So geht es den Zuger Wirten nach dem Lockdown

«Jetzt schauen wir, wie wir aus diesem Schlamassel wieder rauskommen»

Im «Kaiser Franz» in Zug wird neuerdings mit Dirndl und Mundschutz gewirtet. (Bild: zvg)

Seit zwei Wochen dürfen Restaurants wieder geöffnet haben. Eine Chance, die viele Zuger Beizen beim Schopf gepackt haben. Auch wenn die Rechnung damit noch lange nicht aufgeht.

«Es geht los!», schrieb Felix Franz, der Besitzer des Restaurant Kaiser Franz in Zug, am 11. Mai auf Facebook. Seit zwei Wochen nämlich dürfen die Beizen wieder geöffnet haben. Dies aber mit angezogener Handbremse. Abstands- und Hygieneregeln müssen beachtet werden, die Gaststuben kommen luftiger daher, dürfen sie doch nur noch einen Teil ihrer Tische besetzen.

Die Verunsicherung der Wirte war vor der Öffnung gross. Sei es, weil man sich nicht vorstellen konnte, mit Gesichtsmaske zu servieren. Sei es, weil man nicht wusste, wie man mit deutlich weniger Gästen eine schwarze Null schreiben soll.

Seit zwei Wochen nun sind die Restaurants wieder offen. Zeit für ein erstes Fazit.

«Wir sind recht gut gestartet», sagt Felix Franz auf Anfrage. «Auch wenn man bedenkt, dass wir nun viel weniger Plätze haben. Vielen Gästen ist das Take-away-Essen und das Kochen zu Hause während des Lockdown verleidet.» Entsprechend würden sie sich darüber freuen, wieder ins Restaurant kommen zu dürfen.

Eine Chance, frisch durchzustarten

So seien die Abende im «Kaiser Franz» jeweils sehr gut gebucht. «Am Mittag jedoch merken wir, dass viele Businessleute im Homeoffice sind», sagt Franz und ergänzt sogleich: «Doch wenn sich aktuell viele Wirte zurecht beklagen: Man kann die Situation auch als Chance sehen, um frisch durchzustarten und Neues zu kreieren.» Auch Franz hat sich etwas einfallen lassen. Verraten will er uns jedoch noch nichts Konkretes.

«Bisher ist noch kein einziger Gast mit einer Maske gekommen.»

Felix Franz, Inhaber des Restaurant Zum Kaiser Franz

Verunsicherung betreffend der Situation spüre er bei den Gästen keine. «Bisher ist noch kein einziger mit einer Maske gekommen. Viele finden es ausserdem schön, dass durch die lockerere Sitzordnung mehr Luft entsteht. Auch wenn das für uns nicht ganz aufgeht», so der Restaurantbesitzer.

Verzagen tut er nicht. «Wir durften uns auf den guten Zeiten ausruhen. Jetzt schauen wir, wie wir aus diesem Schlamassel wieder rauskommen.»

Felix Franz hat sich für die Gäste wieder in Schale geworfen. (Bild: zvg)

Schlaflose Nächte, trotz finanziellem Polster

Wie der Besitzer des Restaurants Kaiser Franz haben auch die Betreiber des Restaurants Krone den Vorteil, dass sie seit Jahrzehnten erfolgreich wirten und sich entsprechend ein finanzielles Polster erarbeiten konnten (zentralplus berichtete).

Dennoch ist die Lage auch für das Ehepaar Branca, welches die «Krone» seit 33 Jahren führt, nicht leicht. «Zwar konnten wir in den letzten Monaten Kurzarbeit eingeben, ausserdem hatten wir keine Ausgaben für Lebensmittel, dennoch blieben 30 Prozent der Kosten während dieser Zeit ungedeckt», sagt Irene Branca. «Ich hatte einige schlaflose Nächte.»

Doch auch jetzt, nach der Wiedereröffnung, sei der Umsatz nicht zu vergleichen mit früher.

Die Abhängigkeit von den Vereinen ist jetzt spürbar

Das liegt insbesondere daran, dass die «Krone» für lokale Vereine ein beliebter Treffpunkt ist und auch gerne vor oder nach kulturellen Anlässen besucht wird. Wenn Vereinstätigkeiten und Anlässe nicht stattfänden, wirke sich das stark auf die Zahl der Gäste aus, gibt Branca zu bedenken.

«Am Samstagabend brauchen wir derzeit nur etwa die Hälfte des Personals. Aus diesem Grund arbeitet dieses noch immer reduziert und hat teilweise in Kurzarbeit», sagt Branca. «Ich fürchte, es wird länger dauern, bis der Umsatz wieder die alten Dimensionen erreicht.»

Irene und Bruno Branca vor ihrem Restaurant.

Gäste zeigen ihre Treue

Nichtsdestotrotz. «Wir sind wahnsinnig froh, dass wir aufmachen durften. Auch wenn das Wirten im Moment nicht rentabel ist, gibt es uns doch eine gewisse Perspektive», sagt Irene Branca.

«Auch erhalten wir immer wieder wunderbares Echo von unseren Gästen.» Diese würden auch in diesen Zeiten ihre Treue zeigen: «Wir haben Leute, die waren am letzten Tag vor dem Lockdown zu Besuch und sind dann gleich am Eröffnungstag wieder gekommen.»

In der Brauerei spürt man die Angst

Das Restaurant Brauerei in Baar hat die Krise hart getroffen. Der Geschäftsführer Shpendim Veliu sagt: «Wir haben nach dem Lockdown viel mehr Leute erwartet. Gerade, weil das Wetter recht gut wäre und man häufig auf der Terrasse sitzen könnte.»

Im Gegensatz zu Felix Franz hat Veliu das Gefühl, dass die Bevölkerung durchaus noch ängstlich sei und deshalb Restaurants meide. «Viele fragen auch explizit nach, ob auch wir die nötigen Massnahmen getroffen haben. Natürlich haben wir das.»

Doch auch die anderen gebe es. «Ein paar wenige Gäste haben gar kein Verständnis für die neuen Regeln und begehren gegen diese auf. Auch wenn ich gewisse Einwände verstehen kann: Wir müssen uns an die Vorgaben des Bundes halten. Eine Busse können wir uns im Moment nicht leisten», sagt der Geschäftsführer.

Nur die Hälfte des Personals arbeitet

Auch beim Restaurant Brauerei sei derzeit nur die Hälfte des üblichen Personals eingeteilt. «Es ginge jedoch auch mit weniger», sagt Veliu.

Während des Lockdowns organisierte die Brauerei einen Take-Away-Service. Dieser lief jedoch nur mittelmässig. «Manchmal verkauften wir an einem Tag dreissig, mal nur zehn Menüs und mussten den Rest wegwerfen.»

Was müsste denn passieren, damit das Restaurant Brauerei Ende Jahr schwarze Zahlen schreibt? «Ein Wunder», sagt Veliu resigniert. «Ich gehe davon aus, dass die Situation noch ein paar Monate so bleiben wird.»

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon