Das grosse Warten in Zug

Kandidaten sind genervt

Landschreiber Tobias Moser verkündet, dass man die Wahlresultate noch nicht verkünden kann. (Bild: Andrea Grujic)

Der Wahlsonntag in Zug sorgte für Unmut. Nicht wegen des Resultats an sich, sondern weil dieses so lange auf sich warten liess. Politiker und Kandidierende aller Parteien zeigten sich genervt ob der Warterei – und plädieren nun dafür, das System zu ändern.

Alle vier Jahre wieder: Landauf, landab sorgen die Parlamentswahlen für Spannung. In allen Gemeinden werden Wahlcouverts geöffnet und Stimmen gezählt. Das dauert. Natürlich. Letztlich ist es genau diese Zeitspanne, welche für den Nervenkitzel sorgt, bei den Kandidierenden, bei den Medien, bei all jenen, die ihre Stimme abgegeben haben und nun wissen wollen, ob ihr Kandidat das Rennen machen wird. Keine noch so gewiefte Prognose kann dieses Bangen wettmachen. Nicht umsonst spricht man gemeinhin vom Wahlkrimi.

Zuweilen wird aber der Spannungsbogen markant überspannt. Wie am Sonntag in Zug (zentral+ berichtete). Ab 14 Uhr wurden die Resultate erwartet. Gekommen sind sie aber erst nach 16 Uhr – obwohl Landschreiber Tobias Moser um 13.50 Uhr verkündete, dass man im Zeitplan sei. Die Verzögerung sorgte sowohl bei Medienschaffenden als auch bei Politikern für Unmut. Der Wahlkrimi verkam zu einer Geduldsprobe. Keine Hochrechnungen, keine Zwischenresultate aus den Gemeinden, welche die Wartenden bei der Stange hielten. Um 14 Uhr haben unzählige andere Kantone Zwischenresultate verkündet. In Zug herrschte Stille. «Es war sehr mühsam», sagt Barbara Beck, Co-Präsidentin Alternative – die Grünen Zug. «Ich nehme an, dass es da irgendein Problem gegeben hat.»

«Die Kommunikation war sehr schlecht.»

Barbara Beck-Iselin, Co-Präsidentin Alternative – die Grünen

Zwischenresultate gefordert

Worin jedoch dieses Problem bestanden haben könnte, ist ihr nicht bekannt. «Die Kommunikation war sehr schlecht», sagt Beck und ortet gleich an zwei Stellen Optimierungspotenzial: «Zum einen muss die Dauer bis zu den Schlussresultaten verkürzt werden. Zum anderen muss man besser kommunizieren.» Es könne doch nicht sein, dass der kleine Kanton Zug so lange braucht, bis die Stimmen ausgezählt sind. Und noch weniger könne sein, dass bei Verzögerungen nicht kommuniziert wird, wo das Problem liegt und mit welcher Verspätung man rechnen muss, führt Beck aus.

Ähnlich tönt es bei der SP-Kantonsrätin Barbara Gysel. Auch sie findet, dass sich die Dauer bis zu den Schlussresultaten in Zukunft verkürzen sollte. Es seien sicher verschiedene Gründe verantwortlich dafür, dass es in Zug so lange dauert: «Vielleicht liegt es daran, dass manche Gemeinden erst später zu zählen beginnen, die Organisation des Auszählens ist gemeindlich geregelt. Zudem ist zum Beispiel die Dauer des Einsatzes der Stimmzählenden auch eine finanzielle Frage», erklärt sie. Es wäre sicherlich wichtig, zu prüfen, inwiefern die Wartedauer im Vergleich zu anderen Kantonen gekürzt werden könnte. Ausserdem, so Gysel, würde sie Zwischenresultate aus den einzelnen Gemeinden begrüssen: «Wir erwarten keine Hochrechnungen, aber Zwischenresultate sollten vor dem definitiven Endergebnis gebracht werden.»

Um 15.45 Uhr immer noch nichts. Landschreiber Tobias Moser erklärte, dass es länger gehe. Einerseits, da man dieses Jahr 50 Prozent mehr Nationalratskandidaten habe, anderseits, weil die Auswertung der Ständerats-Resultate wegen des neuen Wahlsystems langwieriger sei. Nach 16 Uhr sollte es aber so weit sein. «Wir haben länger, als wir uns das erhofft hätten», sagte Moser, «vielen Dank für Ihre Geduld.» Der Regierungsrat hat übrigens 2010 beschlossen, keine Zwischenresultate mehr zu veröffentlichen. Der Grund: «Bei Zwischenresultaten besteht die Gefahr von Fehlermeldungen der Medien und Fehlinterpretationen. Dazu ist es in früheren Jahren gekommen», erklärt Moser.

«Es ist mir ein Rätsel.»

CVP-Nationalrat Gerhard Pfister

Erträglicher und lebendiger

«Es ist unverständlich und war mühsam», fasst der wiedergewählte CVP-Nationalrat Gerhard Pfister den Wahlsonntag diesbezüglich zusammen und fügt an: «Insbesondere im Vergleich mit anderen in etwa gleich grossen Kantonen ist das schon fragwürdig.» Er würde es begrüssen, wenn man zurückkehren würde zur ehemaligen Praxis, wonach einzelne gemeindliche Resultate vorab präsentiert wurden. «Das macht den Wahlsonntag nicht nur erträglicher, sondern auch lebendiger und ist ein kleines Element für mehr Bürgernähe», so Pfister.

Weshalb es in Zug so lange dauert, ist ihm indessen nicht klar: «Es ist mir ein Rätsel. Selbst in Anbetracht der hohen Kandidatenzahl. Denn darauf kann man sich vorbereiten.» Mit mehr Personal oder indem man früher mit dem Zählen beginnen würde, könne man dem entgegnen. Auf jeden Fall, so Pfister, müsse sich etwas ändern. «Das Ziel sollte darin bestehen, dass die Resultate nach gut drei Stunden vorliegen. Wenn das nicht möglich ist, dann sollte man unbedingt Zwischenresultate verkünden.»

«Dank meinen Enkeln wurde ich schön abgelenkt.»

Joachim Eder, FDP-Ständerat

Der frischgebackene Ständerat Peter Hegglin (CVP) sei davon ausgegangen, dass es schneller gehen würde: «Ich habe gedacht, dass die Resultate früher kommen, so gegen 14 Uhr. Dass sie schliesslich erst zwei Stunden später verkündet wurden, war schon mühselig.» Auch er sieht Handlungsbedarf und plädiert dafür, die Kommunikation von Zwischenresultaten zu prüfen. Ebenso wie der wiedergewählte FDP-Ständerat Joachim Eder. Das politische Urgestein wusste die Wartezeit jedoch kurzweilig zu gestalten: «Dank meinen Enkeln wurde ich schön abgelenkt», erzählt Eder. Dennoch, die Regierung müsse sich dieser Frage stellen. Denn auch seitens der Bevölkerung wäre Unmut spürbar gewesen.

Der Ball liegt bei der Regierung

Nicht sonderlich problematisch sieht das der wiedergewählte SVP-Nationalrat Thomas Aeschi. Er habe lieber ein Resultat, das stimmt, als ungenaue prognostische Hochrechnungen. Trotzdem: «Der ganze Prozess ist wohl verbesserungswürdig. Das ist Aufgabe der Regierung und wird von dieser angegangen werden», ist sich Aeschi sicher. Viel Konkretes ist jedoch nicht zu erfahren. Landschreiber Tobias Moser hält sich mit den Worten bedeckt: «Wir analysieren derzeit, wie man die Abläufe beschleunigen kann.»

Die Problematik scheint jedenfalls auch seitens der Regierung erkannt. Traktandiert ist zwar noch nichts, doch ist davon auszugehen, dass der Sachverhalt in der ersten Regierungssitzung nach den Wahlen am Dienstag thematisiert wird. Denn der Tenor unter den Politikern ist klar: Es muss etwas geschehen. Ob sich eine zufriedenstellende Lösung finden lässt, wird spätestens die kommende Ersatzwahl für den scheidenen Regierungsrat Peter Hegglin zeigen.

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