Ungereimtheiten bei Spitex-Firma

«Kassensturz» kontert Kritik von ehemaligem Luzerner SP-Kantonsrat

Die Sendung «Kassensturz» berichtete über die Ungereimtheiten bei der Spitex «Seeblick» (Bild: Screenshot SRF)

Der «Kassensturz» hat kritisch über die Privat-Spitex «Seeblick» berichtet, die Lathan Suntharalingam gehört. Den Vorwurf des ehemaligen SP-Kantonsrats, der Bericht sei einseitig gewesen, bestreitet die Redaktion – und entkräftet diesen nun in einer Stellungnahme.

Laut der SRF-Sendung «Kassensturz» soll die Privat-Spitex «Seeblick» des ehemaligen SP-Kantonsrat Lathan Suntharalingam unrechtmässig Geld von Krankenkassen erhalten sowie Urkunden gefälscht haben (zentralplus berichtete). In der Sendung wollte Suntharalingam nicht persönlich Stellung nehmen, er kommunizierte ausschliesslich über einen Anwalt und schlug eine Einladung in die Sendung aus.

Stattdessen verschickte er nach der Sendung eine Medienmitteilung, in der er seinerseits sowohl den «Kassensturz» als auch seine eigenen Mitarbeitenden kritisiert (zentralplus berichtete). Die Redaktion der SRF-Sendung nimmt nun gegenüber zentralplus Stellung zu diesen Ausführungen.

Vordergründige Zufriedenheit der Angestellten

Unter anderem behauptet Lathan Suntharalingam, die im «Kassensturz» auftretende Mitarbeiterin sei mit ihrer Anstellung sehr zufrieden gewesen und habe an die Spitex Seeblick mehr als 20 Betreuungspersonen aus ihrem Freundeskreis vermittelt.

Diese Chatverläufe waren auch der Redaktion bekannt. «Tatsache ist leider, dass Arbeitskräfte aus Osteuropa hierzulande sehr viel in Kauf nehmen, weil sie dringend auf Geld angewiesen sind. Dies ist für Kassensturz kein Beweis dafür, dass man die Arbeitsumstände gutgeheisst», schreibt sie in einer Stellungnahme.

Viel eher sei dies ein Beleg für die prekäre Situation der Ausländerinnen, die sich auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sehr viel gefallen liessen, weil sogar tiefe Schweizer Löhne für diese Menschen attraktiv seien.  

Grosszügige Finanzierung der Ausbildung?

Das Argument von Suntharalingam, dass man der Mitarbeiterin als «Zeichen der Wertschätzung» nach mehreren Jahren im Betrieb sogar eine Pflegeausbildung im Wert von 8000 Franken finanziert habe, überzeugt die Kassensturz-Redaktion ganz und gar nicht.

«Kassensturz ist der Meinung, dass es mehr als selbstverständlich ist, dass die Spitex Seeblick diese Grundausbildung der Betreuerin finanziert, denn ganz offensichtlich wollte die Firma sie ja auch als solche einsetzen», schreibt die Redaktion. Ihrer Ansicht nach hätte ihr dieser Kurs von Beginn weg bezahlt müssen, um die Mitarbeiterin überhaupt irgendwelche Leistungen mit der Grundversicherung abrechnen zu lassen.

Erst durch die Recherche kam Bewegung in die Sache

Der ehemalige SP-Kantonsrat beteuerte, man habe von Anfang an vorgehabt, die offenen Forderungen der ehemaligen Mitarbeiterinnen zu bezahlen.

Die Redaktion des Kassensturzes stellt dies anders dar. «Drei Tage vor dem Sendedatum, wohl unter dem Druck der Recherchen, hat der Anwalt von Lathan Suntharaligam Kassensturz geschrieben, sie würden den Frauen die offenen Forderungen bezahlen», heisst es in der Stellungnahme. «Kassensturz» habe dies – anders als von Suntharalingam behauptet – in der Sendung vom 10. März 2020 erwähnt.

Journalistischer Wert der Videos ist gering

Der ehemalige Kantonsrat wirft dem «Kassensturz» weiter vor, die Sendung habe entlastendes Material nicht mit einfliessen lassen. Es habe rund 50 positive Videos von Mitarbeiterinnen gegeben, welche nicht ausgestrahlt worden seien.

Den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung bestreitet die Redaktion des Kassensturz entschieden. Sie bestätigt zwar, dass die Redaktion am Freitag vor der Sendung Statements von Mitarbeitenden der Firma Seeblick erhalten habe. «Kassensturz sah keine journalistische Verwendung dafür, da die Tatsache der später bestätigten Unterschriftenfälschung oder der falschen Abrechnungen dadurch in keiner Art und Weise in Frage gestellt wurde», wie die Redaktion in der Stellungnahme erklärt.

Kassensturz habe im Vorfeld versucht mit polnischen Mitarbeitenden Kontakt aufzunehmen, um den Sachverhalt der falschen Abrechnungen zu prüfen. «Dazu wollte sich aber keine Betreuerin äussern.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Hammer Louis, Ennetbürgen
    Hammer Louis, Ennetbürgen, 15.03.2020, 21:54 Uhr

    Ich denke, wenn man lange genug in dieser Eiterbeule herum stochert, dürfte sicher noch allerhand Ungefreutes ans Tageslicht gelangen!

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  • Profilfoto von Knus
    Knus, 15.03.2020, 10:19 Uhr

    Dieser Herr taucht immer wieder negativ in den Medien auf.
    Hoffentlich kommt es endlich einmal zu einem richtigen Verfahren mit den dazugehörigen Folgen!

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    • Profilfoto von Ram Dass
      Ram Dass, 16.03.2020, 09:30 Uhr

      Der Herr Ex-Kantosrat und SP-Protegé Lathan S. wird seine Klüngel und Netzwerke aus der Vergangenheit zu aktivieren wissen, um einer Verurteilung zu entgehen….! Dass er über ein nicht unerhebliches Mass an krimineller Energie verfügt, hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt!

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