Kanton Luzern

Kanton unterstützt neu kinderfreundliche Gemeinden

Die Gemeinde Wauwil war die erste Schweizer Gemeinde, die mit dem Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ausgezeichnet wurde. Im Bild: Die Wauwiler Schulkinder bei ihrem Herbstausflug 2013.

(Bild: zvg Gemeinde Wauwil)

Neu müssen die Luzerner Gemeinden nicht mehr so tief in die Tasche greifen, wenn sie sich mit dem Label «Kinderfreundliche Gemeinde» auszeichnen wollen. Der Kanton übernimmt einen Grossteil der Kosten. Das bewegt auch die Stadt, eine Zertifizierung zu prüfen.

Die Kantone Aargau, Basel-Land und Solothurn unterstützen das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» bereits. Nun hat sich auch der Kanton Luzern zu diesem Schritt entschlossen. Er beteiligt sich an den Kosten, die bei der Zertifizierung einer Gemeinde entstehen. Abhängig von der Gemeindegrösse kostet das Label zwischen 12’000 und 22’000 Franken (siehe Box). Eine Gemeinde wie Kriens mit rund 27’000 Einwohnern müsste beispielsweise mit Kosten von rund 17’000 Franken rechnen.

Die finanzielle Beteiligung des Kantons bei den Kosten für das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ist eine von mehreren Massnahmen aus dem neuen Kinder- und Jugendleitbild. «Damit wollen wir Gemeinden fördern, die sich im Bereich Kinder- und Jugendbereich engagieren», sagt Sara Martin, Verantwortliche für die Umsetzung des Leitbildes auf Anfrage. Das Leitbild ist kürzlich in Kraft getreten und gilt für sechs Jahre. Das Geld für die Unterstützung setzt sich zusammen aus Bundesbeiträgen sowie Lotteriefondsgeldern. Damit würden die Lotteriefondsgelder laut Martin nicht zweckentfremdet und für Soziales vorgesehen. Sie verweist auf das entsprechende Bundesgesetz. Da steht: «Die Kantone stellen sicher, dass die Reinerträge aus den Spielen (…) vollumfänglich für gemeinnützige Zwecke, namentlich in den Bereichen Kultur, Soziales und Sport, verwendet werden.»

Wauwil war die erste zertifizierte Gemeinde

Das Potenzial im Kanton Luzern ist noch gross. Erst zwei der 83 Gemeinden schmücken sich bereits mit dem Label: Die Gemeinden Wauwil und Hitzkirch. Wauwil war sogar die schweizweit erste Gemeinde, die mit dem Label zertifiziert wurde. Das war 2009. Vor zwei Jahren wurde Wauwil bereits rezertifiziert.

«Für uns war das eine sehr positive Erfahrung», sagt der Wauwiler Gemeindepräsident Jakob Lütolf. Da Wauwil als erste Schweizer Gemeinde mit dem Label zertifiziert wurde, sei es auch eine Art PR-Aktion gewesen. «Wir konnten damals von einem grossen Medienecho profitieren», so Lütolf. Das Label sei aber mehr als Mittel zum Zweck zu verstehen. Wichtig sei für die Gemeinde die Partizipation zwischen Kindern und Erwachsenen. «Schon vor dem Label haben wir in diesem Bereich viel gemacht. Das Label zwingt uns nun aber, dran zu bleiben.» 

Zum Beispiel hat die Gemeinde vor acht Jahren einen Schülerrat gegründet. Dieser hat heute ein Budget von rund 15’000 Franken pro Jahr, über das die Kinder verfügen können. «Gehen zum Beispiel Spielsachen kaputt, können die Schüler das aus dieser Kasse selber bezahlen. Damit lernen sie den bewussten Umgang mit den Gegenständen», erklärt Lütolf. Um die Partizipation zwischen Jung und Alt zu vertiefen wurde zudem vor zwei Jahren ein Jugendparlament aus der Taufe gehoben. Für eine Gemeinde unter 10’000 Einwohnern kostet das Label rund 10’000 Franken. In Wauwil hat man den Betrag aus der allgemeinen Rechnung bezahlt. Für Lütolf ist klar: «Das Label ist eine gute Investition. Neuzuzüger können sofort sehen, was wir in diesem Bereich machen. Wir können es nur anderen Gemeinden empfehlen.»

Wauwil hat die Kosten für das Label bereits über die laufende Rechnung bezahlt. Beteiligt sich der Kanton nun rückwirkend an den Kosten? «Nein», sagt Sara Martin. «Aber die Gemeinden haben die Möglichkeit von den anderen Unterstützungsleistungen zu profitieren.» Hitzkirch ist die zweite Gemeinde aus dem Kanton, die mit dem Label ausgezeichnet ist.

Hitzkirch steht hinter dem Label

Seit einem guten halben Jahr ist Hitzkirch zertifiziert. Doch der Prozess für das Label habe schon 2008 im Zusammenhang mit dem Erstellen eines neuen Familienleitbildes begonnen, wie Gemeinderätin Luzia Syfrig sagt. «Das Label reizt, weil es ein Prozesslabel ist. Das heisst, man muss immer am Ball bleiben. Auch wenn nun neue Leute im Gemeinderat sitzen. Das Engagement lebt weiter», sagt Gemeinderätin Luzia Syfrig. Grosse Anstrengungen musste die Gemeinde aber keine machen. Die meisten Anforderungen hat Hitzkirch bereits erfüllt. So gab es bereits Schulräte, Jugendarbeit und eine Gesellschaftskommission.

«Wir können das Label anderen Gemeinden empfehlen.»

Jakob Lütolf, Gemeindepräsident Wauwil

Dank dem Label werden nun die Kompetenzen der Schülerräte neu beurteilt. Das Label verpflichtet den Gemeinderat, die Partizipation der Kinder und Jugendlichen wenn immer möglich zu fördern.  «Ein Ziel ist es auch, mehr Jugendliche in die bestehende Gesellschaftskommission zu integrieren», so Syfrig. Die Kommission wünscht sich, dass künftig Jugendliche für andere Jugendliche Aktivitäten anbieten und dass Kinder- und Jugendliche in Entscheide einbezogen werden. Das Label würde sie anderen Gemeinden weiterempfehlen, «nicht wegen des Labels, aber wegen dem Prozess», wie Syfrig sagt. Bereits von drei interessierten Gemeinden sei sie angefragt worden. Auch die Gemeinde Hitzkirch hat das Label über die eigene Rechnung finanziert.

Stadt Luzern prüft nun Zertifizierung

Bei der Stadt Luzern kommen die Pläne des Kantons gut an. Als Stadt mit rund 84’000 Einwohner müsste Luzern rund 22’000 Franken bezahlen, würde sie sich zertifizieren. «Wir haben vor rund zehn Jahren geprüft, ob wir uns für das Label zertifizieren wollen», sagt Regula Wyrsch, Leiterin der Dienststelle Kinder Jugend Familie der Stadt Luzern. Man habe aber entschlossen, das Geld für die Zertifizierung zu sparen und direkt in die Jugendförderung zu investieren. «Nun, da sich der Kanton an den Kosten beteiligt, werden wir erneut prüfen, ob wir uns mit dem Label zertifizieren wollen», so Wyrsch. Wichtig sei, dass das Kosten/Nutzen-Verhältnis stimme. «Das Label alleine bringt nichts. Es muss auch ein Nutzen da sein.»

Bereits bei der Lancierung des Labels durch Unicef 2009 prüfte die Gemeinde Kriens eine Zertifizierung. Die Evaluation war bereits gemacht. «Wir wären gerne die ersten gewesen», sagt Gemeinderat Thomas Kost, Krienser Abteilungsleiter Jugend und Sport. Die Zertifizierung scheiterte aber schliesslich an den Kosten. Dass der Kanton sich nun finanziell beteiligt, findet Wiget einen guten Anreiz. «Unter den neuen Umständen werden wir eine Zertifizierung erneut prüfen.»

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