Zuger Staatsanwaltschaft büsst Benpac-Chef

Er hat mit seiner Stanser Benpac-Gruppe Unternehmen und Firmenstandorte übernommen und sie vor dem Ende bewahrt. Dann brach alles zusammen. Jetzt zeigt ein aktueller Strafbefehl: Ein 50-jähriger Schweizer, der als vermeintlicher Firmenretter bekannt wurde, hatte nicht einmal eine richtige Buchhaltung.

Autor

Kilian Küttel

Die Zuger Staatsanwaltschaft verurteilt einen 50-jährigen Nidwaldner zur 300 Franken Busse: wegen «ordnungswidriger Führung der Geschäftsbücher» und weil er gegen das AHV-Gesetz verstossen hat.

Das zeigt ein rechtskräftiger Strafbefehl, der diese Woche bei den Zuger Justizbehörden zur Einsicht aufgelegen hat – und der zurückführt in eine Zeit, als der Mann noch nicht als Pleitier und gescheiterter Firmenretter bekannt war.

Mehrere Firmenstandorte gerettet

Ab 2019 machte der Schweizer von sich reden, indem er mit seiner Benpac-Gruppe aus Stans Schweizer Traditionsunternehmen und Firmenstandorte übernahm, die in einer schwierigen Lage steckten: den Stanser Standort von Müller-Martini, einem Unternehmen aus der Druckereibranche; die Berghoff Mechanical Engineering AG in Altdorf sowie – das jedenfalls war der Plan – die St. Galler Gallus-Gruppe, ebenfalls aus der Druckereibranche.

Nur kamen Zweifel an der Redlichkeit des Unternehmers auf. Ab Oktober 2020 berichteten die CH-Media-Zeitungen über massenhafte Abgänge, enorme Zahlungsausstände und schlussendlich über das Ende der Benpac-Gruppe, die «wie ein Kartenhaus» in sich zusammenbrach. Der heute 50-jährige Inhaber bestritt die Vorwürfe.

Wie sich diesen Juni an der Gläubigerversammlung einer der Benpac-Gesellschaften herausstellte, war das Unternehmen mehr als ein Jahr vor der Konkurseröffnung mit rund 2 Millionen Franken überschuldet. Doch statt die Bilanz zu deponieren, häufte die Firma bis zum Ende 3,8 Millionen Franken Schulden an, wie es an der Gläubigerversammlung hiess.

Firmenretter hatte keine Buchhaltung

Im Handelsregister des Kantons Nidwalden sind fünf Unternehmen aus dem Benpac-Universum eingetragen, alle befinden sich in Liquidation. Über vier Gesellschaften hat das Kantonsgericht den Konkurs verhängt, die fünfte wird wegen eines Organisationsmangels liquidiert: die benpac it solutions AG, die bis Anfang 2020 ihren Sitz im Kanton Zug hatte.

Ab Oktober 2019 war der Nidwaldner Verwaltungsratspräsident. Im Strafbefehl heisst es: «Der Beschuldigte war somit dafür verantwortlich, dass die Lohnaufzeichnungen (...) geführt und die Pflichten zur Buchführung und Rechnungslegung (...) erfüllt werden. Dies wusste er.» Trotzdem kam er diesen Aufgaben nicht richtig nach.

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Denn laut dem Strafbefehl zeigte eine Arbeitgeberkontrolle der Revisionsstelle der Ausgleichskassen, dass der Unternehmer keine vollständige Finanz- und Lohnbuchhaltung vorlegen konnte. Und zwar für den Zeitraum von Januar 2018 (als er noch nicht am Ruder war) bis mindestens Februar 2020. Damals hatte der Mann bereits seit einem halben Jahr das Sagen.

Revisionsgesellschaft drohte mit Anzeige

Der mehrfachen Aufforderung der Revisionsstelle der Ausgleichskassen, fehlende Unterlagen einzureichen, kam der 50-Jährige nicht nach. Deshalb machte die Revisionsstelle ihre Drohung wahr und zeigte ihn an. Die Staatsanwaltschaft erledigte den Rest.

An der Gläubigerversammlung der mit 3,8 Millionen Franken überschuldeten Benpac-Gesellschaft wurde bekannt, dass der Unternehmer gegenüber der Konkursverwaltung die Absicht geäussert habe, die Gesellschaft zu entschulden. Ist schon Geld geflossen? Diese Frage könne er nicht beantworten, sagt Konkursverwalter Philipp Possa auf Anfrage von zentralplus: «Die Konkursverfahren laufen noch, weshalb ich keine Angaben machen kann. Wie lange diese andauern, können wir derzeit nicht abschätzen.»