Wieder wars ein Feuerwehrmann

Brandserie weckt Erinnerungen an Luzerner Feuerteufel

Der Brand eines Holzlagers in Egerkingen soll auf das Konto des Verdächtigen gehen. (Bild: Kantonspolizei Solothurn)

Wochenlang hat im Kanton Solothurn ein Brandstifter mit der Polizei Katz und Maus gespielt. Jetzt zeigt sich: Hinter den 13 Bränden soll ein Feuerwehrmann stecken. In Luzern lässt dies eine alte Geschichte wieder hochkommen.

Eine unheimliche Serie von Bränden hat in den letzten zwei Monaten die Solothurner in Atem gehalten. 13 Mal wurde innert kürzester Zeit in der Region Feuer gelegt – zuletzt in der Kreisschule in Kriegstetten (zentralplus berichtete).

Inzwischen hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen (zentralplus berichtete). Doch nach der Entwarnung folgt der nächste Schock: Bei dem 33-Jährigen soll es sich um einen Feuerwehrmann handeln, wie der «Blick» berichtet.

Feuersbrunst nach Mass

Der Fall weckt die Erinnerung an den berüchtigsten Feuerteufel von Luzern. Auch hier war ein Feuerwehrmann für eine beispiellose Serie von Bränden verantwortlich. In den Jahren 1988 bis 1992 – als er noch bei der städtischen Feuerwehr war – legte er elf Brände. Weitere 17 Häuser fackelte er zwischen 2002 und 2006 ab.

Seine Spezialität: Eine Feuersbrunst nach Mass. Der Mann zündete die Wohnungen und Häuser von Familienmitgliedern und Bekannten an, damit diese das Versicherungsgeld kassieren konnten. Zweimal steckte er die eigene Wohnung in Brand. Wann immer er knapp bei Kasse war, legte er Feuer. Für die «Auftragsarbeiten» kassierte er 500 bis 1000 Franken pro Brand.

Als Feuerwehrmann verstand er es, den Brand so aussehen zu lassen, als wäre ein technischer Defekt die Ursache.

Pyromanie ist nur eines von vielen möglichen Motiven

Der Luzerner Feuerteufel hat die Brände akribisch so geplant, dass sie sich nicht ausbreiten konnten. 28 Mal hat er insgesamt Feuer gelegt, doch Verletzte gab es nie. Wie bei der aktuellen Brandserie in Solothurn. Ein Hinweis darauf, dass auch dieser Brandstifter dank seiner Erfahrung als Feuerwehrmann genau wusste, was er tat?

Die Kantonspolizei Solothurn gibt keine Auskünfte zum Fall und es gilt die Unschuldsvermutung. Das Motiv für die Brandstiftungen ist demnach noch völlig unklar. Dass eine Pyromanie vorliegt, ist zwar möglich – aber es könnte auch ganz anders sein. So wie beim Feuerteufel von Luzern.

Brandstifter war ein menschliches Chamäleon

Dieser wurde nämlich nicht durch die Freude am Feuer zu seinen Taten getrieben – und auch nicht vom Geld. Er wurde zum Brandstifter, weil er es partout allen recht machen wollte. Ein Gutachten attestiert ihm eine sogenannte dependente Persönlichkeitsstörung. Die Betroffenen passen sich wie ein Chamäleon ihrem sozialen Umfeld an.

Gleichwohl wie Woody Allen im – natürlich überspitzt dargestellten – Film «Zelig» nehmen solche Menschen die Persönlichkeit ihres Gegenübers an. Was zum grossen Problem wird, wenn sie in ein kriminelles Milieu geraten.

Brandstifter in den eigenen Reihen – das ist schwer zu ertragen

Die erste Brandserie hatte der Mann gelegt, um mehr Zeit mit seinen Feuerwehrkameraden verbringen zu können – und Anerkennung von ihnen zu bekommen.

«Das war eine ganz tragische Geschichte», erinnert sich Theo Honermann, der heutige Kommandant. Für die Feuerwehr Stadt Luzern sei der Fall sehr belastend gewesen. «Wir stehen mit aller Kraft dafür ein, Personen, Gebäude und Inventar vor Schaden zu schützen. Da ist es besonders schwer zu ertragen, wenn jemand aus den eigenen Reihen so etwas macht.»

Ein Feuerwehrmann, der Brände lege, nehme nicht nur Schäden an Gebäuden in Kauf, sondern bringe auch die eigenen Kameraden und andere Menschen in Gefahr. Erschwerend kommt hinzu: «Es sind immer ganz krasse Einzelfälle, wegen denen dann alle Feuerwehrleute unter Generalverdacht geraten – obwohl das jeglicher Grundlage entbehrt», so Honermann.

Der Luzerner Brandstifter hat seine Strafe inzwischen verbüsst und ist wieder – unter Auflagen – auf freiem Fuss (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Staatsanwaltschaft Solothurn
  • Artikel im «Blick»
  • Artikel in der «Solothurner Zeitung»
  • Gespräch mit Theo Honermann, Kommandant Feuerwehr Stadt Luzern
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