Stellenabbau bei Landis+Gyr

Jetzt wehrt sich die Gewerkschaft

Der Plan der Geschäftsleitung: 40 Stellen streichen und Erhöhung der Arbeitszeit von 40 auf 43 Stunden pro Woche. (Bild: zentral+)

Die Zuger Firma «Landis+Gyr» hat angekündigt, dass 40 Stellen gestrichen werden sollen. Gleichzeitig will sie die Arbeitszeit erhöhen. Im Interview kritisiert die Gewerkschaft Syna die Landis+Gyr für ihr Vorgehen. Besonders der Umgang mit den älteren Mitarbeitern bereitet der Syna Bauchschmerzen.

Am Donnerstag wurde an der Sozialpartner-Information der Landis+Gyr angekündigt, dass bis im März nächsten Jahres 40 der fast 400 Stellen in Zug abgebaut werden. Zudem sollen die wöchentlichen Arbeitsstunden von 40 auf 43 angehoben werden. zentral+ sprach mit Guido Schluep, dem Zentralsekretär Industrie von der zuständigen Gewerkschaft Syna.

zentral+: Erstens Stellenabbau und zweitens Mehrarbeit. Das sind für die Landis+Gyr-Mitarbeiter gleich zwei Hiobsbotschaften an einem Tag.

Guido Schluep: Dass beides an einem Tag kommuniziert wurde, empfand ich tatsächlich als Ohrfeige. Dennoch ist noch nicht klar, ob die Stundenerhöhung tatsächlich kommt. Im Gesamtarbeitsvertrag gibt es den sogenannten Krisenartikel, der den Firmen zwar erlaubt, die Arbeitsstunden für maximal 15 Monate zu erhöhen. Die Arbeitgeber müssen dies jedoch in Absprache mit der Arbeitnehmervertretung machen und brauchen deren Unterschrift.

zentral+: Und die Chance besteht, dass diese ihr Einverständnis nicht geben?

Schluep: Das ist möglich. Die Geschäftsleitung wird dann aber womöglich damit argumentieren, dass noch mehr Stellen abgebaut würden, falls die Arbeitszeit nicht angehoben würde.

«Ein Unternehmerrisiko darf nicht auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden.»

zentral+: Sie haben in einer Mitteilung den Verdacht geäussert, dass die Landis+Gyr den starken Euro nur als Vorwand für die geplanten Massnahmen nimmt.

Schluep: Die Vermutung liegt nahe, dass die Euroschwankungen – ich nenne es nicht mehr Krise – ausgenutzt werden, damit Firmen ihre Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmer optimieren können. Ich bin der Ansicht, wenn eine Firma wegen den Währungsschwankungen tatsächlich Probleme bekommt, dann ist das ein Unternehmerrisiko und darf nicht auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden.

zentral+: Wie schätzen Sie die Situation und die Probleme der Landis+Gyr tatsächlich ein?

Schluep: Zu Beginn der Informationsveranstaltung wurden uns gestern ziemlich viele Zahlen vorgelegt. Wenn man diesen Glauben schenkt, dann wird klar ersichtlich, dass die Schweiz einfach zu teuer ist. Das sind tatsächliche Probleme. Die Arbeitsplätze sind zu teuer, die Preise müssen günstiger werden, der starke Franken kommt dazu. Dass die Rechnung der Landis+Gyr nicht aufgeht, ist klar. Ich sage auch nicht, dass es der Landis+Gyr nicht schlecht geht, doch es muss ein Umdenken stattfinden.

Die Firma gehört seit 2011 dem Konzern Toshiba. Als die Landis+Gyr noch eine Schweizer Firma war, hätte man wahrscheinlich länger gewartet, bis man Leute entlassen hätte. Bei der Toshiba fackelt man da nicht lang.

zentral+: Was möchte die Syna in Bezug auf die massiven Änderungen bei der Landis+Gyr erreichen?

Schluep: Die Landis+Gyr hat seit Anfang Jahr einen neuen Sozialplan, der leider ohne die Gewerkschaften verlängert wurde. Ich habe ihn überflogen und muss sagen, er ist nicht schlecht. Was ich mir aber wünschen würde ist, dass das Augenmerk mehr auf die älteren Mitarbeiter gelegt wird. Denn, etwa die Hälfte der Mitarbeiter, die entlassen werden sollen, ist zwischen 50 und 60 Jahre alt. Da werden wir versuchen, etwas zu erreichen. Dies, obwohl der CEO bereits bekannt gegeben hat, dass er den Sozialplan nicht mehr gross anpassen wolle.

«Eine Arbeitszeiterhöhung steigert die Produktivität nicht.»

zentral+: Wir haben vernommen, dass neben der Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 43 Stunden auch die viertelstündigen Pausen morgens und nachmittags gestrichen werden sollen. Das wäre dann eine faktische Arbeitszeiterhöhung auf 45,5 Stunden. Stimmt das?

Schluep: Ja. Es handelt sich dabei um Pausen, die das Unternehmen freiwillig macht. Die dürfen entsprechend gestrichen werden. Zur Arbeitszeiterhöhung ist noch zu sagen, dass damit die Produktivität gar nicht steigt. Diese wird von der Geschäftsleitung dazu ausgenützt, um Arbeitszeit abzubauen. So weist die Firma in ihren Büchern keine Überstunden mehr auf. Das ist verwerflich.

zentral+: Bei der V-Zug und Siemens wurde ebenfalls Mehrarbeit verordnet. Dort jedoch haben die Mitarbeiter im Gegenzug eine Stellengarantie erhalten. Wie sieht das bei der Landis+Gyr aus?

Schluep: Dass man Leute entlässt, beisst sich ja mit einer Stellengarantie. Wenn aber die Arbeitnehmervertreter über die Bedingungen für die übriggebliebenen Mitarbeiter verhandeln, dann wäre dies bestimmt eine Bedingung für die Phase, in der länger gearbeitet wird. Es gibt aber viele Firmen, die das nicht so handhaben.  

 

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