Noch bleibt vor der Abstimmung vieles unklar

Kein höherer Sanierungsbedarf beim L&G-Gebäude

Für 4,9 Millionen Franken soll das ehemalige Landis&Gyr-Gebäude umgebaut werden, in das die Stadtverwaltung einzieht.

(Bild: zvg)

«Wie sieht die Zukunftsplanung des Stadtrats bezüglich des L&G-Gebäudes aus?», wollten Simon Rohrer und Roman Burkard von der FDP-Fraktion des Zuger Stadtparlaments wissen. Die Antwort des Stadtrats liegt jetzt vor. Sie ist vage. Vieles bleibt in der Schwebe bis zur Abstimmung Ende September.

Am 25. September stimmt die Stadt Zug über die «Doppelinitiative» ab. Ein wichtiges Argument in der Abstimmungsdiskussion dürften die Kosten für den Umzug und für die Umbauten in denjenigen Stockwerken sein, die für die städtische Verwaltung vorgesehen sind.

Zur Erinnerung: Vor vier Jahren beschlossen die Stadtzuger in einer Volksabstimmung den Kauf des ehemaligen Landis & Gyr-Hauptsitzes für 52 Millionen Franken. Die Stadt will die städtische Verwaltung im Gebäude beim Bahnhof konzentrieren. In die vier unteren Stockwerke des Gebäudes soll die Stadtverwaltung einziehen, die drei oberen Stockwerke will die Stadt vermieten. Der Plan ist umstritten: 2014 wurden zwei Initiativen eingereicht, über die Ende September abgestimmt wird (siehe Kasten unten).

In letzter Zeit wurden verschiedenste Zahlen herumgeboten: Andreas Kleeb vom Initiativkomitee malte in der «Neuen Zuger Zeitung» das Schreckensszenario eines Sanierungsbedarfs von 20 Millionen Franken an die Wand. Der Kanton Zug gab ebenfalls noch seinen Senf dazu und sprach seinerseits von neun Millionen Franken.

«Wir haben das 2014 seriös abgeklärt und gehen davon aus, dass die Kosten so bleiben.»
Karl Kobelt, Finanzvorsteher der Stadt Zug

Rund 6 Millionen und nicht 20 Millionen Franken

Der Zuger Stadtrat geht immer noch von maximal 6,5 Millionen Franken aus, wie er bereits in der Antwort auf eine frühere FDP-Interpellation 2014 kommunizierte. «Wir haben das vor zwei Jahren seriös abgeklärt und gehen davon aus, dass die Kosten so bleiben. Dieses Kostendach wollen wir einhalten», sagt der Stadtzuger Finanzvorsteher Karl Kobelt auf Anfrage von zentralplus.

Die fixen Kosten für den Umzug betragen danach 460’000 Franken. Die optionalen Kosten belaufen sich auf rund 4,9 Millionen Franken. Diese fielen beispielsweise für Umbauten der Raumstruktur und die freiwillige Erdbebenertüchtigung an. Die Kosten für die Anpassung der Brandschutzmassnahmen wurden 2014 mit 1,2 Millionen Franken beziffert; gemäss der aktuellen Antwort des Stadtrates auf die FDP-Interpellation ist von 800’000 Franken die Rede, was gemäss dem heutigen Wissensstand insgesamt noch eine etwas tiefere Gesamtsumme als 2014 ergeben würde (6,162 Millionen Franken).

Die Stadt verzichte auf einen gehobenen Ausbaustandard und auf einen kostentreibenden vollständigen Rückbau. «Durch weitere, höhere Ausgaben für den Ausbau wird kein Mehrwert für die Verwaltungszentralisierung erzielt.»

«Neun Millionen Franken hätte der Ausbau der Räume für die kantonale Verwaltung gekostet. Es wäre nicht an der Stadt gewesen, das zu zahlen.»
Karl Kobelt

Umbaukosten des Kantons

Karl Kobelt äusserte sich gegenüber zentralplus auch über eine andere Zahl. Nämlich die vom Kanton Zug genannte Zahl von 9 Millionen Franken für den Sanierungsbedarf. Laut Kobelt handelt es sich um die Kostenschätzung des Kantons für den Ausbau der Räume für die kantonale Verwaltung. «Es kommt eben darauf an, welche Standards der Mieter will», sagt Kobelt, «es wäre nicht an der Stadt Zug gewesen, das zu zahlen.»

Ungenügend informiert?

Die FDP-Fraktion wollte in ihrer Interpellation auch wissen, ob die Stimmbürger vor der Abstimmung 2012 ungenügend informiert worden seien: Weder die optionalen Kosten von 4,9 Millionen Franken noch die 1,2 Millionen Franken für Brandschutz seien aufgeführt worden.

Der Stadtrat stellt dazu fest, dass der Kauf des Gebäudes damals «unter einer gewissen Dringlichkeit stand». Die Stadt habe damals eine umfassendende Liegenschaftenbewertung vornehmen lassen. Aus den vorliegenden Unterlagen hätten sich keine Hinweise auf unmittelbar notwendige Anpassungen des Brandschutzes ergeben. Zu den optionalen Kosten verweist die Stadt auf die FAQ zum Kauf der Gubelstrasse. Dort sei auf weitere Kosten für die Zusammenführung der Stadtverwaltung in fünf bis sechs Jahren hingewiesen worden.

Die FDP wollte auch wissen, wie die genaue Raum- und Flächeneinteilung in den vier unteren Stockwerken aussieht, welche die Stadtverwaltung beziehen wird. Dazu heisst es, nach Einreichen der Doppelinitiative seien diese Planungen gestoppt worden. Diese Planung will der Stadtrat erst nach der Urnenabstimmung im September weiterführen, die Grundlagen umfassend aufbereiten und «sich für diejenige Lösung entscheiden, welche im Verhältnis bei den geringsten Kostenfolgenden meisten Mehrwert bietet».

Spärliche Informationen zu externen Mietern

Zur Vermietung der oberen Geschosse an externe Mieter fallen die Auskünfte der Stadt sehr dünn aus. Die FDP-Gemeinderäte erkundigen sich in der Interpellation auch nach der Vermarktungsstrategie der Stadt, fragen nach Namen und Mietkonditionen. Der Stadtrat nennt als Ziel «einen ausgewogenen Mietermix». «Die Obergeschosse sollen an stadtnahe Organisationen, kleine und grosse Unternehmen sowie bei Bedarf auch an Innovationsträger vermietet werden.»

Im Finanzdepartement seien verschiedene Anfragen eingegangen. Wie viele erfährt man nicht. Und Namen von Unternehmen will die Exekutive «zum Schutz der Interessenten» nicht nennen. Der Stadtrat sei aber «zufrieden mit der Interessenlage».

«Gute bis sehr gute Vermietbarkeit»

Die Vermietbarkeit stuften das städtische Finanzdepartement und die ebenfalls beigezogene Kontaktstelle Wirtschaft des Kantons Zug als «gut bis sehr gut» ein. Ein Vorteil sei die Möglichkeit der Vermietung von zusammenhängenden grossen Flächen. Die Stadt will die Mietflächen mit vorhandendem Mieterausbau vermieten, ohne dass zusätzliche bauliche Anpassungen seitens der Stadt nötig sind.

Stadtrat rechnet mit Ja und Nein

Der Stadtrat äussert sich auch zu möglichen Szenarien der Abstimmung Ende September. Denkbar sei eine Annahme der Initiative «Ja zur historischen Altstadt» und ein Nein zur zweiten Initiative «Ja zu gesunden Stadtfinanzen». Dann müsste die Stadtverwaltung in der Altstadt bleiben und dadurch müsste die Stadt deutlich mehr Interessenten für die Büroflächen im L&G-Gebäude finden. Weil man die Auswirkungen auf den Büroflächen-Markt noch nicht abschätzen kann, würden die Vermietungsunterlagen erst Ende 2016 erstellt.

Falls die Räulichkeiten schwer zu vermieten seien, ist der Stadtrat bereit, einen externen Vermarktungsspezialisten beizuziehen. Ansonsten gebe es die Option, die freien Räumlichkeiten an stadtnahe Institutionen zu vermieten.

Die FDP-Fraktion wollte ebenfalls wissen, was der Stadtrat für den Fall plant, wenn die Initiative «Ja zu gesunden Stadtfinanzen» angenommen wird – und ob er mit einem Gewinn oder einem Verlust beim Wiederverkauf rechnet.
Bei einem Ja zur Initiative will der Stadtrat zuerst prüfen, ob ein sofortiger Verkauf überhaupt anzustreben wäre. Denn der Marktpreis sei laut einer Bewertung Mai 2016 gestiegen. Es wäre also möglich, dass die Stadt noch einige Jahre Besitzerin und Vermieterin des Gebäudes bleiben würde.

Umzug der Stadtverwaltung umstritten

Worum geht es in der Doppelinitiative, über die am 25. September abgestimmt wird? Die Initiative «Ja zur historischen Altstadt» will, dass die Stadtverwaltung in der Altstadt bleibt und nicht im L&G-Gebäude zentralisiert wird. Die Initiative «Ja zu gesunden Stadtfinanzen» verlangt, dass die Stadt den 2012 von den Stimmbürgern beschlossenen Kauf des L&G-Gebäudes wieder rückgängig macht und das Gebäude wieder verkauft.

Der Kanton wollte eigentlich auch ins L&G-Gebäude einziehen und sich die Räume mit der Stadt teilen. Er wäre Mieter gewesen. Der Kanton hat sich aber im Februar 2016 aus finanziellen Gründen wieder zurückgezogen.
Das ist nicht die einzige böse Überraschung. Rechtsstreitigkeiten gab es auch wegen des Titels der einen Initiative, deshalb wurde der Abstimmungstermin verschoben.

Im L&G-Gebäude ist heute immer noch die Firma Siemens. Im Erdgeschoss ist eine Versicherung eingemietet und zudem befindet sich das Betreibungsamt Zug im selben Geschoss.

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