Kann so die Sicherheit noch gewährleistet werden?

Kanton Luzern bei Fahrzeugkontrollen massiv im Rückstand

Sechs Prüfstationen für Personenwagen stehen seit 2012 in Rothenburg zur Verfügung. 

(Bild: zvg/ Kanton Luzern)

Motorfahrzeugkontrollen (MFKs) sind ein notwendiges Übel. Anstatt wie geplant 102’500 Fahrzeugkontrollen durchzuführen, schaffte das Strassenverkehrsamt letztes Jahr nur deren 83’151. Peter Kiser, Leiter des Strassenverkehrsamts Luzern, erklärt, dass Auto-Tuner für Mehrarbeit sorgen. Aber nicht nur.

Zugegeben: Wer meldet schon gerne sein Auto für die Motorfahrzeugkontrolle an? Trotzdem ist die regelmässig stattfindende Fahrzeugkontrolle ein notwendiges Übel. Nur so lassen sich die Verkehrsteilnehmer auf unseren Strassen voneinander vor Verkehrsmitteln schützen, die den verkehrstechnischen Standards nicht (mehr) genügen.

Beim Durchblättern des Jahresberichts 2017 fallen die Zahlen der MFKs ins Auge: Für das Jahr 2017 hätten 102’5000 Fahrzeugprüfungen vollzogen werden müssen. Am Ende waren es lediglich 83’151 Kontrollen. Das entspricht einem Rückstand von 21,6 Prozent. Bereits im Jahr 2016 präsentierte der Kanton Luzern einen Rückstand von 18,6 Prozent.

Während im Jahresbericht die Personalressourcen (Langzeitkranke und Pensenreduktionen) als Gründe aufgelistet werden, nennt Peter Kiser, Leiter das Strassenverkehrsamts Luzern, gegenüber zentralplus weitere Gründe für den erneuten Anstieg des Rückstandes.

Wachsender Motorisierungsgrad und getunte Autos

Neben den Personalressourcen spielt auch der Motorisierungsgrad, also die Anzahl Fahrzeuge pro 1’000 Einwohner, eine entscheidende Rolle. Dieser wächst ständig weiter. Gemäss dem Bundesamt für Statistik wurden im Jahr 2017 auf 1’000 Einwohner 537 Fahrzeuge berechnet. Im Vorjahr waren es noch 534. Zum Vergleich: Der schweizerische Durchschnitt lag 2016 bei 543.

«Wer Änderungen an seinem Auto vornimmt, muss diese vom Strassenverkehrsamt autorisieren lassen.»

Peter Kiser, Leiter des Strassenverkehrsamts Luzern

Obwohl die Prüfintervalle bei Personenwagen, Lieferwagen und und LKWs für das Jahr 2017 angepasst und für Neufahrzeuge sogar verlängert wurden, hatte dies keinen positiven Effekt bezüglich Prüfrückstände. Das hänge auch mit den technischen Anpassungen zusammen. 

«Wer Änderungen an seinem Auto vornimmt, muss diese vom Strassenverkehrsamt autorisieren lassen», sagt Kiser. Diese technischen Anpassungen – unter Autoliebhabern liebevoll «Tunings» genannt – verzögern die Prüfung der anderen Fahrzeuge ebenfalls.

2017 waren rund 150 umfassende Expertisen betreffend sichergestellte Fahrzeuge für die Staatsanwaltschaft verfasst worden. Auch dies ging am Ende auf Kosten der Prüfrückstände, sagt Kiser.

Sicher durch die Strassen der Schweiz. Dafür sorgen MFK's.

Sicher durch die Strassen der Schweiz. Dafür sorgen MFKs.

(Bild: Strassenverkehrsamt Luzern)

Verzögerte Nachprüfung

Eine Teillösung für das Problem wurde bereits umgesetzt. Bei einem Prüfrückstand wie zum jetzigen Zeitpunkt werden die Fahrzeuglenker verzögert zur periodischen Nachprüfung gebeten. Das heisst in der Praxis: Neu wird man nicht nach drei Jahren, sondern erst nach vier Jahren aufgeboten.

«Geht die Entwicklung so weiter, stossen wir an personelle Grenzen.»

Peter Kiser, Leiter des Strassenverkehrsamts Luzern

Nach Ablauf der vier Jahre muss der Lenker das Fahrzeug dem Strassenverkehrsamt präsentieren. Die Prüfung dauert nur rund 25 Minuten.

«Geht die Entwicklung so weiter, stossen wir an personelle Grenzen», sagt Kiser. Eine der Gegenmassnahmen, die das Strassenverkehrsamt einführt, betrifft die Personenressourcen. «In letzter Zeit wurden viele Mitarbeiter pensioniert, wodurch Expertenstunden fehlen, um die Fahrzeuge zu prüfen», sagt Erwin Rast, Kommunikationsbeauftragter des Justizdepartements des Kanton Luzern.

Damit die Rückstände minimiert werden, hat das Strassenverkehrsamt gewisse Prozesse vereinfacht, so Rast weiter. Beispielsweise können die Fahrzeuglenker zu prüfende Felgen nicht mehr direkt vor Ort, sondern via elektronischer Bescheinigung autorisieren lassen. Was ebenfalls Zeit spart und Ressourcen für MFK’s im grossen Stile ermöglicht.

Kiser spricht von «normalen» Prüfrückständen

Auch wenn der Prüfrückstand auf den ersten Blick alarmierend anmutet, liegt er im Bereich der übrigen Kantone. «Wir taxieren die Situation als normal. Vor der Inbetriebnahme der Prüfinfrastruktur in Rothenburg war der Prüfrückstand deutlich höher», sagt Kiser.

Der Rückstand konnte im Laufe der Jahre zwar gesenkt werden, befindet sich seit 2016 aber wieder leicht im Steigen. 

«Die Prüfrückstände werden aufgrund der Planungssicherheit bewusst in Kauf genommen. Die Prüfanlage muss immer besetzt sein.»

Erwin Rast, Kommunikationsbeauftragter Justizdepartement Kanton Luzern

Als «normal» bezeichnet auch Rast die Situation. «Die Prüfrückstände werden aufgrund der Planungssicherheit bewusst in Kauf genommen. Die Prüfanlage muss immer besetzt sein», sagt er. Wäre dies nicht der Fall, würde das zu Mehrkosten führen. Dies passiere etwa dann, wenn es bei Fahrzeuglenkern zu Terminverschiebungen komme.

Vor der Motorfahrzeugkontrolle Schlange stehen? Dafür gibt es viele Gründe.

Vor der Motorfahrzeugkontrolle Schlange stehen? Dafür gibt es viele Gründe.

(Bild: Strassenverkehrsamt Luzern)

 

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