Zuger CVP lanciert vier Listen mit 12 Kandidaten

Jung, weiblich, zahlreich: Gerhard Pfisters Mitstreiter für den Nationalrat

Ständerat Peter Hegglin (links) und die zwölf Zuger CVP-Nationalratskandidaten.

(Bild: mam)

Die CVP des Kantons Zug müsste eigentlich nicht um den Sitz von Nationalrat Gerhard Pfister in Bern bangen. Dennoch wollen die Christdemokraten die Aufbruchstimmung in der Partei in einen grösseren Wähleranteil ummünzen und nominieren deshalb acht Frauen und vier Männer für die Wahl in die grosse Kammer – doppelt so viele wie 2015. Ob und wie sie damit anderen Zuger Parteien nützen oder schaden, ist offen.

Bei den Gesamterneuerungswahlen im Kanton Zug vergangenen Herbst war die CVP eine Gewinnerin: Sie verlor zwar im Kantonsrat einen Sitz, aber gewann in der Kantonsregierung einen dritten hinzu – und räumte ausserdem bei vielen Gemeinderatswahlen ab, hat mittlerweile gar in neun von elf Zuger Gemeinden das Gemeindepräsidium inne.

Diesen Elan will die CVP nun gleich in den nächsten Wahlkampf hinüberretten. Am Mittwoch nominierten 105 Zuger Christdemokraten in der Aula des Schulhauses Sennweid in Baar zwölf Kandidatinnen und Kandidaten, die sich auf vier verschiedenen Listen für die drei Zuger Nationalratssitze bewerben.

Aus zwei mach vier

«Das gab es in den vergangenen Wahlen noch nie», sagte CVP-Präsidentin Laura Dittli. Damit überraschte sie auch viele ihrer Parteifreunde, denn bei den letzten Wahlen war die CVP nur mit einer Hauptliste und einer sehr erfolgreichen Zusatzliste der Jungen CVP ins Rennen gestiegen.

Nun aber schiebt sie zusätzlich eine separate Frauenliste nach und legt ausserdem eine Gemeinderatsliste auf – investiert also auf einem Feld, auf dem sie im vergangenen Herbst erfolgreich war.

Zwei Anwälte und ein Germanist

Zu den Namen: Spitzenkandidat ist wenig überraschend Nationalrat Gerhard Pfister (56), Germanist aus Oberägeri und Präsident der nationalen CVP. Ihm zur Seite steht die Rechtsanwältin Laura Dittli (28), ebenfalls aus Oberägeri, die seit Kurzem die Kantonalpartei leitet und die Masse von CVP-Kandidatinnen und -Kandidaten zu einem Antreten bei den Wahlen überzeugt hat.

Dritter im Bunde ist Kurt Balmer (57), ein Rechtsanwalt aus Rotkreuz, der seit acht Jahren im Kantonsparlament sitzt. Er mag nicht ganz so bekannt sein, wie andere Schwergewichte in der Zuger CVP, ist aber eine interessante, weil vielschichtige Persönlichkeit: Manchmal politisiert er wie ein Wirtschaftsfreisinniger, hat aber gleichzeitig ein Faible für den öffentlichen Verkehr und engagiert sich zum Beispiel in der Gesundheitspolitik für die wirtschaftlich Schwachen.

Zwei Drittel sind Frauen

Als Zweites vorgestellt wurde die Frauenliste: Hier kandidiert Fabienne Roschi (31) aus Baar, die Präsidentin der CVP Frauen des Kantons Zug. Sekundiert wird sie von Manuela Leemann (37) aus Zug, die Anfang Jahr in den Kantonsrat eingezogen und so etwas wie ein aufgehender Stern am Zuger Polithimmel ist. Ausserdem Mirjam Arnold-Herrmann (31) aus Baar, die früher für die CVP im Kanton Zürich politisiert hat und Wahlkampferfahrung besitzt. Auf dieser Liste sind zwei Anwältinnen und eine Geschäftsleitungsassistentin am Start.

«Der entscheidende Faktor für den Wahlerfolg einer Partei ist die Präsenz ihrer Kandidaten auf der Strasse.»

Gerhard Pfister, CVP-Präsident

Dann die Junge CVP: Hier tritt Olivia Bühlmann (27), eine Rechtsanwältin aus Baar an. Peter Niederberger (27) aus Zug, ein Marketingspezialist, und Lynn Mösch (20) aus Hagendorn, Studentin an der Pädagogischen Hochschule und somit angehende Lehrerin.

Gesetzt: Peter Hegglin

Schliesslich die Gemeinderatsliste, die mit populären Persönlichkeiten Stimmen generieren soll: Angeführt wird sie von Christine Müller-Blättler (52), Lehrerin, früher Kantonsrätin, jetzt Sozialvorsteherin in Cham. Sie repräsentiert den eher linken Flügel der Partei. Dann Pirmin Andermatt (52), Finanzvorsteher und Kampfsportler in Baar, ebenfalls Kantonsrat. Und schliesslich Isabelle Menzi (45) aus Menzingen, Betriebsökonomin und Schulvorsteherin.

Unbestritten ist der CVP-Kandidat für den Ständerat: Peter Hegglin (58) aus Edlibach, früher Biobauer, dann Finanzdirektor und seit einer Amtsperiode Zuger Vertreter im Stöckli. Er wurde mit einem langen und warmen Applaus bestätigt.

Hände schütteln, Sorgen anhören

Er verspüre eine Aufbruchstimmung in der Partei, sagte Gerhard Pfister – und dies solle zu einem grösseren Wähleranteil im Kanton Zug führen. «Wenn wir es mit diesen Kandidaten nicht schaffen, dann machen wir – dann mache ich etwas falsch», so Pfister. Auch Anna Bieri, Kantonsrätin aus Hünenberg und Vizepräsidentin der Kantonalpartei, sprach euphorisch von der «geballten Ladung an Politerfahrung und Kompetenz», welche die Partei ins Wahlrennen schickt. 

Pfister referierte in Vertretung von Wahlkampfleiter Jean Luc Mösch, den er hoch lobte und nach eigenem Bekunden für die Arbeit in der nationalen Partei gewinnen will. Er mahnte die Kandidierenden, «Strassen- und Häuserwahlkampf» zu betreiben. Die sozialen Medien seien wichtig, Wahlplakate seien wichtig, «aber der entscheidende Faktor für den Wahlerfolg einer Partei ist die Präsenz ihrer Kandidaten auf der Strasse.»

Krankenkassen und das Klima

Punkten will man mit verschiedenen Themen, für welche die CVP nach Pfisters Ansicht «überzeugende Antworten hat». Zuoberst steht die Gesundheitspolitik und der stetige Anstieg der Krankenkassenprämien, welche die CVP mit einer Volksinitiative in den Griff bekommen will. An dritter Stelle folgt das Klima, laut Pfister wegen den häufigen Klimastreiks eine «Steilvorlage für die Linken».

Pfister nimmt für die CVP in Anspruch, «die einzige bürgerliche Partei zu sein, die dazu seit Langem eine nachhaltige Antwort bereithält» – und kann geltend machen, dass die Ausrufung des Klimanotstandes im Kanton Zug ohne die Stimmen der Christdemokraten nie zustande gekommen wäre.

Zur Lage der nationalen Partei

Dann skizzierte er die Lage der nationalen CVP, die weit weniger bequem ist als jene der Zuger Kantonalpartei. Acht Nationalratssitze seien bedroht, sagte Pfister – vier davon akut. Dabei will Pfister mittelfristig die Mehrheit der FDP und SVP im Nationalrat brechen und der CVP ermöglichen, wie früher das Zünglein an der Waage zu spielen. Dazu muss sie aber wieder an Wähleranteilen zulegen. 2019 ist für Pfister vorab «Stabilisieren» angesagt.

Auf den Kanton Zug bezogen, scheint dies eher tiefgestapelt zu sein. Zumal Pfister offenbar die Vorgabe bekommen hat, seine eigenen Stimmen um 40 Prozent zu steigern. Und es ausserdem nicht gesagt ist, dass die CVP «nur» mit vier Listen antritt. Laura Dittli liess sich die Vollmacht geben, mit dem Parteipräsidium – es handelt sich um die engere Parteileitung – in eigener Kompetenz zusätzliche Wahllisten nachzunominieren. 

«Die Gespräche beginnen nun erst»

Wie sich diese Wahloffensive der CVP auf die anderen Parteien auswirkt, ist unklar. Die Vollmacht, Listenverbindungen auszuhandeln, wurde wiederum dem Parteipräsidium um Laura Dittli übertragen. Eine Befragung der Anwesenden unter Ausschluss der Medienschaffenden sollte ein Stimmungsbild der Basis vermitteln.

Immerhin könnte die FDP, welche den Sitz des abtretenden Nationalrats Bruno Pezzatti verteidigen muss, aber personell schwächelt, von einer Verbindung mit einer noch stärkeren CVP profitieren. «Die Gespräche beginnen erst», sagte Dittli gegenüber zentralplus.

FDP muss sich strecken

Sie liess durchblicken, dass eine mögliche Listenverbindung auch davon abhängt, welches Verhältnis die FDP zu den Grünliberalen findet, mit der die CVP im Zuger Kantonsrat eine Fraktionsgemeinschaft bildet.

Bei den letzten Nationalratswahlen hatten CVP, GLP und FDP zusammengespannt und so Pezzattis Sitz knapp gegen die SP und ALG verteidigen können.

Die Grünliberalen haben allerdings mittlerweile festgestellt, dass sie da jemanden unterstützt haben, der nicht im Ansatz ihre Vorstellung von Ökologie vertritt und sich für die nächsten Wahlen eine andere Entscheidung vorbehalten. Affaire à suivre.

 

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