Razzien in diversen UBS-Filialen

Deutsche ermitteln gegen Oligarchen mit Verbindungen nach Zug

Die Deutsche Polizei besuchte bei Razzien die UBS in Frankfurt und München. Das interessiert auch in Zug, denn die Beamten ermitteln gegen den Oligarchen Alisher Usmanov, welcher im Kanton auch Spuren hinterlassen hat. (Bild: Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0)

Deutsche Beamte haben diesen Dienstag UBS-Filialen in München und Frankfurt durchsucht. Grund sind Geldwäscherei- und Steuerermittlungen gegen Alischer Usmanow: Oligarch, enger Vertrauter von Wladimir Putin und Teilhaber an einem Rohstoffkonzern mit Ableger im Kanton Zug.

«Können wir nach draussen gehen?» Die Empfangsdame in der grün-schwarz karierten Bluse kommt hinter dem Pult hervor, führt durch den breiten Eingang zurück ins Treppenhaus und eröffnet einem dort: «Wir geben keine Auskünfte.» Die Abfuhr kommt unerwartet plötzlich, dafür unerwartet freundlich. Und so wird erst klar, als einem die Frau mit dem hochgesteckten blonden Haar den Rücken zukehrt: Man wurde hier gerade rausgeworfen.

Nein, gesprächig sind sie nicht an diesem Dienstagnachmittag im Zuger Geschäftshaus, in dem die Metalloinvest Trading AG ihren Sitz hat. Dabei ist der Rohstoffkonzern, zu dem diese und eine weitere Zuger Gesellschaft gehören, heiss diskutiertes Gesprächsthema. Genauer dessen Gründer und Teilhaber: Alischer Usmanow, 69 Jahre alt, geboren in Usbekistan und Oligarch mit «besonders engen Verbindungen» zum russischen Machthaber Wladimir Putin, wie es auf der EU-Sanktionsliste zum Ukrainekrieg heisst.

Verdacht auf Geldwäscherei führt zu Razzien bei der UBS

Das ist nicht Usmanows einziges Problem: Kurze Zeit vor dem Besuch im Zuger Büro haben rund 30 Beamte des Deutschen Bundeskriminalamts (BKA) in München und Frankfurt UBS-Filialen durchsucht. Wegen Usmanow. Wie der «Spiegel» zuerst berichtete, sollten Beweismittel wegen Geldwäscherei gesammelt werden. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, welche die Aktion zusammen mit dem BKA durchgeführt hat, bestätigt auf Anfrage die Razzia: «Gegenstand des Ermittlungsverfahrens ist der Anfangsverdacht der Geldwäsche gegen einen Geschäftsmann aus der Russischen Föderation. Die Ermittlungen richten sich nicht gegen das betroffene Bankinstitut bzw. dessen Mitarbeiter.» Gegenüber dem «Blick» sagte die UBS, sie kooperiere vollständig mit den Behörden. Bereits Ende September wurden Usmanows Yacht in Norddeutschland sowie zwei Immobilien in Bayern durchsucht.

Usmanow soll, so der Vorwurf, zwischen 2017 und 2022 mit einem komplexen Konstrukt aus Offshore-Firmen Geld gewaschen haben, das er mutmasslich nicht versteuert hat. Dem «Spiegel» zufolge hat der Oligarch, möglicherweise um sich Sanktionen nach der Krim-Annexion zu entziehen, Vermögenswerte verschenkt – ohne Schenkungssteuern für Hunderte Millionen Euro zu zahlen.

Die Schweiz hat kein Rechtshilfeersuchen erhalten

Stand jetzt sieht es nicht so aus, als wären die Schweizer Behörden in die Ermittlung involviert. Das Bundesamt für Justiz teilt auf Anfrage mit, es sei kein Rechtshilfeersuchen aus Deutschland eingegangen. Derweil lässt die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt die Frage unbeantwortet, ob die Zuger Gesellschaften auch eine Rolle in der Ermittlung gegen Usmanow spielen – mit Verweis auf das laufende Verfahren.

Ebenfalls ist unklar, wie beziehungsweise ob Metalloinvest die Untersuchung gegen Usmanow kommentiert. Eine Antwort auf eine Anfrage von zentralplus steht, Stand jetzt, noch aus.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main
  • Medienmitteilungen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main
  • Schriftlicher Austausch mit dem Bundesamt für Justiz
  • Artikel im «Spiegel»
  • Weiterer Artikel im «Spiegel»
  • Artikel im «Blick»
  • Augenschein vor Ort in Zug
  • Sanktionsliste der EU
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1 Kommentar
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    Kommentarschreiber, 15.11.2022, 21:07 Uhr

    Warum fällt eigentlich im Zusammenhang mit Oligarchen, Geldwäscherei und Steuerhinterziehung immer wieder und oft der Name «Zug»? 🤔

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