SBB versprechen Luzernern aber ein Zückerchen

Jetzt ist es fix: Zugfahrt nach Zürich dauert länger

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(Bild: bic)

Die SBB hatten es bereits angekündigt. Ab Dezember brauchen Passagiere rund sechs Minuten länger von Luzern nach Zürich. Besonders mühsam wird es für die Fahrgäste aus dem Luzerner Hinterland und den Kantonen Ob- und Nidwalden. Doch die SBB warten mit einem Zückerchen auf.

«Wegen des Fahrplans und des Rollmaterials müssen die SBB für die kommenden zwei Jahren die Abfahrtszeit für den Direktzug Luzern–Zürich Flughafen um rund 30 Minuten verschieben» heisst es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Kanton Ob- und Nidwalden sowie den SBB vom Mittwoch.

Damit nehmen die Partner Bezug auf die Ankündigung der SBB, einschneidende Änderungen bei der Verbindung Luzern-Zürich vorzunehemen. Mit negativen Konsequenzen für die Innerschweiz (zentralplus berichtete).

Grund für die Verschiebung seien die vier Teilergänzungen der Zürcher S-Bahn. Diese wirke sich direkt auf die Zufahrstrecken an den Flughafen Zürich aus. Das benötigte Trasse zwischen Zürich HB und Zürich Flughafen ist ab dem Fahrplanwechsel für den Zug ab Luzern zur gewohnten Zeit nicht mehr verfügbar.

Vorteile für die Innerschweiz?

Vertreter der Kantone Ob- und Nidwalden und die SBB haben sich deshalb vergangene Woche über die zukünftige Anbindung von Luzern an den Flughafen Zürich unterhalten, wie sie mitteilen.

Dabei seien die Ergebnisse der Detailanalysen diskutiert worden. «Die Beteiligten kommen zum Schluss, dass für die kommenden zwei Jahre eine national austarierte Übergangslösung gefunden werden konnte, die für die Zentralschweiz auch zahlreiche Vorteile bietet», heisst es in der Mitteilung.

Will heissen: «Die Tourismusregionen Luzern/Vierwaldstättersee und Konstanz/Bodensee sind neu stündlich direkt miteinander verbunden. Zudem besteht neu eine direkte Verbindung zum Wirtschafts- und Hochschulstandort Winterthur. Rotkreuz und Baar erhalten eine Direktverbindung zum Flughafen sowie nach Winterthur und Konstanz», so die Mitteilung.

Mit dem Fahrplan 2019 verkehrt der IR70 neu mit Abfahrt ab Luzern xx:10 nur noch bis Zürich HB. Dafür verkehrt der IR75 mit Abfahrt in Luzern xx:35 bis Konstanz. Mit Halt in Zürich Flughafen, aber ohne Halt in Oerlikon. Dies führt dazu, dass Passagiere aus Engelberg und dem Kanton Nidwalden sowie aus dem Luzerner Hinterland zusätzlich in Zürich HB umsteigen müssen (zentralplus berichtete)

Keine Alternativen

In der Folge hatten die SBB zusammen mit den kantonalen Verkehrsdirektoren von Obwalden und Nidwalden die Situation analysiert und verschiedene alternative Lösungen geprüft. Die detaillierten Abklärungen zeigen auf, dass Konzeptanpassungen nicht möglich sind – zu gross seien die negativen Auswirkungen auf andere Regionen.

Zusätzlich verfügen die SBB aktuell nicht über das benötigte Rollmaterial. Vor diesem Hintergrund wurde gemeinsam beschlossen, die Direktverbindung Luzern–Zürich Flughafen ab 2019 für zwei Jahre um rund eine halbe Stunde zu verschieben.

Ab Dezember 2018 gibt es weiterhin zwei Verbindungen pro Stunde zwischen Luzern–Zug–Zürich Flughafen, eine davon ohne Umsteigen in Zürich. «Für Reisende aus Luzern besteht somit nach wie vor eine Direktverbindung nach Zürich Flughafen», so die SBB.  Rotkreuz und Baar erhalten eine Direktverbindung zum Flughafen sowie nach Winterthur und Konstanz.

Übergangslösung für zwei Jahre

«Die Kantone und die SBB sind sich bewusst, dass sich Kunden umsteigefreie Verbindungen wünschen. Sie sind jedoch überzeugt, dass die aktuelle Übergangslösung die bestehenden Kundenbedürfnisse breit abdeckt und gemeinsam eine national ausgewogene Lösung gefunden werden konnte», schreiben sie in der gemeinsamen Stellungnahme.

Ab dem Fahrplan 2021 bestünden allerdings wieder die heutigen Direktverbindungen. «Die SBB und die Kantone Obwalden und Nidwalden stehen weiterhin im engen Austausch, damit mögliche Feinanpassungen bereits im Laufe der Übergangsfrist vorgenommen werden können», heisst es weiter.

Ab 2021 geht es schneller als jetzt

Wie die «Luzerner Zeitung» weiss, wird aber auch mittelfristig nicht alles beim Alten bleiben. Laut Recherchen der Zeitung würden die SBB nämlich planen, dass die Interregios zum Flughafen ab 2020 in Thalwil nicht mehr halten. Dadurch würde sich Reisezeit um 6 auf 40 Minute verkürzen. Man ist also schneller als mit dem Auto. 

Wer nach Zürich Flughafen oder weiter nach Winterthur fährt, hat jedoch nichts vom Zeitgewinn. Die Züge stehen umso länger im Hauptbahnhof und fahren erst nach 19 Minuten weiter.

Für Karin Blättler, Präsidentin von Pro Bahn Zentralschweiz, ist dies aber inakzeptabel, wie sie gegenüber der «LZ» deutlich machte: «Bei einem derart langen Aufenthalt im Bahnhof kann man nicht mehr von einem Direktzug sprechen.» Sie fordert deshalb, dass die Aufenthaltsdauer in Zürich auf maximal 12 Minuten reduziert wird.

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