Sihlbrugg: Am Kreuzhügel stocken die Arbeiten

Kies abbauen ist nicht schwer, Gruben auffüllen dagegen sehr

Baumaschinen in der alten Kiesgrube Chrüzegg am Kreuzhügel.

(Bild: mam)

Mit Kies wird in der Region Zug seit Langem eine Menge Kies gemacht. Nur wenn es darum geht, die Löcher vom Abbau in der Landschaft zu füllen, dauert das länger manchmal als geplant. Wie im Moment am Kreuzhügel bei Sihlbrugg.

In der Boomregion Zug wird gebaut wie verrückt – und dabei fällt tonnenweise Aushubmaterial an. Trotzdem können die alten Kiesgruben in der Landschaft damit nur schwer wieder gefüllt werden.

Im Fall der ehemaligen Kiesgrube Kreuzhügel, die nahe Sihlbrugg auf dem Gebiet der Gemeinden Baar und Neuheim liegt und bis spätestens 2018 hätte aufgefüllt werden sollen, muss die Risi AG sogar eine Verlängerung der Bewilligung bis 2022 beantragen. Ein entsprechendes Begehren liegt auf der kantonalen Baudirektion öffentlich zur Einsicht auf.

Alte Kiesgrube Chrüzegg am Kreuzhügel: Der abgetragene Hügel wird neu modelliert.

Alte Kiesgrube Chrüzegg: Hier wird ein neuer Kreuzhügel modelliert.

(Bild: mam)

Altstadtkatastrophe: Es geschah wegen der Seekreide

«Nicht jedes Material eignet sich, um den Kreuzhügel aufzufüllen», erklärt Reto Spiess vom Zuger Amt für Raumplanung. In der Lorzenebene, wo viel gebaut wird, bestehe der Untergrund aus Seekreide. Die hat eine starke Tendenz, zu rutschen, wie man seit der Zuger Altstadt- und Vorstadtkatastrophe weiss. In den Jahren 1435 und 1887 glitten bekanntlich Teile der Stadt in den Zugersee ab.

«Für den Kreuzhügel hingegen brauchen wir standfestes Material – Steine und Felsbrocken zum Beispiel», sagt Adrian Risi, Produktionsleiter der Unternehmung Jura Materials, zu der die Risi AG seit einigen Jahren gehört. Denn die Kreuzhügel-Grube, die man bereits seit 2004 am Auffüllen ist, soll wieder als richtiger Hügel in der Landschaft erstehen – 80 Meter hoch. Auf der Südseite entsteht ein Naturschutzgebiet, der Rest des renaturierten Geländes soll Landwirtschaftsgebiet werden, wo dereinst wieder Kühe weiden sollen. Dies sieht der Endgestaltungsplan vor.

Auch drei andere Kiesgruben brauchen standfestes Material

Nun ist die Firma Risi nicht das einzige Unternehmen, das nach steinigem Aushub Ausschau hält. Der Abbau von Kies, dem grauen Zuger Gold und einzigem natürlichem Rohstoff ausser Holz und Wasser, ist immer noch ein gutes Geschäft. Der Kanton exportiert doppelt so viel Kies, wie er einführt, und neben dem stillgelegten Kreuzhügel-Werk gibt es vier weitere Kiesgruben, die aktiv ausgebeutet werden.

Alte Kiesgrube Chrüzegg: Noch fehlt Material um die einstige Geländeform zu erreichen.

Alte Kiesgrube Chrüzegg: Noch fehlt Material um die einstige Geländeform des Kreuzhügels zu erreichen.

(Bild: mam)

Dort wird aber nicht nur gelocht. Laut Reto Spiess haben die Kieswerke die Auflage, den abgebauten Teil ihrer Gruben kontinuierlich auch wieder aufzufüllen. Drei der vier Kiesgruben liegen im Berggebiet, in den Gemeinden Menzingen und Neuheim in hügeligem Terrain. Und deswegen brauchen auch sie standfestes Material, von dem es offensichtlich nicht genug auf dem Markt gibt. «Es sind viele in einer ähnlichen Lage wie wir», bestätigt Adrian Risi. Die Kiesabbauer Kibag und Sand AG sind Konkurrenten im Rennen um den begehrten festen Ausbub.

Hilft der Tunnelbau?

Die einzige Kiesgrube, die leichter zu füllen ist, liegt im Ennetsee – im Chamer Ebnetthal. «Dort geht auch Seekreide», sagt Adrian Risi, der mit der Risi AG ein modernes Beton- und Kieswerk errichtet hat.

Für die Kiesgruben im Berggebiet bliebe zu hoffen, dass mit dem Bau der zweiten Gotthard-Röhre wieder genügend fester Aushub anfällt, um die Löcher in der Landschaft zu füllen. Doch Risi winkt ab: Der Aushub für die zweite Gotthard-Röhre werde im Urnersee versenkt, sagt er. Auch die ganzen andern Tunnelbauprojekte in der Schweiz kämen nicht in Frage. «Der Transportpreis für den Aushub spielt in diesem Geschäft die entscheidende Rolle». Diese Materialien über eine weite Strecke zu transportieren, koste einfach zuviel. «Daher stehen uns nur die Materialien im Grossraum Zug zur Verfügung und die sind rar.»

Darum ist der Kreuzhügel ist ein Symbol für den Kanton Zug

Die ehemalige Kiesgrube Kreuzhügel ist nicht einfach ein Loch in der Gegend, sondern ein Symbol für Zug – gewissermassen Denkmal gewordene Landschaft. Das Denkmal hat dem Kreuzhügel der Zuger Filmemacher Erich Langjahr gesetzt. In seinem Werk «Ex voto» (1986), einer Hommage an seine Heimat, zeigt er die Bäuerin Trudi Heggli, wie sie vom Gubel in Menzingen zu Fuss ins Einkaufszentrum Zugerland zum Posten geht.

Trudi Heggli aus Menzingen: Sie ging in «Ex Voto» zu Fuss ins «Zugerland» einkaufen. 

Trudi Heggli aus Menzingen: Sie ging zu Fus nach Steinhausen einkaufen. 

(Bild: langjahr-film)

Nonnen vom Gubel am Heuen. 

Nonnen vom Gubel am Heuen. 

(Bild: langjahr-film)

Sie steht für Tradition und Beharren im Zugerland, das sich damals zum Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort wandelte. Als Symbol für den Aufbruch in die Moderne setzte Langjahr die Bagger der Firma Risi ins Bild, wie sie am Kreuzhügel in den Untergrund graben und der Mutter Erde das Kies entreissen.

Kies steht dabei auch als Metapher für den sprichwörtlichen Gewerbefleiss und Geschäftssinn der Zuger, der schon bestand, bevor der Kantonshauptort ein wichtiger Handelsplatz wurde.

Kiesabbau in den 1980er Jahren: Hier in der Grube Betlehem in Neuheim.

Kiesabbau in den 1980er Jahren: Hier in der Grube Betlehem in Neuheim.

Im Zentrum des Films: der Gubel, ebenfalls ein Moränenhügel und mit seinen Kloster ebenfalls eine Art Kreuzhügel.

Im Zentrum des Films: der Gubel, ebenfalls ein Moränenhügel und mit seinen Kloster auch ein Kreuzhügel.

(Bild: langjahr-film)

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