Elf Jahre Gefängnis nach FBI-Ermittlung

US-Gericht verurteilt Betrüger, Spuren führen nach Zug

Alleine 250'000 Franken gab der Mann in einer Boutique im «Caesars Palace» in Las Vegas aus. (Bild: Pixabay)

Er hat Anleger und Staat um fast 15 Millionen Dollar gebracht, jetzt sitzt Douglas Farlane in den USA hinter Gittern. Es geht um erlogene Investitionen in der Schweiz, um Firmen in Zürich und Zug – und um ein Luxusleben, das andere bezahlt haben.

Dass er ein Problem hat, erfährt Mike Wellinger vom FBI. Im Herbst 2016 gibt ihm ein Agent der US-Bundespolizei zu verstehen, er mache sich Sorgen um das Geld, das Wellinger bei der Bank of America und JP Morgan einbezahlt hat. 21 Tranchen innert drei Jahren, mehrere Millionen Dollar an zwei Firmen, die ihr Geld mit Investitionen in Schweizer Unternehmen verdienen.

Die gehören zum Universum eines Mannes, der wissen muss, was er tut: Douglas Farlane, Autor eines Ratgebers über Anlagestrategien; ein Mann Ende 50 mit US-Staatsbürgerschaft, mausgrauem Teint und Faible für Swissness.

Schon Jahre zuvor hatte er Fernsehen von Investitionsmöglichkeiten in der Schweiz geschwärmt. Im Interview, heute noch auf Youtube zu sehen, macht er sieben Minuten Werbung in eigener Sache. Und vermittelt eine einzige Botschaft: «Mit Eurem Geld mache ich uns reich!»

160'000 Dollar im Nachtclub, eine Viertelmillion in der Boutique

Reich wurde nur einer, darauf deutet Ende 2016 vieles. Das FBI teilt Wellinger mit, er sei Opfer eines Verbrechens geworden. Wellinger wird erst nervös, dann vertröstet. Er verlangt von Farlane Antworten, ohne sie zu bekommen; er will seine Millionen zurück, aber nichts passiert. Farlane schreibt im Dezember 2016, hier gehe etwas vor sich, das er nicht verstehe: «Bitte geben Sie mir Zeit, herauszufinden, was los ist. Meine aufrichtige Entschuldigung. Bin unterwegs an einen Termin.»

Sechs Jahre später ist sicher, was die Ermittler befürchtet haben: Mike Wellinger hat sein Geld nicht wiedergesehen.

Der Mailverlauf liegt mit weiteren Untersuchungsakten bei einem US-Gericht und ist online einsehbar. Auf Hunderten Seiten zeigen die Unterlagen, wie Farlane über Jahre hinweg fast ein Dutzend Geschädigte um ihr Geld gebracht hat.

Opfer wie Wellinger, dessen Geld Farlane nicht wie vereinbart in Schweizer Firmen angelegt, sondern sich damit ein schönes Leben macht. Über 150'000 Dollar flossen an eine Autoleasingfirma; fast gleichviel an einen Nachtclub; über 70'000 Dollar in den Umbau seines Hauses und alleine 250'000 Franken an eine Boutique im «Caesars Palace» in Las Vegas. Alles in allem richtete Farlane rund 15 Millionen Dollar Schaden an, brachte die Geschädigten um ihre Ersparnisse und die Vereinigten Staaten um ihre Steuern.

Schweiz lieferte Rechtshilfe an die USA

Das aber hat ein Ende. Vor wenigen Tagen wurde er zu elf Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem wegen Betrugs und Steuervergehen. Farlane hatte sich in mehreren Fällen schuldig bekannt, schreibt das US-Justizministerium in einer Mitteilung.

Das Strafverfahren beschäftigte auch Schweizer Behören. Wie eine Sprecherin bestätigt, hat das Bundesamt für Justiz ein Rechtshilfeersuchen der USA erhalten: «Am 12. August 2022 wurden die letzten ausstehenden Beweismittel in dieser Sache den zuständigen US-Behörden übergeben.»

Laut den FBI-Unterlagen köderte Farlane seine Opfer mit einem Unternehmen in Zürich. Bis Februar 2019 pries sich dieses als «führende Firma in der Vermögensberatung» an; spezialisiert auf Vermögenssteigerung und -planung für «vermögende Privatpersonen und Familien» aus einem internationalen Umfeld.

Obwohl nur bis 2006 im Verwaltungsrat, war Farlane noch Jahre lang im Namen der Gesellschaft aktiv. Schon vor Farlanes Ausscheiden hatte die Firma Sitzungen in den Büros eines Anwalts aus dem Kanton Zug abgehalten, der später die Geschäftsführung übrernehmen sollte. Auf den Betrugs- und Geldwäschereiprozess gegen den früheren Kompagnon angesprochen, entgegnet der Zuger Anwalt, er wisse nichts von einem Strafverfahren. Ohnehin dürfe er aus vertraglichen Gründen keine Auskunft geben.

Ehemaliger Mitarbeiter will nichts mehr von Farlane wissen

Bei dieser Verbindung in den Kanton Zug bleibt es nicht: Mit einer Vollmacht Farlanes ausgestattet, gründete Anfang 2019 die Mitarbeiterin einer Zürcher Anwaltskanzlei eine zweite Firma für den Amerikaner. Dieses Mal im Kanton Zug.

Zwar erschien bereits ab Februar 2019 die Zuger und nicht mehr die Zürcher Firma auf Farlanes Website. Aber: Wie ein ehemaliger Mitarbeiter Farlanes sagt, habe die Zuger Gesellschaft nichts mit dem Anlagebetrug zu schaffen gehabt. Zur Zuger Firma sagt er: «Das Unternehmen wurde gegründet, um den Erwerb eines Schweizer Finanzunternehmens durch ausländische Käufer zu vermitteln.»

Bis zur Anfrage wusste der Exmitarbeiter nichts vom Strafverfahren und Urteil gegen den US-Unternehmer, auf den er nicht gut zu sprechen ist: «Ich habe seit Jahren keinen Kontakt zu ihm. Und ich will auch keinen mehr.»

Farlane meldet Berufung an

Im Moment würde das ohnehin schwierig. Wie ein Sprecher des US-Justizministeriums sagt, sitzt der Geschäftsmann mit Verbindung nach Zug in einem Gefängnis in Los Angeles. Gegen das Urteil hat er Berufung angemeldet. Da sich Farlane allerdings schuldig bekannt habe, würde eine Neubeurteilung wenig ändern, so der Sprecher.

Wie Farlane zu Urteil und Strafverfolgung steht, bleibt unbekannt. Schon bei Bekanntwerden des Verfahrens war er für die «Zuger Zeitung» nicht erreichbar, jetzt liess seine amtliche Verteidigerin eine Anfrage von zentralplus unbeantwortet.

Zusätzlich zur Gefängnisstrafe muss Farlane die rund 15 Millionen Dollar aus Anlagebetrug und Steuervergehen zurückzahlen. Gleichzeitig wird sein Anwesen verwertet.

Während des Verfahrens verbrachte er dort einige Zeit im Hausarrest, woraus er das Beste für sich gemacht zu haben schien. Laut den Untersuchungsakten beschwerten sich Nachbarn über Partylärm und Abfall in der Auffahrt. So gesehen, profitieren diese vom Schuldspruch wohl am meisten. Im Februar 2022 sagte eine Nachbarin einer Steuerfahnderin: Sie freue sich auf die neuen Nachbarn.

Hinweis: Der Name Dougals Farlane ist ein Pseudonym, der Mann heisst in Wirklichkeit anders. Gleiches gilt für Mike Wellinger. Dessen Name ist der Redaktion nicht bekannt, in den Gerichtsakten lautet das Pseudonym J. V.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilungen des US-Justizministeriums
  • Gerichtsdokumente, online einsehbar
  • Unterlagen aus den Handelsregistern Zug und Zürich
  • Mailaustausch mit dem Bundesamt für Jusitz
  • Mailaustausch und Telefonat mit ehemaligem Mitarbeiter
  • Mailaustausch mit Zuger Anwalt
  • gelöschte Firmenwebsite im Internetarchiv
  • Artikel in der «Zuger Zeitung»
  • Interview mit Doug Farlane auf Youtube
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