Autohändler verurteilt

Serbische Autowracks in Luzern als einwandfrei verkauft

Beulen ausgebügelt, zurechtgebogen was ging, Lack drüber und schon galt das Auto als unfallfrei – so zumindest soll es der Beschuldigte gehandhabt haben. (Bild: Adobe Stock)

Ein 41-Jähriger wurde in Luzern zu über drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll im Ausland Unfallautos gekauft, diese so gut es ging zusammengeschustert und schliesslich als unfallfrei weiterverkauft haben.

«Betrieb einer Autogarage mit Werkstatt. An- und Verkauf von, Handel mit sowie Reparaturen und Umbauten von Fahrzeugen»: So lautete der Zweck der Firma, die der Beschuldigte 2015 im Kanton Luzern gegründet hatte gemäss Handelsregister.

Diesen Zweck interpretierte der Beschuldigte allerdings etwas anders. Zwar reparierte und verkaufte er tatsächlich Autos, wegen der Art der Autos, die über seine Garage den Besitzer wechselten, landete er aber vor Gericht.

Wie ihm die Luzerner Staatsanwaltschaft vorwirft, soll er während mehreren Jahren Unfallautos gekauft und als unfallfrei weiterverkauft haben. Das ist verboten. Beim Weiterverkauf muss der Verkäufer angeben, wenn das Fahrzeug in einen Unfall verwickelt war.

Schäden einfach überlackiert

Darum schien sich der 41-jährige Serbe jedoch wenig zu kümmern. Wie die Staatsanwaltschaft schreibt, habe er zahlreiche Autowracks direkt bei Versicherungen ersteigert oder über Freunde in Serbien gekauft. Dort habe er sie schliesslich mehr schlecht als recht reparieren lassen und die Autowracks schliesslich nach Luzern importiert. Wie es im Urteil des Kriminalgerichts heisst, seien die Fahrzeuge teils stark deformiert gewesen. Der Beschuldigte und seine Handlanger in Serbien hätten die Mängel oft einfach mit Lack überspitzt. Optisch seien die Schäden gut getarnt und nicht auf den ersten Blick erkennbar gewesen.

Auf dem Vorplatz seiner Garage oder im Internet habe er die Autos schliesslich zum Weiterverkauf angeboten. Dabei habe er verschwiegen, dass es sich um Unfallautos handelte oder gar die Käufer angelogen, indem er angab, dass die Autos unfallfrei seien. Dies habe er den Kaufinteressierten auch bei den Besichtigungsterminen vorgespiegelt.

Die neuen Besitzerinnen sollen so im Glauben gelassen worden sein, dass die Fahrzeuge in gutem Zustand waren. Tatsächlich seien zum Beispiel aber die Batterien kaputt gewesen oder es sei Wasser ins Auto eingetreten.

66 solcher Autos soll der Beschuldigte verkauft haben. Die Deliktsumme: über 1,5 Millionen Franken. Für die Unfallautos blätterten die Käufer gerne mal weit über zehntausend Franken hin, was weit über dem Marktwert von Autowracks liegt.

Geld gleich abgehoben, um Strafverfolger zu täuschen

Deswegen musste der 41-Jährige sich vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten. Die Luzerner Staatsanwaltschaft warf ihm gewerbsmässigen Betrug vor. Mit dem betrügerischen Handel mit den Autowracks habe er sich seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie sowie seine Geschäfte finanziert.

Da er keine Spuren in der Buchhaltung habe hinterlassen wollen, habe er sich das Geld von den Käufern wann immer möglich bar auszahlen lassen. Wenn das nicht ging, habe er das Geld so schnell wie möglich aufgebraucht oder in Bar abgehoben. Dies, um die «Geldspur zu unterbrechen», wie es in der Anklageschrift heisst. So habe er die Strafverfolgungsbehörden täuschen wollen und er habe sich damit auch der Geldwäscherei strafbar gemacht.

Seine Firma machte 2015, kurz nach der Gründung, bereits Konkurs. Trotzdem soll der Beschuldigte weiter Autowracks in Luzern verkauft haben.

Vor Gericht und in der Einvernahme gestand der Beschuldigte die Vorwürfe nicht. Das Kriminalgericht verurteilte ihn nun zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Nur im Fall eines Fahrzeuges konnte ihm der Betrug nicht nachgewiesen werden. Ausserdem wird er für sieben Jahre des Landes verwiesen und muss Tausende Franken Schadenersatz bezahlen.

Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig, es wurde Berufung angemeldet.

Verwendete Quellen
  • Urteil Luzerner Kriminalgericht
0 Kommentare
Aktuelle Artikel
Apple Store IconGoogle Play Store Icon