Koks statt Prosciutto – Drogengeld im Pizzaofen versteckt
Der Betreiber einer Luzerner Pizzeria wurde wegen Kokainhandel verurteilt. Im Pizzaofen fand die Polizei Drogengeld. (Bild: Adobe Stock)
Der Betreiber einer Luzerner Pizzeria wurde durch das Kriminalgericht verurteilt. Er soll in seinem Geschäft Kokain verkauft und Dealer beherbergt haben. Und damit nicht genug.
Die Google-Rezensionen sind schlecht: «Pizza kam zwei Stunden zu spät», «Essen kam nie an, niemand geht ans Telefon», heisst es etwa. Kein Wunder.
Scheinbar hatte der Besitzer sein Geld anderweitig gemacht. So zumindest geht es aus einem Urteil des Luzerner Kriminalgerichts hervor. Dieses verurteilt den Besitzer der Pizzeria an einer dicht befahrenen Strasse in Luzern zu zwei Jahren und fünf Monaten Gefängnis. Ein Jahr muss er absitzen. Der Mann war bereits fast fünf Monate in Untersuchungshaft.
In seinem Laden verkaufte der 41-Jährige Pizzas und Kebabs – und Kokain. So lautet der Vorwurf. Der Iraker ist zwar geständig, hat aber Berufung angemeldet.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
wie der Pizzaiolo, der Koks vertickte, aufgeflogen ist
wie viel Gramm durch die Hände des Pizzeriabetreibers gegangen sind
wie der Deal aus der Pizzeria funktionierte
Geld im Ofen, Drogen im Spielautomaten
Anfang 2021 wurde die Luzerner Polizei auf die Pizzeria aufmerksam. Konsumenten hätten angegeben, in dem Lokal Drogen zu kaufen. Der Chef selbst würde es abgeben. Die Polizei beobachtete das Restaurant, der Verdacht erhärtete sich.
Im Frühling 2021 schlug die Polizei zu. Bei der Hausdurchsuchung fand sie gut 80 Gramm Kokain und mutmassliches Drogengeld. Letzteres sei im Pizzaofen versteckt gewesen, das Koks sei zu einem grossen Teil in einem Spielautomaten auf dem Balkon der Wohnung des Beschuldigten gewesen. Einen kleineren Teil fanden die Einsatzkräfte in der Pizzeria selbst.
Wie sich herausstellte, soll der 41-Jährige mit einer Drogenbande einen Deal eingegangen sein. Sein Kontaktmann sei scheinbar ein Schwarzafrikaner gewesen sein. Zuerst solle er für diesen nur ein Mittelsmann gewesen sein. Der Mann habe dem Beschuldigten jeweils das Kokain gebracht, und dieser habe es in seiner Pizzeria an die Konsumenten weitergegeben. Dafür habe er jeweils pro verkaufte Portion eine Provision von fünf Franken eingestrichen. So schreibt es die Staatsanwaltschaft in der Anklage.
Dealer kauften als Gegenleistung massenhaft Getränke
Als Gegenleistung, dass er seine Pizzeria für den Drogenverkauf zur Verfügung stellte, hätten der Dealer und dessen Kunden und Gehilfen in dem Laden Getränke konsumiert und dem Lokalbetreiber so gut 130 Franken pro Tag eingebracht.
Dies ging gut zwei Monate so. Dann sei der Pizzaiolo dazu übergegangen, die Drogen in grösseren Mengen zu beziehen und auf eigene Faust zu verkaufen. Wie es im Urteil heisst, habe der Beschuldigte, gemäss Zeugenaussagen, die Deals jeweils im Hinterzimmer oder mutmasslich auf der Toilette abgewickelt.
Reise nach Albanien
Was stutzig macht: Auch wenn der Pizzeriabetreiber in Luzern vor allem mit Kokaindealer aus Schwarzafrika Kontakt hatte, reiste er im Mai 2021 nach Albanien. Wie es im Urteil heisst, hätte er sich dort, laut Zeugenaussagen, im Umfeld einer Mafia aufgehalten. So soll es der Beschuldigte selbst erzählt haben. Ob das stimmt und was er tatsächlich in Albanien getan hatte, ist jedoch aus dem Urteil nicht ersichtlich.
Insgesamt sollen gegen 250 Gramm Kokain durch die Hände des Pizzeriabetreibers gegangen sein. Bis zu 16’000 Franken hat er gemacht. Nach wenigen Monaten war aber Schluss, und es klickten die Handschellen. Bei der Durchsuchung fand die Polizei weiter eine Wärmebildkamera und einen Schlagring mit integriertem Springmesser. Diese sollen von Drogenkonsumentinnen als Pfand gegen die Drogen hinterlegt worden sein.
Ermittler fanden 270 Flaschen gestohlenen Alkohol
Und: Die Polizei fand 122 Flaschen Champagner und 145 Flaschen Spirituosen. Diese hatten Dritte scheinbar gestohlen und an den Beschuldigten verkauft. Darum muss er sich auch wegen Hehlerei verantworten. Weiter soll er seine Pizzeria zwischendurch ohne Bewilligung geführt und seinen Cousin, der über keine Aufenthaltsbewilligung verfügte, unerlaubterweise in der Schweiz beschäftigt haben.
Das Kriminalgericht Luzern sieht insgesamt ein schweres Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Immerhin: Leicht strafmildernd sei, dass der Chef der Pizzeria nicht aus Gier mit dem Kokainverkauf begonnen hätte, sondern weil sein Geschäft wegen der Coronapandemie schlecht gelaufen sei.
Hingegen sagte er vor Gericht – sinngemäss –, man könne froh sein, dass er sich nicht noch mehr strafbar gemacht habe während seines Aufenthalts in der Schweiz. Das mache wenig Hoffnung auf Besserung, so das Gericht. Es spricht so auch weiter eine Landesverweisung von acht Jahren aus. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es gilt vorerst noch die Unschuldsvermutung.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.