Die wundersame Wandlung eines Zuger Brotes

Kein Mist – aber auch kein Steinzeitbrot

Der alte Torfklumpen (links) und ein modernes Brötchen. (Bild: zvg)

Was seit längerem im Zuger Museum für Urgeschichte als «Steinzeitbrot» präsentiert wird, ist in Wahrheit etwas ganz anderes. Im Sommer wurde es als Mistklumpen interpretiert, was selbst dem deutschen «Spiegel» eine Meldung wert war. Eine neue Untersuchung zeigt nun: Das Vorbild für das in den Zuger Bäckereien verkaufte Produkt ist kein Brot – aber auch kein Mist.

Letzten Frühling hat das Zuger Amt für Denkmalpflege und Archäologie gemeinsam mit dem Zuger Bäcker- und Confiseurmeister-Verein das «Zuger Pfahlbaubrot» lanciert. Anstoss dazu war ein Fund aus dem Jahr 1997, der im Museum seit längerem als «jungsteinzeitliches Brötchen» präsentiert wurde. Im Rahmen einer Sonderausstellung sollte dieser nun auf seine Zusammensetzung hin untersucht und anschliessend in einem pfahlbauerzeitlichen Ofen nachgebacken werden.

Alter und Inhalt änderten ein erstes…

Diese Pläne wurden aber gleich mehrfach durchkreuzt. Die Analyse des Objekts durch einen Spezialisten für prähistorisches Gebäck am Vienna Institute for Archaeological Science ergab nämlich, dass es sich mitnichten um ein Brot, sondern eher um Dung handelt. Für Irritation sorgte auch die Datierung: Zwei Labors haben unabhängig voneinander ein Alter von ungefähr 11’000 Jahren ermittelt. Damit würde es nicht in die Jungsteinzeit, die vor rund 7’500 Jahren begann, sondern noch in die Mittelsteinzeit gehören.

Um mehr über das Objekt zu erfahren und ganz sicher zu gehen, wurden diesen Sommer weitere Untersuchungen am Departement für Umweltwissenschaften der Universität Basel in Auftrag gegeben. Die Schlussfolgerungen sorgten einmal mehr für verwunderte Gesichter. Sie brachten nämlich nicht den erwarteten Aufschluss über den «Erzeuger» des Dunghaufens, sondern führten zu einer weiteren Umdeutung.

… und nun ein zweites Mal

Der Klumpen besteht hauptsächlich aus kleinen, stark zersetzten Pflanzenresten, die für Torfablagerungen der Späteiszeit (vor rund 13’000 Jahren) typisch sind. Diese Ablagerung wurde zu einem späteren Zeitpunkt von Gräsern durchwurzelt, was die mittelsteinzeitliche Datierung erklärt. Dieses durchwurzelte Stück Torf wurde irgendwann aus seinem Verband gelöst und wohl durch Wasser in seine rundliche Form gebracht – ähnlich einem Kiesel.

Es könnten längst nicht alle Funde so genau untersucht werden, dass sie zweifelsfrei bestimmbar seien, erklärt das Zuger Museum den wiederholten Lapsus. In solchen Fällen würden für die  Deutung Hypothesen aufgestellt, die sich jedoch genauso gut als falsch wie als richtig herausstellen könnten. Dies gelte insbesondere dann, wenn es sich um wenig erforschte Objekte wie Pfahlbauerbrot handle. Jedoch sei es eher selten, dass archäologische Funde eine mehrfache Umdeutung erfahren.

In Bäckereien erhältlich

Das Brot wird seit März in den Bäckereien Amstad, (Cham), Bossard (Zug), Hotz-Rust (Baar, Hünenberg, Rotkreuz, Zug), Speck (Zug) und Von Rotz (Cham, Steinhausen, Rotkreuz, Baar). verkauft. Es ist auf Dinkelbasis hergestellt und enthält ganze Haselnüsse. Auch ist das Steinzeitbrot  weiterhin in der Sonderausstellung «Einfach tun» im Museum für Urgeschichte zu sehen. Am kommenden Sonntag bietet sich die nächste Gelegenheit, im Rahmen einer öffentlichen Führung mehr darüber zu erfahren.

Das Zuger Pfahlbaubrot, wie es in Bäckereien verkauft wird.

Das Zuger Pfahlbaubrot, wie es in Bäckereien verkauft wird.

(Bild: zvg)

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