Findeltiere geraten unter den Sparhammer

Kanton Zug kündet dem Tierschutz die Treue

Gefundenes Büsi: Wird es auch in Zukunft via Meldestelle zurück nach Hause finden?

(Bild: Timeout)

Das neuste Sparpaket des Kantons Zug trifft auch die Meldestelle für Findeltiere. Nun hat deren Betreiber, der Tierschutzverein Zug, die Zusammenarbeit aufgekündigt, weil der Kanton nur noch für einen Internetdienst aufkommen wollte. Für Tierschutz-Präsident Robert Gottschalk ein Armutszeugnis.

14 Jahre lang war der Tierschutzverein (TSV) Zug die offizielle Meldestation für vermisste oder gefundene Tiere. Doch Ende 2018 wird diese Zusammenarbeit eingestellt. Grund dafür ist das Sparpaket «Finanzen 2019».

Der Kanton plant, die Meldestelle für Findeltiere künftig nur noch über einen Internetdienst zu betreiben. So will man 19’600 Franken sparen. Peanuts, wenn man bedenkt, dass das Sparpaket Massnahmen von insgesamt 92 Millionen Franken umfasst.

«Massnahme ist ein Armutszeugnis»

Das stösst Robert Gottschalk, Präsident des TSV Zug, sauer auf. Er bezeichnet die Massnahme als «Armutszeugnis». «Für unsere Dienstleistungen bekamen wir ursprünglich 24’000 Franken vom Kanton.» Im Rahmen des Entlastungsprogramms 2015–2018 habe es bereits eine Kürzung um zehn Prozent gegeben. Der Betrag sank entsprechend auf 21’600 Franken. «Wir haben dem zugestimmt, auch aus Solidarität gegenüber dem Kanton», erläutert Gottschalk.

Drastische Kürzung abgelehnt

Mit dem neuen Sparpaket kam es nun aber ganz dick: «Der Entwurf sah eine Senkung auf 2’000 Franken vor.» Verhandelbar sei dieser Betrag nicht gewesen. Entsprechend habe man dieses Angebot abgelehnt, konstatiert der oberste Zuger Tierschützer. Daraufhin hat der Kanton die Leistungsvereinbarung aufgekündigt.

«Nach dem Entlastungsprogramm haben wir bereits geahnt, dass eine weitere Kürzung auf uns zukommen könnte.»

Robert Gottschalk, Präsident Tierschutzverein Zug

«Nach dem Entlastungsprogramm haben wir bereits geahnt, dass eine weitere Kürzung auf uns zukommen könnte.» Jedoch habe man nicht mit einer solch drastischen Senkung gerechnet.

Zumindest offen kommuniziert

Die Findeltiermeldestelle ist Teil des kantonalen Veterinärdienstes. Dieser ist wiederum dem Amt für Verbraucherschutz unterstellt. «Das Amt hat immer offen mit uns kommuniziert und die Sparmassnahme im September 2017 an uns herangetragen», hält Gottschalk zugute.

«Man kann auch ab nächstem Jahr die Tiere immer noch am Empfang abgeben.»

Er könne Kantonstierarzt Rainer Nussbaumer auch keinen Vorwurf machen. «Ich bin mir absolut bewusst, dass auch er sparen muss.» Es handle sich auch um einen rein finanzpolitischen Entscheid, denn: «Unsere Arbeit wurde nie bemängelt oder gar infrage gestellt», betont Gottschalk.

TSV Zug muss Tiere nicht mehr melden

Doch was ändert sich nun konkret, wenn man ein Tier findet oder sein eigenes Haustier entlaufen ist? Bisher wurde für gefundene Tier innerhalb von zwei Monaten versucht, den Besitzer ausfindig zu machen. Hilfreich war dabei die Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ), die für die nationale Datenbank für vermisste und gefundene Tiere zuständig ist.

«Durch den Auftrag des Kantons Zug, die Meldestelle für Findeltiere zu betreiben, lag es in unserer Verantwortung, die Tiere der STMZ zu melden. Ebenso mussten wir das Telefon immer besetzen.» Diese Aufgabe falle nun weg. Trotzdem werde es keinen Leistungsabbau auf Kosten der Tiere oder der betroffenen Personen geben.

Müssen die Finder nun selbst bezahlen?

«Man kann auch ab nächstem Jahr die Tiere immer noch am Empfang abgeben. Was noch ungeklärt ist, ist die Zusammenarbeit mit dem Veterinärwesen», sagt der in Hagendorn wohnhafte Gottschalk. Allenfalls müsse dieses die Tiere in Zukunft dem STMZ melden.

«Jeder Kanton ist dazu verpflichtet, eine offizielle Meldestelle für Findeltiere zu betreiben.»

Obwohl die Änderungen laut Gottschalk nur bürokratischer Natur sein sollen, äussert er Bedenken für die Zukunft. «Es stellt sich die Frage, was mit den gefundenen Tieren passieren wird.» Denn bislang konnten die Tiere einfach bei der Meldestelle abgegeben werden und die Tierschützer übernahmen die Kosten. Nun drohe dem Finder, selber für die Rechnung aufkommen zu müssen.

Kanton braucht eine Meldestelle

Da überlegt man es sich vielleicht zweimal, das Tier wirklich mitzunehmen und die Meldestelle in Allenwinden aufzusuchen. Bisher war der TSV auch die erste Anlaufstelle für die Polizei, wenn es um gefundene oder vermisste Tiere ging. «In Zukunft wird die Polizei einen anderen Ansprechpartner haben», äussert sich Gottschalk dazu. Wer dies sein wird, ist noch unklar.

Ebenso ungeklärt ist die Frage, wer in Zukunft die offizielle Meldestelle des Kantons bilden wird, denn: «Jeder Kanton ist dazu verpflichtet, eine offizielle Meldestelle für Findeltiere zu betreiben. Ob dies nun das Veterinärwesen oder der Tierschutz oder sonst wer ist, wird kantonal ganz unterschiedlich gehandhabt», so Gottschalk.

Er betont, dass sich für die Bevölkerung nichts ändern werde. Trotzdem gibt es viele ungeklärte Fragen. Der Spielball scheint allerdings weniger bei den Tierschützern als vielmehr beim Kanton zu liegen, damit unter der Sparmassnahme schlussendlich nicht gefundene oder vermisste Tiere leiden müssen.

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