Geschichte wie im Krimi

«Breaking Bad» in Luzern – Trio wegen Drogenwäsche verurteilt

Fast drei Kilo kokain hätten die drei Beschuldigten waschen sollen. (Bild: Symbolbild : Abobe Stock)

Ein Trio wusch im Hinterraum eines Luzerner Gewerbebetriebs Kokain. Die Gerichtsfälle lesen sich wie das Drehbuch zu einer dramatischen Krimiserie.

Schauplatz: Ein Hinterraum eines Industriegebäudes in der Gewerbezone einer Luzerner Gemeinde. Nebenan befindet sich eine Tankstelle, rundum hat es Werkstätten, Garagen und Gewerbegebäude mit Flachdächern.

Die Protagonisten: Eine Prostituierte, ein Büroangestellter aus Luzern und ein Lastwagenchauffeur aus Spanien.

Während im Industriegebäude gewerkt wird, wäscht das Trio im Hinterraum Kokain. Eine Charge bringen sie durch. Dann schlägt die Polizei zu und nimmt die drei während des Kokainwaschens fest.

Eine Prostituierte, ein Lastwagenfahrer und ein Verkäufer

Es ist eine Geschichte, wie sie aus der erfolgreichen US-Serie «Breaking Bad» stammen könnte. Zwar geht es nicht um Methamphetamin und Drogenhandel im grossen Stil, sondern «nur» ums Kokswaschen. Doch die Mengen, die im Spiel waren, sind dennoch beachtlich und die Hintergründe der Beschuldigten und wie sie zusammenfanden könnte einem Drehbuch entspringen.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte in Kolumbien. Alle drei Beschuldigten stammen ursprünglich von dort. Einen verschlug es nach Spanien, wo er als Taxi- und Lastwagenchauffeur arbeitete. Der Nächste wurde Verkaufsinnendienstmitarbeiter in Luzern und die Dritte verschlug es nach einem Umweg ebenfalls über Spanien als Sexarbeiterin in die Schweiz. Sie alle endeten auf der Anlagebank des Luzerner Kriminalgerichts, welche sie nun verurteilte.

Im Fokus der Geschichte: die Frau. Aufgewachsen in Calí in Kolumbien, zog sie mit 16 Jahren nach Barcelona. Dort arbeitete sie zunächst bei einer Versicherung, wurde dann aber Sexarbeiterin. Nach einem Strafverfahren gegen einen Nachbarn, bei dem auch ihre Tochter als Geschädigte involviert war, zog sie in die Schweiz. Um über die Runden zu kommen, ging sie erneut der Prostitution nach. Ausserdem nahm sie einen Kredit bei einem zwielichtigen Typen auf. Fast 60'000 Franken hätte sie zurückzahlen müssen, konnte dies aber nicht.

Auftraggeber drohte, Mutter umzubringen

Daher verlangte der Typ einen Gefallen. Sie sollte einen Koffer entgegennehmen, diesen bei sich aufbewahren und auf weitere Instruktionen warten. Komme sie der Aufforderung nicht nach, werde ein Auftragskiller ihre Mutter umbringen, drohte der Mann laut Anklageschrift.

Also traf sich die 44-Jährige im Juni 2022 beim Bundesplatz in Luzern mit einem unbekannten Dominikaner und nahm den besagten Koffer entgegen. Zu Hause öffnete sie ihn und fand darin fast drei Kilo Kokain und Ecstasypillen. Das Kokain sollte die Beschuldigte waschen, um so die Qualität und damit den Verkaufswert der Drogen zu steigern.

Als Gehilfe organisierte der unbekannte Drahtzieher den Lastwagenfahrer aus Spanien. Er sollte der Frau das Kokainwaschen beibringen. Sie holte ihn am Flughafen in Zürich ab, die beiden gingen Utensilien kaufen – Plastikeimer zum Beispiel – und holten die Drogen. Dann fuhren sie zum «Arbeitsplatz» im Industriegebäude. Diesen stellte der Dritte im Bunde zur Verfügung. Er arbeitete bei der Firma im Verkauf. Über seinen Arbeitgeber bestellte er die Chemikalien, welche zum Waschen der Drogen benötigt wurden: literweise Salzsäure, Ammoniakwasser und Lösungsmittel. Im Einzelhandel ist dies nicht in den Mengen erhältlich, welche die drei benötigten. Laut Urteil des Kriminalgerichts habe er die Chemikalien auf Druck der Frau hin bestellt. Seine Arbeitgeberin wusste nichts von den Vorgängen.

Polizei erwischte Trio in flagranti

Im Hinterraum der Firma begannen die Prostituierte und ihr «Lehrmeister» aus Spanien mit dem Waschen der Drogen, während der dritte Beschuldigte im Vorraum noch einen Kunden bediente. Weit kamen sie nicht. Kurz vor 1 Uhr in der Nacht schlug die Polizei zu und nahm die drei fest.

Fast drei Kilo Kokain fanden die Ermittler vor Ort und ein weiteres knappes Kilo in der Wohnung der Frau. Die drei Beteiligten wurden nun verurteilt. Es sei ein «schweres» Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz, befand das Kriminalgericht. Die Sexarbeiterin und der Lastwagenfahrer erhielten jeweils drei Jahre Gefängnis, wobei sechs Monate unbedingt zu vollziehen sind. Der Dritte, der den «Waschraum» zur Verfügung stellte, erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Die Urteile sind rechtskräftig.

Nicht wie in den meisten Filmen und Serien, kommen die Hintermänner, die das Trio angestiftet hatten, einmal mehr ungeschoren davon.

Verwendete Quellen
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