Lange Wartelisten für Mittagstisch und Freizeitbetreuung

Kinderbetreuung in Zug: Eltern, die viel arbeiten, sollen mehr bezahlen

Gab's bisher in Zug nicht: Hausaufgabenhilfe in der Freizeitbetreuung. (Bild: Adobe Stock)

In Zug stehen derzeit 274 Kinder auf den Wartelisten für schulergänzende Betreuungsangebote – mehr als bisher angenommen. In zwei Jahren soll der Mangel behoben sein, sagt die verantwortliche Stadträtin Vroni Straub (CSP) – und erklärt, wie.

Dank schulergänzender Kinderbetreuung können berufstätige Eltern Job und Familie unter einen Hut bringen. Die Angebote sind äusserst gefragt. In der Stadt Zug nehmen sind rund die Hälfte der 2500 Schulkinder im Hort oder am Mittagstisch. Tendenz steigend.

Seitdem 2008 die Mittagstische und die Nachmittagsbetreuung in Zug eingeführt wurden, hat die Stadt das Angebot laufend ausgebaut und die Zahl der Plätze mehr als verdoppelt. Dennoch gibt es Engpässe und Klagen von Eltern, die ihre Kinder nicht unterbringen.

Postulat für genügend Plätze

Die FDP-Gemeinderätinnen Karen Umbach und Maria Hügin hatten im Frühling 2019 in einem Postulat gefordert, dass mehr Betreuungsplätze geschaffen werden. Zudem soll die Kinderbetreuung für die Eltern besser planbar sein. Der Stadtrat hat jetzt einen Schlachtplan dafür präsentiert.

Erste Erkenntnis: Das Angebot erfüllt die Wünsche der Zuger Eltern schlechter als bisher angenommen. Bisher ging die Stadt davon aus, dass es bei der Zuteilung der knapp 800 Plätze am Mittagstisch und in der Nachmittagsbetreuung im Juni für rund 50 Kinder nicht zum gewünschten Platz reichte (zentralplus berichtete).

Nun zeigt sich, dass 274 Kinder auf den Wartelisten für schulergänzende Betreuungsangebote stehen. Die meisten leben in Zug West – also in den Quartieren Herti, Letzi und Riedmatt – gefolgt vom Zentrum und vom Guthirt-Quartier.

Zweite Erkenntnis: Nicht an jedem Tag wird nach dem gleichen Betreuungsangebot verlangt. Zum Beispiel gibt es am Mittwoch fast genug Plätze.

Am Montag ist die Warteliste am längsten. Dann fehlen 107 Plätze am Mittagstisch und 83 in der Nachmittagsbetreuung. Am Donnerstag ist es gerade umgekehrt. Dann fehlen 74 Plätze am Mittagstisch, aber sehr viel mehr, nämlich 102 Plätze, in der Nachmittagsbetreuung.

Fast überall Lösungen gefunden

Dritte Erkenntnis: Nackte Zahlen sind nicht aussagekräftig. Wie kann es sein, dass derzeit 274 Kinder auf der Warteliste stehen, während im Juni 50 Kinder keinen Platz in den Betreuungsangeboten fanden? Schulvorsteherin Vroni Straub (CSP) klärt auf: Ein Kind kann mehrmals auf der Warteliste stehen – an verschiedenen Tagen.

Obwohl es aufgrund der kommunizierten Zahlen im ersten Moment also anders aussieht, hat sich die Situation gemäss Straub in Tat und Wahrheit seit Juni entschärft. «Mittlerweile haben wir für fast jedes Kind eine Lösung gefunden.» Zwar nicht immer zu allen gewünschten Zeiten. Aber man bemühe sich intensiv, im Gespräch mit den Eltern Auswege zu finden.

Birchmeier in der Pflicht

Straub will innerhalb von zwei Jahren ein bedarfsgerechtes Angebot in der Stadt Zug sicherstellen. Der Plan: In Zug West wird das Kleinschulhaus Riedmatt renoviert und teilweise für die Kinderbetreuung genutzt. Beim Schulhaus Herti wird ein zusätzlicher Modulbau angemietet  – sodass es in Zugs Westen bald mehr Plätze gibt, als derzeit nachgefragt werden.

Diese Plätze könnten durch Kinder aus dem Guthirt-Quartier belegt werden. Dieses ist der grösster Knackpunkt in der Stadt Zug – weil die Schule aus allen Nähten platzt. Bis ein Neubau auf städtischem Grund – bei der alten Musikschule am Lüssiweg – steht, wird es noch Jahre dauern. Also braucht es kreative Lösungen.

Diese sucht nicht Vroni Straub, sondern die Bauvorsteherin, Eliane Birchmeier (FDP). Sie ist dafür verantwortlich, dass genügend Schul- und Betreuungsraum zur Verfügung steht. Die FDP-Politikerin hatte vor ihrer Wahl in den Stadtrat als Parlamentarierin verschiedentlich Druck gemacht in Sachen Kinderbetreuung (zentralplus berichtete). Jetzt kann sie das Problem gleich selber lösen.

Ziel modulare Tagesschule

Doch blicken wir in die Zukunft. Der Zuger Stadtrat will nur Kapazitäten in der schulergänzenden Kinderbetreuung schaffen. Er hat zudem entschieden, die Kinderbetreuung zu einer flächendeckenden modularen Tagesschule auszubauen (zentralplus berichtete). Das werde «grundsätzliche Diskussionen» im Grossen Gemeinderat erforderlich machen. Diese werden kommenden Frühling geführt.

Die Stossrichtung steht aber schon fest. Der Umbau der Schulen wird nicht nur mehr Betreuung, sondern auch höhere Tarife für die Eltern bringen. Künftig sollen Eltern, die ihre Kinder an vier oder fünf Wochentagen in die schulergänzende Kinderbetreuung schicken, für den vierten und fünften Tag pauschal mehr bezahlen – unabhängig von der Höhe des Einkommens. Das liegt daran, dass der Stadtrat sein Angebot auf eine Musterfamilie ausrichten will, die zu 140 Prozent arbeitet. Wer mehr arbeitet, soll mehr bezahlen.

Parlament hat das letzte Wort

«Das ist durchaus angezeigt», findet Vroni Straub. Schliesslich werde das Angebot zur schulergänzenden Kinderbetreuung demnächst ausgebaut. «Es wird neu eine Hausaufgabenhilfe und eine Morgenbetreuung geben.» Letztere erlaubt es berufstätigen Eltern, die Schulkinder bereits um 7.30 in die Obhut der Betreuerinnen zu geben. «Ausserdem bleiben unsere Tarife in Zug im Vergleich mit anderen Gemeinden immer noch sehr günstig», sagt Straub. Die Tariferhöhung sei aber erst im Stadtrat «angedacht» und muss vom Stadtparlament 2021 beschlossen werden.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Daniel Danuser
    Daniel Danuser, 09.11.2020, 17:51 Uhr

    Hört endlich auf die Fleissigen zu bestrafen. Steuern auf dem Lohn funktionieren 1:1 wie bei Zigaretten. Ohne die Fleissigen geht es den faulen schlecht.

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