Schon wieder Tötungsdelikt – So kriminell ist Emmen
Die Luzerner Polizei verzeichnet einen Anstieg der Gewalttaten. Das Tötungsdelikt in Emmenbrücke ist nur die jüngste davon. (Bild: Symbolbild: Luzerner Polizei)
Ein Tötungsdelikt in Emmenbrücke – schon wieder. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Verbrechen mit Todesopfer in der Gemeinde. Die Statistik zeigt aber Verblüffendes.
Eine 40-jährige Frau und ihre achtjährige Tochter tot in ihrer Wohnung. Ein Mann verhaftet. Es handelt sich um einen 35-jährigen Rumänen. Mehr ist über das Tötungsdelikt von vergangenem Wochenende in Emmenbrücke noch nicht bekannt. Die Ermittlungen laufen (zentralplus berichtete).
Derweil weckt das tragische Ereignis böse Erinnerungen. Emmenbrücke wurde in den vergangenen Jahren gleich mehrmals Schauplatz von Tötungsdelikten.
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welche Tötungsdelikte in Emmen Schlagzeile machten
Im Sommer 2021 soll ein heute 37-Jähriger seine Freundin mit 60 Messerstichen erstochen haben. Der Fall ging als «Femizid von Emmenbrücke» durch die Medien. Ihr Freund wird beschuldigt, die Mutter dreier Kinder mit 60 Messerstichen ermordet zu haben. Hintergrund soll eine geplante gemeinsame Reise nach Honduras gewesen sein, welche der Beschuldigte wegen einer Long-Covid-Erkrankung nicht antreten konnte. Daraufhin wollte die Frau alleine gehen. Dies habe der Schweizer nicht hinnehmen wollen, worauf es zur Bluttat gekommen sei. So lautet die Anklage.
Das Kriminalgericht verdonnerte den Beschuldigten zu 20 Jahren Gefängnis. Dieser zog das Urteil aber weiter. Die Berufungsverhandlung ist noch ausstehend.
Stimmen befahlen, Mutter zu töten
Ein Jahr vor dieser Bluttat, im April 2020: Ein junger Mann bringt seine Mutter um. Es passiert an einem Samstag kurz nach 13 Uhr. Der junge Mann geht in die Küche und öffnet die Besteckschublade. Er findet ein grünes Küchenmesser. 33 Zentimeter lang ist es, die Klinge alleine 19 Zentimeter. Er hält es in der Hand, als er ins Badezimmer geht. Dort ist seine Mutter. Aus dem Nichts heraus rammt er ihr das Messer in den Rücken. Immer wieder sticht er zu. Bis er das Gefühl hat, dass sie tot ist.
Dann ruft er die Polizei. «Grüezi», sagt er dem Polizisten der Einsatzleitzentrale. «Ich habe da ein Problem. Ich habe meine Mutter umgebracht, gerade vor ein paar Minuten.» 48 Stich- und Schnittverletzungen stellen die Gerichtsmediziner bei ihrer Untersuchung fest.
Nach der Tat attestierte ihm ein Gutachter eine Schizophrenie. Stimmen hätten ihn zur Bluttat getrieben. Der junge Mann musste eine stationäre Therapie machen.
«Bestialischer Mord» – Mann im Schlaf erschossen
2018 wurde ein Mann durch das Kriminalgericht verurteilt. Der damals 32-jährige Serbe hatte 2011 einen anderen Mann, einen Nigerianer, mit acht Schüssen erschossen. Den ersten in den Mund. Vier weitere folgten, vor dem fünften stand das Opfer auf. Nur der siebte Schuss verfehlte sein Ziel. Da das Opfer – rücklings liegend und röchelnd – noch lebte, drückte der Täter ihm ein Kissen aufs Gesicht. Bis das Opfer kein Lebenszeichen mehr von sich gab.
«Bestialisch» nannten Medien den Mord damals. Es ging damals um eine Frau, mit der der Beschuldigte eine Beziehung hatte. Sie wohnte mit dem späteren Opfer zusammen. Der Mann handelte mit Kokain. Er sei der Freundin «missliebig geworden», hiess es in der Anklage. Die Frau war kokainabhängig und wollte von der Droge wegkommen. Der Beschuldigte beschloss, den Nigerianer zu «entfernen».
Und nun, mit dem jüngsten Ereignis, gibt es ein weiteres Tötungsdelikt in Emmenbrücke. Ein Zufall?
Das sind die kriminellsten Gemeinden – und so sieht es in Emmen aus
Der Blick in die Kriminalstatistik der Luzerner Polizei zeigt: Emmen gehört zu den kriminellsten Luzerner Gemeinden – liegt aber nicht ganz zuoberst. Dort liegt wenig überraschend die Stadt Luzern. 111,3 Straftaten auf 1000 Einwohner verzeichnete die Stadt im Jahr 2024. In den Jahren davor waren es ähnlich viele.
Tendenziell nahmen die Straftaten in den vergangenen Jahren stetig zu. Diese Woche hat die Luzerner Polizei mitgeteilt, wie stark Straftaten wie Vergewaltigung, Einbruch sowie Anzeigen wegen häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr zugenommen haben (zentralplus berichtete).
Gilt also: Je mehr Einwohner, desto mehr Straftaten? Nicht ganz. Denn überraschenderweise liegt auf Platz zwei nicht Emmen, die zweitgrösste Gemeinde des Kantons Luzern, sondern: Sursee.
74,6 Straftaten auf 1000 Einwohner verzeichnete die Stadt 2024. Ein Jahr zuvor waren es gar 83. Es ist eine der wenigen Städte und Gemeinden im Kanton Luzern, in denen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr abgenommen haben.
Emmen folgt schliesslich auf Platz drei. 68,7 Straftaten auf 1000 Einwohner weist die Statistik für 2024 aus. 2023 waren es 64. Das entspricht einer Zunahme von 10 Prozent. Im Vergleich eine geringe Zunahme. Den stärksten Anstieg der Straftaten pro 1000 Einwohner verzeichnet Triengen mit einem Plus von 58 Prozent. Die Gemeinde liegt bezüglich Anzahl der Straftaten aber immer noch im unteren Drittel aller Luzerner Gemeinden.
Den geringsten Wert weist übrigens die Gemeinde Ruswil aus. 18,3 Straftaten auf 1000 Einwohner gab es 2024.
So stark hat die Gewalt zugenommen
Was die aktuelle Polizeistatistik zeigt: Gewalt nimmt im ganzen Kanton zu, besonders die schwere Gewalt. In diesem Bereich haben die Straftaten von 2023 auf 2024 um 75 Prozent zugenommen. Darunter fallen auch Tötungsdelikte.
Eine vollendete Tötung gab es 2024. 2023 gab es keine. Von den zehn Tötungsdelikten in den vergangenen sieben Jahren ordnet die Polizei fünf häuslicher Gewalt zu.
Das jüngste Ereignis in Emmenbrücke hat nun auch die Politik auf den Plan gerufen. Die SP Emmen hat eine Interpellation eingereicht. Darin erkundigt sich die Partei beim Gemeinderat nach «Massnahmen gegen Gewalt» und Prävention in Emmen. Derweil klärt die zuständige Staatsanwaltschaft weiter auf, was genau passiert ist.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.