Wetter-Dilemma

Jetzt geht es erst richtig los

Thomas Bucheli, Meteorologe (Bild: SRF)

Das trübe Wetter drückt den Zentralschweizern seit Wochen aufs Gemüt. Nun kommts noch schlimmer: Meteorologe Thomas Bucheli prognostiziert für unsere Region Hochwasser. Aber warum kommen wir aus diesem Wetter-Dilemma nicht mehr heraus?

Man mag schon gar nicht mehr zum Himmel schauen in diesen Tagen. An der Rigi kleben schwarze Wolken, es tröpfelt und über den Vierwaldstättersee fegt ein unangenehmer Wind. Wir haben bald Juni und die Zentralschweizerinnen und Zentralschweizer sehnen sich den Sommer herbei. Der ist aber weit und breit nicht in Sicht.

Im Gegenteil. Es bleibt frisch, und vor allem ist mit sehr viel Niederschlag zu rechnen. 

Der Luzerner Thomas Bucheli, Chefmeteorologe des Schweizer Fernsehen SRF, formuliert es so: «Wir suchen fieberhaft nach Anzeichen für ein Ende dieser Schlechtwetterperiode. Aber dieses Ende ist nicht in Sicht. Es kommt nochmals richtig viel Regen. Mehr als uns lieb sein könnte. Insbesondere in der Zentralschweiz muss mit Hochwasser gerechnet werden.»

Bucheli: Der Klimawandel ist nicht schuld

Der nasskalte Frühling 2013 geht definitiv in die Geschichtsbücher ein. Seit über 30 Jahren war es in der Deutschschweiz nicht mehr so düster. Aber warum kommen wir aus diesem Wettertief nicht mehr heraus? Der Grund liegt darin, dass sich unser Land geographisch in einer extrem schlechten Position befindet. «Das stimmt», sagt Experte Bucheli. «Die Position ist tatsächlich saublöd. Die Schweiz liegt genau in einem Tief zwischen dem atlantischen und dem osteuropäischen Hoch.» 

Den Klimawandel für die Wetterkapriolen verantwortlich machen, will Bucheli nicht: «Ich bin da zurückhaltend. Auch wenn es jetzt unglaublich warm wäre, würden wahrscheinlich Stimmen zum Klimawandel laut. Man darf das Wetter nicht mit dem Klima verwechseln.» Dieser Mai sei als Einzelereignis, als statistischer Ausreisser zu betrachten.  

Wenn die Wetterlage schlecht ist, werden häufig auch die Menschen unleidig. Das bekommen dann auch die Meteorologen mittels Schuldzuweisungen in bösen Leserbriefen zu spüren. Die Prognosen der Experten werden auf die Goldwaage gelegt. Von Objektivität der Leute fehlt dann jede Spur. «Das ist unser Job», sagt der 53-jährige Bucheli.

Luzerner Frühling nur 0,2 Grad zu kühl

Den traurigen Wetter-Statistiken schweizweit zum Trotz: Was die Temperaturen angeht, ist zwar auch Luzern unter dem Durchschnitt. Aber gar nicht mal so viel. Für zentral+ stellte Bucheli eine Berechnung mit den neusten Zahlen auf. Das Resultat lässt sich sehen.

«Im Mai beträgt die Abweichung der Monatsmitteltemperatur von der Norm in Luzern bis Dato minus 0,6 Grad. Im April, der viel zu warm gewesen ist, plus 1,3 Grad. Und im März minus 1,2 Grad. Das ergibt einen Durchschnitt von minus 0,16 Grad. Der Frühling 2013 war demzufolge in Luzern (nur) knapp 0,2 Grad zu kühl.» 

Auch punkto Regenmenge liegt Luzern noch in der Norm: Vom 1. bis zum 28. Mai ist gerade genauso viel Regen gefallen, wie normalerweise im Mai zu erwarten ist, nämlich 125 mm. Die zynische Bezeichnung «Eidgenössischer Schüttstein» trifft für Luzern also bei Weitem nicht zu. Denn von den Niederschlagszahlen her ist beispielsweise St. Gallen schlimmer dran. Auch Wädenswil am Zürichsee und Glarus bekämen mehr Regen ab. Sogar in Lugano und Locarno fällt im Jahresdurchschnitt mehr Regen als in Luzern.

Wann kommt er denn, der Sommer?

Am 1. Juni, also diesen Samstag, beginnt der meteorologische Sommer. Diesbezüglich mögen sich die Meteorologen schon lange nicht mehr festlegen. Selbst Bucheli, sonst gerne eher offensiv in seinen Prognosen, gibt sich im Moment zurückhaltend. Und trotzdem darf man sich nach dem angesagten Hochwasser Hoffnungen auf wärmere Tage machen. Denn immerhin sind die Aussichten für nächste Woche zaghaft besser und die Temperaturen könnten möglicherweise an der 20-Grad-Marke kratzen. «So richtiges Sommerwetter ist aber noch nicht in Sicht», bremst Bucheli. «Daher sind im Moment sicher noch die warmen Kleider bereitzuhalten.»

Den Leserinnen und Lesern von zentral+ möchte der in Hitzkirch aufgewachsene Experte raten, diesen Frühling als Vergleich im Gedächtnis zu behalten. So können wir in ein paar Jahren vielleicht mal sagen: «Weisst du noch damals im 2013?» 

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