Kokain und Heroin vertickt: Luzerner Kriminalgericht verurteilt drei Dealer
Gleich drei junge Männer hat das Luzerner Kriminalgericht wegen Drogenhandels verurteilt. In allen Fällen ging es um Kokain und Heroin, das sie im Auftrag albanischer Unbekannter verkauften.
Arian Krasniqi*, Lirim Ademi* und Enes Hoxha* kennen sich nicht. Und doch haben die jungen Männer, die in Wirklichkeit anders heissen, einiges gemeinsam. Alle drei sind am 23. August vom Luzerner Kriminalgericht im abgekürzten Verfahren verurteilt worden. Was sie getan haben? Mehrfache Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz, rechtswidrige Einreise und rechtswidriger Aufenthalt. Ein Muster, das die Luzerner Behörden seit einiger Zeit zunehmend beobachten (zentralplus berichtete).
Am härtesten bestraft wurde Krasniqi. Der 21-Jährige wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Zudem wird der gebürtige Albaner für sieben Jahre des Landes verwiesen.
Gemäss der Staatsanwaltschaft ist er Ende Mai 2022 von Italien her mit dem Zug via Chiasso in die Schweiz eingereist. Für ein monatliches Gehalt von 3000 Franken wollte er Drogen verkaufen. Über Whatsapp bekam er von einem unbekannten Auftraggeber namens «Jordan» beziehungsweise «Lisi» – mutmasslich aus Albanien – die Adresse einer Unterkunft, in der Krasniqi unterkommen sollte. Von dort aus ging er schliesslich dem Drogenhandel nach.
Über Whatsapp Anweisungen erhalten
Mehrmals wechselte er die Unterkunft, wohnte mal in der Luzerner Agglomeration, mal in der Nähe von Zug, mal mitten in der Stadt Luzern. Zwischen Ende Mai und dem 7. Juli 2022 erhielt er nahe seiner Wohnungen mindestens vier- bis fünfmal Drogen- und Streckmittellieferungen von Unbekannten. Total erhielt er mindestens gut ein halbes Kilo Kokain und ein halbes Kilo Heroin. Auf Anweisungen von «Jordan» streckte er die Drogen und teilte sie in Portionen.
Danach zog er los. Die Bestellungen wurden mutmasslich über Albanien und über «Jordan» abgewickelt. Krasniqi erhielt jeweils per Whatsapp den Übergabeort, die Anzahl und die Grösse der Portionen sowie den Preis, den er dafür verlangen sollte. Das Geld übergab er jeweils den Drogenlieferanten.
Bis er schliesslich am 7. Juli in seiner damaligen Wohnung in der Stadt Luzern festgenommen wurde. Krasniqi gab sich geständig und stimmte den Ausführungen der Staatsanwaltschaft zu.
Unter einer Unterführung gab’s eine Digitalwaage und Karten
Ähnlich lief es beim 19-jährigen Enes Hoxha ab. Er kam in Albanien per Whatsapp in Kontakt mit einem unbekannten Mann unter dem Pseudonym X. X bot ihm 2000 Franken monatlich, wenn Hoxha für ihn in der Schweiz Drogen verkaufte. Der junge Mann sagte zu und fuhr mit dem Auto am 27. Juli 2022 nach Luzern, wo X für ihn bereits ein Hotelzimmer organisierte. Von da aus ging es mit dem Drogenhandel los. X liess ihm jeweils Drogen liefern und organisierte im Hintergrund die Verkäufe.
Von einer Hundehalterin erhielt Hoxha bei einer Unterführung in Emmenbrücke eine Digitalwaage sowie Karten zum Portionieren der Drogen. Tags darauf erhielt er seine erste Lieferung. Insgesamt erhielt der junge Mann gemäss Staatsanwaltschaft mindestens 145 Gramm Kokain und mindestens 313 Gramm Heroin. Seine Drogen verkaufte er an mindestens sechs Abnehmerinnen. Das eingenommene Geld sandte er via Western Union ins Ausland oder übergab es in bar an Unbekannte.
Dies tat er so lange, bis er am 9. August an einen verdeckten Ermittler der Luzerner Polizei verkaufte. Noch am selben Tag wurde er verhaftet und sein Hotelzimmer durchsucht. Dort fand die Polizei weitere Drogen. Wie Krasniqi gab auch er den Drogenhandel zu. Zwar handelte er nur über den relativ kurzen Zeitraum von zwei Wochen. Doch wie die Staatsanwaltschaft in der Anklage schreibt, sei die Menge an Drogen, die er handelte, dazu geeignet, die Gesundheit vieler Menschen zu gefährden. Das Luzerner Kriminalgericht verurteilt ihn schliesslich zu einer 22-monatigen bedingten Haftstrafe. Weiter wird er acht Jahre des Landes verwiesen.
2500 Franken für einen Monat als Drogenhändler
Auch der 20-jährige Lirim Ademi reiste von Albanien her in die Schweiz, um Drogen zu handeln. Gemäss Anklageschrift der Staatsanwaltschaft wohnte er ab 12. August in der Stadt Luzern. Von hier aus kaufte er von einem unbekannten Mann in drei separaten Lieferungen total 150 Gramm Kokain, 250 Gramm Heroin und 300 Gramm Streckmittel. Die Drogen portionierte und streckte er selbst. Anschliessend verkaufte er sie an mindestens fünf Personen im Grossraum Luzern. Dazu erhielt er jeweils telefonische Angaben von einem «unbekannten albanischen Auftraggeber». Insgesamt sollte er für seine Dienste 2500 Franken erhalten.
Bis die Polizei ihn am 6. September festnahm. Sie durchsuchten seine Wohnung und fanden unter anderem die Drogen, Löffel, eine Digitalwaage und verschiedene Frischhaltebeutel. Insgesamt handelte er während rund dreieinhalb Wochen. Die Luzerner Staatsanwaltschaft hält dazu fest: «Dies ist zwar keine lange Zeitdauer, der Beschuldigte unterbrach den Drogenhandel jedoch lediglich aufgrund seiner Festnahme.»
Auch Ademi zeigte sich geständig und stimmte der Anklageschrift zu. Das Luzerner Kriminalgericht verurteilte ihn zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten. Auch er muss das Land verlassen, gemäss Urteil für acht Jahre. Alle drei Urteile sind rechtskräftig.
*Namen geändert
- Urteil 2P6 22 194 des Luzerner Kriminalgerichts
- Urteil 2P6 22 215 des Luzerner Kriminalgerichts
- Urteil 2P6 23 8 des Luzerner Kriminalgerichts
- Schriftlicher Austausch mit Christian Renggli, Mediensprecher der Luzerner Gerichte