Isa, garantiert kompliziert

Flirt-Fiasko: Warum man es besser lässt

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Na Süsser, auch hier? Was gibt's Besseres als einen flotten Anmachspruch. Warum gutes Flirten gelernt sein will – oder eben gleich sein gelassen werden sollte, erklärt Gesellschaft-Redaktorin Isabelle Dahinden in ihrer Kolumne «Isa, garantiert kompliziert».

Es war einer dieser Momente, in denen ich am liebsten den Inhalt meines Weinglases meinem Gegenüber ins Gesicht geschüttet hätte. Hätte – denn immerhin war ja noch Wein drin. Mit Mineral, nicht mit süsser Limonade. Mit einem Zitronenschnitz statt Orange.

Ich so, vorhin an der Theke der Bar: «Für mich gerne einen gespritzten Weisswein, süss.» Der Typ hinter der Bar so: «Süss? Bist du dir sicher?» Ich so, leicht irritiert: «Jap.» Er so, mit einem Zwinkern: «Ich geb’ dir einen gespritzten Weisswein, sauer. Du bist nämlich schon genug süss.» Ich so, angeekelt erwidert: «Hehe. Nope, gerne einen gespritzten Weisswein, süss. Sauer mag ich nicht.» Er so: «Du Süessi.» Zwinker.

Ich sagte nix mehr. Tendenziell habe ich wohl die Augen verdreht. Er machte sich also an die Arbeit, kassierte ein, reichte mir das Glas. Am Tisch bei meinem Kumpel angelangt und einen Schluck getrunken, merkte ich: Der Barkeeper hat mir wirklich einen gespritzten Weisswein sauer gemacht – und mich gleich dazu.

Mit dem Flirten ist es so eine Sache. Sobald einer der Beteiligten den Mund aufmacht, geht’s meistens in die Hose. Jedenfalls dann, wenn nicht gesagt wird, was man denkt, sondern das, wonach man bei Google unter «Beste Anmachsprüche» eben grad so fündig wurde und auswendig lernte. Sprüche eben, bei denen es dem längst verwesten Goethe in seinem Grab den Magen umdrehen würde.

Stell dir vor: Habe letztens in einer Bar einen schönen Mann gesehen. Zu ihm hingeschlendert, angezwinkert, die Worte «Hey, du Süsser, alleine hier?» in sein schönes Gesicht gehaucht. Meine Hand auf seinem Po. Oooopsie. Passierte einfach so. «Ich bekomm' gleich Diabetes, so süss bist du», flüstere ich ihm ins Ohr. Seine Augen passen zu meiner Bettwäsche, denke ich. Jackpot. Eben mal noch libidinös meine Geilheit rausposaunen, Mission erfolgreich.

Hust-hust. Keine Angst: Ich bin doch nicht so eine. Das ist alles komplizierter mit dem analogen Flirten. Im Real-Life bin ich nicht weniger picky als auf Tinder. Gefällt mir einer, rattere ich die ganze Checklist runter: Legt der wohl auch seine Zahnbürste jeweils links, die Zahnpaste rechts von seinem Brünneli hin, mache ich ihm lieber ein Kompliment für seinen Bart oder die Augenbrauen, passt er beim Weihnachtsessen an den Familientisch? Bis ich dann mit zittrigen Beinen auf ihn zulaufe – und er schon längst weg ist.

Zugegeben, der ist süss!

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