Stadtrat findet Eintritt von 12 Franken angemessen

Knatsch um Badepreise: Schwimmen in Luzern wird nicht günstiger

Schüler der dritten und vierten Primarklasse sollen obligatorischen Schwimmunterricht erhalten.


 

(Bild: zvg)

Wer im Hallenbad auf der Allmend eine Runde schwimmen will, zahlt zwölf Franken Eintritt. «Überrissen», finden die Grünen und fordern eine Reduktion. Doch sowohl der Stadtrat als auch die Hallenbad AG lehnen das ab. Denn profiteren würden die Falschen, sagen sie.

Zwölf Franken, um eine Runde zu schwimmen: Die Eintrittspreise im Hallenbad Luzern gehören im Vergleich zu anderen Bädern der Region zu den Spitzenreitern. Sehr zum Unmut der Grünen: «Dieser Preis ist viel zu hoch», hält die Partei in einem Postulat fest. Darin fordert sie, dass die Stadt möglichst bald mit der Hallenbad AG über eine Reduktion diskutieren solle.

Doch beim Stadtrat beissen sie damit auf Granit. Denn er lehnt die Forderung ab. Für eine Anpassung gibt es in seinen Augen kein Bedürfnis. «Wir erhalten sehr selten Rückmeldungen, dass die Preise zu hoch seien», sagt Stadtpräsident Beat Züsli (SP). Zumal der Eintritt mit der Sportscard – einer Treuekarte für mehrere Sportanlagen – bereits um 2.50 Franken vergünstigt und damit nur wenig teurer ist als früher im Hallenbad Biregg (siehe Box). «Mit diesem Rabatt kommt man unter zehn Franken ins Hallenbad und das nützen sehr viele.»

Der Stadtrat kommt in seiner Stellungnahme daher zum Schluss: «Die Eintrittspreise können im Verhältnis zu den effektiven Vollkosten und der Subvention der öffentlichen Hand als angemessen beurteilt werden.» Im Klartext: Der Steuerzahler soll nicht noch mehr für die Wasserratten der Stadt zahlen müssen.

Stadt will nicht Auswärtige subventionieren

Denn die aktuellen Preise – so hoch sie erscheinen mögen – sind keineswegs kostendeckend. Die Stadt steuert pro Jahr 1,1 Millionen Franken an den Betrieb der drei Bäder Allmend, Zimmeregg und Tribschen. Im Hallenbad Allmend liegt der Kostendeckungsgrad bei gut 70 Prozent.

«Von den städtischen Beiträgen würden wahrscheinlich zu einem erheblichen Teil Menschen profitieren, die nicht in der Stadt Luzern wohnen.»

Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern

Mit günstigeren Tarifen würde diese Zahl zwangsläufig sinken. Umso mehr, weil laut dem Stadtrat nicht einfach nur der Einzeleintritt von zwölf Franken reduziert werden könnte. «Man müsste das ganze Preisgefüge berücksichtigen und nach unten anpassen», sagt Beat Züsli. «Das käme einer Verlagerung der Kosten von den Kunden auf die Stadt Luzern gleich.»

Um wie viel Geld es dabei geht, lasse sich zurzeit nur schwerlich beziffern. Für Züsli ist aber klar, dass ein solches Giesskannenprinzip nicht zielführend ist. «Von den städtischen Beiträgen würden wahrscheinlich zu einem erheblichen Teil Menschen profitieren, die nicht in der Stadt Luzern wohnen.» Denn im Hallenbad auf der Allmend schwadern nicht nur Städter, sondern auch Menschen aus der Agglomeration und womöglich gar aus anderen Kantonen. Eine entsprechende Auswertung ist angedacht. Diese gelte es abzuwarten, bevor eine sinnvolle Diskussion über die Eintrittspreise geführt werden könne, so Züsli.

Ball liegt bei der Hallenbad AG

Dazu kommt ein formeller Punkt: Die Hallenbad AG gehört zwar vollständig der Stadt, wird aber als eigenständiges Unternehmen geführt. Der Stadtrat respektiere diese unternehmerische Freiheit, hält er in seiner Stellungnahme fest. «Das gilt auch für die Preispolitik, weshalb der Stadtrat keine diesbezüglichen Entscheide trifft.»

«Die Stadt soll Bedingungen schaffen, dass ein Hallenbadeintritt für alle zahlbar ist.»

Marco Müller, Grossstadtrat Grüne

Der Ball liegt also bei der Hallenbad AG. Und dort will man von günstigeren Eintritten nichts wissen. Die Hallenbad AG sehe keinen Anlass, von den Preisen abzurücken, heisst es in der Antwort zum Postulat. Zwar ist man sich bewusst, dass die Preise vergleichsweise auf hohem Niveau liegen. Das sei aber gerechtfertigt, weil das neue Bad auf der Allmend viel grösser ist und länger geöffnet hat.

Geschäftsführer Reto Mattmann, der am Montag nicht erreichbar war, hat bereits im Dezember in Medienberichten festgehalten, dass sich die Preise bewährt hätten und es nur selten zu Reaktionen von Kunden komme. Im Gegenteil: Das Hallenbad erweist sich als Publikumserfolg – pro Jahr bewegt sich fast eine Viertelmillion Menschen auf der Allmend ins Wasser.

Grüne kontern

Den Grünen stösst diese Haltung sauer auf. «Früher hiessen die Bäder an vielen Orten auch Volksbad. Dies zeigt auf, das Bad gehört dem Volk, und dies ist heute noch so», sagt Postulant Marco Müller mit Verweis darauf, dass die Hallenbad AG zu 100 Prozent der Stadt gehört. Für ihn ist darum klar: «Die Stadt soll Bedingungen schaffen, dass ein Hallenbadeintritt für alle zahlbar ist.»

Was Hallenbäder in der Region kosten

Im Hallenbad Luzern kostet ein Einzeleintritt 12 Franken, mit der Sportscard 9.50 Franken. Die Sportscard ist eine Karte, auf die man mindestens 100 Franken laden muss und die nebst dem Hallenbad auch im Eiszentrum, im Tribschenbad, in der Zimmeregg-Badi und in der Sporthalle Würzenbach gültig ist. Für Stadtluzerner günstiger angeboten wird im Hallenbad die Jahreskarte, die 384 Franken kostet (statt 480 für Auswärtige). Im alten Hallenbad Biregg kostete ein Einzeleintritt 8.50 Franken.

Genau gleich teuer wie in Luzern wird das Schwimmen im Ägeribad in Oberägeri, das diesen Herbst eröffnet. Auch dort kostet der Einzeleintritt 12 Franken, 9.50 mit einer Mehrfachkarte.

Günstiger ist Schwimmen in der Agglomeration, wo die Bäder allerdings auch deutlich älter sind. In der Schwimmhalle Krauer in Kriens werden für einen Einzeleintritt 7 Franken fällig, im Mooshüsli in Emmen 9.50.

In Müllers Augen wäre ein Eintrittspreis von 7 bis 8.50 Franken angemessen. Doch wieso braucht es günstigere Tarife, wenn doch die Besucherzahlen jährlich ansteigen – und die Menschen offenbar bereit sind, die aktuellen Preise zu zahlen? «Die Menschen haben kaum Alternativen», argumentiert Marco Müller. Wer sich die zwölf Franken nicht leisten könne, bleibe zu Hause oder gehe ins Mooshüsli nach Emmen oder in die Krauerhalle in Kriens schwimmen.

Das Hallenbad habe eine wichtige gesellschaftliche und sportliche Funktion, die Stadt müsse ein Interesse daran haben, dass sich möglichst viele Luzerner den Eintritt leisten können. Angesprochen auf die Gefahr, mit städtischen Steuergeldern Schwimmer aus Horw oder Kriens zu subventionieren, winkt Müller ab. «Falls nötig und nicht anders möglich – und nur dann – kann über einen Einheimischentarif nachgedacht werden.»

Kippt im Stadtparlament die Stimmung?

Das Thema dürfte voraussichtlich an der nächsten Sitzung des Stadtparlaments am 26. April diskutiert werden – wieder einmal. Denn die Grossstadträte diskutierten bereits letzten Dezember über die Hallenbadpreise. Nebst den Grünen kamen damals auch aus der SP-/Juso- und der GLP-Fraktion kritische Stimmen. Doch am Ende blieb es eine Minderheit (zentralplus berichtete).

Auch weil beispielsweise die FDP trotz Verständnis für das Anliegen eine generelle Senkung als falschen Weg erachtete. Sie regte darum an, sozial Schwächere direkt zu unterstützen. Infrage käme dafür etwa die Kulturlegi, die zahlreiche Freizeitangebot für Menschen mit geringem Einkommen vergünstigt. Eine solche Möglichkeit könne man durchaus prüfen, sagt Stadtpräsident Beat Züsli. Konkrete Schritte sind aber nicht geplant, der Stadtrat wolle zuerst die Diskussion im Parlament abwarten.

Einer zusätzlichen Vergünstigung für Menschen mit tiefem Einkommen steht auch Marco Müller von den Grünen positiv gegenüber. «Mir ist es aber ein Anliegen, dass alle Menschen zu bezahlbaren Preisen ins Hallenbad können. Gerade Mittelstandsfamilien können sonst nicht davon profitieren.» Reaktionen auf Social Media hätten gezeigt, dass er damit nicht allein dasteht, sagt er. «Ich hoffe sehr, wir finden diesmal eine Mehrheit.»

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