Judith Müller wird erste Präsidentin der Bürgergemeinde Zug

Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Zug wird die Bürgergemeinde von einer Frau präsidiert. Rechtsanwältin Judith Müller wurde von den versammelten Bürgern gestern Abend im Theater-Casino fulminant gewählt. Sie löst Rainer Hager ab, der nach zwölf Jahren im Bürgerrat auf Ende Jahr zurücktritt.

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Die Wahlversammlung verlief ohne Diskussionen. Oppositionslos wurde Judith Müller von den 205 Anwesenden zur neuen Bürgerrätin erkoren. Bei ihrer Wahl zur Präsidentin gab es eine einzige Gegenstimme. Die neue oberste Zugerin bezeichnete die Wahl als «historisch». Sie ist die erste Frau in diesem Amt und die fünfte Bürgerrätin überhaupt.

Die letzten vier Jahre war der Zuger Bürgerrat ein reines Männergremium. Ein Votum einer Mitbürgerin, die das Fehlen einer weiblichen Vertretung kritisiert hatte, war für Judith Müller mit ein Grund, als Quereinsteigerin gleich auch das Präsidium zu übernehmen: «Ich habe die Sache überschlafen, mich dann aber entschieden, nicht nur A, sondern auch B zu sagen». Sie dankte den Bürgerinnen und Bürger für das doppelte Vertrauen.

Erfahrene Politikerin und Rechtsanwältin

Die in Zug aufgewachsene Judith Müller war von der FDP vorgeschlagen worden, weil sie über die notwendige Kompetenz und viel Engagement verfüge. Die Rechtsanwältin wirkte von 2003 bis 2010 als Gemeinderätin im Stadtparlament. Zudem ist sie in vielen Vereinen aktiv, unter anderem als Präsidentin der Freunde der Burg Zug.

Die Bürgergemeinde kennt sie durch die Fürsorge-, Wohlfahrt- und Kulturstiftung, bei der sie im Stiftungsrat als Vizepräsidentin amtiert. Das Vormundschafts- und Beistandswesen wiederum kennt sie als Juristin in einer auf Familienrecht spezialisierten Kanzlei.

Judith Müller übernimmt das Zepter bei der Bürgergemeinde mit Beginn der Amtsperiode 2022 bis 2025. Ihr Vorgänger Rainer Hager war seit zwölf Jahren Präsident der Bürgergemeinde. Die Tätigkeit bezeichnete der scheidende Präsident als «spannend und befriedigend». In seiner Bilanz der letzten vier Jahre wies er unter anderem auf den Bau der Alterswohnungen Waldheimstrasse und die gute Finanzlage hin, aber auch auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie.

Die weiteren Mitglieder des Bürgerrates wurden für die kommenden vier Jahre einstimmig wiedergewählt: Markus Wetter und Andreas Blank für die FDP, Othmar Keiser und Richard Rüegg für die CVP.

Historisches Archiv wird online zugänglich

An der Versammlung wurde zudem bekannt, dass die Erschiesslungsarbeiten des Bürgerarchivs aus den Jahren 1471 bis 1798 abgeschlossen sind. In den letzten 30 Jahren wurden dabei rund 85'000 Einträge – sogenannte Regesten – in einer Datenbank erfasst und in heute verständliche Sprache transkribiert. Noch-Bürgerpräsident Rainer Hager trug eine amüsante Anekdote daraus vor und zeigte sich überzeugt, dass der erschlossene Geschichtsfundus den Zugerinnen viel Freude bereiten werde.

Auf einer Webseite werden die Ratsprotokolle für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese wird mit einer Vernissage am 29. Oktober offiziell aufgeschaltet.