in Luzern: «Wir bezahlen unseren Mitarbeitenden schon heute den geforderten Mindestlohn von 4000 Franken und ich kenne auch Betriebe auf dem Land die das tun. Wir haben einen Anstieg von 63% hinter uns – und das hat der Branche schlussendlich gut getan, wir finden wieder bessere Mitarbeiter.»

Dass jährlich viele Beizen schliessen habe nichts mit den hohen Löhnen sondern der ungesunden Branchenstruktur und der neuen Konkurrenz von Take-Aways und Bäckereien zu tun. In den letzten Jahren hätten insbesondere Hotels mit den Folgen des hohen Frankenkurses zu kämpfen. 

Tieflohnzone Detailhandel

Über ein Viertel der 330’000 Tieflohnbezüger in der Schweiz würden im Detailhandel arbeiten. Den Gewerkschaften würden Lohnausweise vorliegen, welche belegen, dass es bei Filialen in grossen Schweizer Städten Verkäuferinnen gebe, die trotz 2-jähriger Ausbildung nur gerade 3470 Franken pro Monat (auf Vollzeit hochgerechnet) verdienen würden. Einen 13. Monatslohn existiere in diesem Fall nicht.

Bitterer Kaffee bei Nespresso

Die Firma Nestlé verdiene traumhafte Gewinne mit ihren Kaffeekapseln. Zum Boom beigetragen haben laut Komitee sicherlich auch die sehr günstigen Nespresso-Maschinen. Zusammengebaut würden die Maschinen vom unbekannten Branchenriesen «Eugster/Frismag». Während der Kapsel-Kaffee rekordverdächtig teuer ist, so seien die niedrigsten Löhne bei Eugster/Frismag rekordverdächtig tief. Eine Mitarbeiterin am Fliessband, welche Komponenten für Espressomaschinen montiert erhält laut Komitee 2600 Franken pro Monat. Dies bei einer Vollzeitstelle und brutto. Eine Betriebskommission, Lohnverhandlungen oder gar ein Kollektivvertrag sei nicht im Interesse von Besitzer und Multimillionär Arthur Eugster.

Coiffeur Imperium hat Initiative schon umgesetzt

Seit 1. Mai des letzten Jahres bekommen alle Coiffeusen und Coiffeure in den fünf Filialen des Familienunternehmens Fuchs mindestens 4000 Franken Lohn nach Ende der Lehre. In der Gewerkschaftszeitung «Work» liess sich Coiffeurmeister Thomas Fuchs zitieren, die Branche müsse «endlich» umdenken: «Viele, die diesen schönen Beruf wählen, verlassen ihn nach der Lehre schnell wieder.» Mindestens ein Viertel, schätzt Fuchs: «Wir müssen diesen jungen Menschen jetzt eine Perspektive geben.»

Die Mindestlohn-Initiative schwäche somit nicht die Berufslehre, wie immer behauptet werde, sie würde vielmehr gestärkt. Schon heute könne man auf dem Bau als Ungelernter mehr als 5000 Franken verdienen. Warum also eine Lehre machen, wenn man nachher keine Einkommen von mindestens 4000 Franken aus sicher habe?

Komitee „Luzern für gerechte Löhne“

Das Komitee „Luzern für gerechte Löhne“ setzt sich für ein JA zur Mindestlohn-Initiative im Kanton Luzern ein. Das Co-Präsidium besteht aus: Werner Albisser (Katholische Arbeitnehmer Bewegung KAB), Jana Aregger (junge Grüne), Silvana Beeler (vpod), Erwin Erni (Syndicom), Joël Mayo (Juso), Giorgio Pardini (LGB), Giuseppe Reo (Unia), Ursula Schärli (SAH Zentralschweiz), Louis Schelbert (Grüne), Sandro Villiger (Avenir Social), Felicitas Zopfi (SP)

Folgende Organisationen unterstützen das Komitee:
Arbeitsgemeinschaft Luzerner Personalverbände (ALP),  Avenir Social, Junge Grüne, Juso, Grüne, Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), Luzerner Gewerkschaftsbund (LGB), SAH Zentralschweiz, SP, Syndicom, Unia, vpod.

Komitee «Luzern für gerechte Löhne»
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