Nach Stürmen und trockenem Frühling

Klimawandel, Borkenkäfer und Corona-Krise: Luzerns Wald ist im Dauerstress

Luzerns Wälder haben in den letzten Monaten gelitten. (Bild: Kanton Luzern)

Die Winterstürme und der trockene Frühling setzen dem Luzerner Wald zu. Nun treibt auch noch der Borkenkäfer sein Unwesen. Als wäre das nicht schon genug, sorgen die tiefen Holzpreise dafür, dass das Fällen oftmals nicht mal mehr kostendeckend ist. Jetzt wird der Kanton aktiv.

Das extreme Wetter der letzten zwei Jahre macht sich nun deutlich bemerkbar: Der Luzerner Wald ist geschwächt und kämpft derzeit mit zwei Herausforderungen, wie die Dienststelle Landwirtschaft und Wald mitteilt.

Zum einen ist da der Borkenkäfer. Der Schädling hat sich in den letzten Monaten stark vermehrt und greift nun auch gesunde Nadelbäume an. Hauptbetroffen ist die Fichte, auch als Rottanne bekannt. Die anhaltende Trockenheit führe zudem dazu, dass an exponierten Stellen auch Buchen und Weisstannen verdorren.

Holzmarkt ist überlastet

Die andere Herausforderung ist der tiefe Holzpreis. Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen ist der Holzmarkt europaweit überlastet. Die Räumung der Bäume ist angesichts des tiefen Holzpreises in vielen Fällen nicht kostendeckend, schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Trotz Wiederaufnahme der Arbeit auf den Baustellen und in der Verarbeitung sei damit zu rechnen, dass grosse Mengen an Schadholz die Kapazitäten der Holzlogistik übersteigen. 

Immerhin: Die Konsequenz daraus ist, dass vermehrt stehendes oder liegendes Totholz im Wald verbleibt. Viele Lebewesen sind auf Totholz angewiesen, so auch Gegenspieler von Borkenkäfern, darunter verschiedene räuberische Insektenarten.

Kredite werden aufgestockt

Seit 2018 setzen der Bund und der Kanton Luzern für Schutzmassnahmen im Wald pro Jahr durchschnittlich 2,9 Mio. Franken ein und behandeln rund 40'000 Kubikmeter Holz. Dafür sind 1,5 Millionen Franken innerhalb der bestehenden Kredite umgelagert und seitens Bund und Kanton Luzern um insgesamt 3,5 Millionen Franken befristet zur Schadensbewältigung aufgestockt worden.

Eine der Massnahmen, die durch solche Kredite umgesetzt wird, besteht darin, das Holz im Bestand zu entrinden und liegen zu lassen. Ziel ist es, so dem Borkenkäfer das Brutmaterial zu entziehen und einer starken Vermehrung vorzubeugen.

Klimawandel soll besser berücksichtigt werden

Für den Kanton sei klar, dass das rasche Tempo des Klimawandels – mit wärmeren Temperaturen, längeren Trockenzeiten und mehr Stürmen – den Luzerner Wald weiterhin strapazieren werden. «Die heute keimenden Bäume werden bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima wachsen», heisst es in der Mitteilung dazu weiter.

Auf den heute beschädigten Flächen würden sich jedoch Chancen für «stabile Mischwälder mit trockenheits- und hitzetoleranteren Laub- und Nadelbäumen» bieten.

Zur Lenkung der gewünschten Baumartenzusammensetzung werden gezielte Eingriffe im Jungwald nötig sein, heisst es weiter. Wo nötig, werden Bund und Kanton die Pflanzung von standortgerechten, dem künftigen Klima angepasste Baumarten fördern. Dabei können auch seltene Baumarten wie Eichen eingesetzt werden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 12.06.2020, 11:54 Uhr

    «Die anhaltende Trockenheit»
    Ähm, aktuell erleben wir zwei Wochen Regen und warm ist es auch nur gerade heute.
    Wenn man vom «Klimawandel» nichts wüsste, käme man im Moment nicht auf die Idee, dass es ihn überhaupt gibt.

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    • Profilfoto von ludin
      ludin, 12.06.2020, 22:22 Uhr

      Es ist eine Binsenwahrheit: der Unterschied zwischen Wetter (kurzfristig) und Klima (langfristig). Darum ist es unsinnig, auf grund eines begrenzten Zeitraums am Klimawandel zu zweifeln.

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