Rekordgewinn wird Zug stärker belasten

Jeder Zuger liefert 2’597 Franken nach Bern – und es dürfte noch mehr werden

Zug geht's goldig, nicht nur auf dem Eis, sondern auch finanziell. (Bild: Andreas Busslinger)

Die Coronakrise bringt den Zuger Wirtschaftsmotor nicht ins Stottern, im Gegenteil: Nach dem historisch guten Millionengewinn 2020 erwartet die Regierung 2021 und 2022 erneut ausserordentliche Ergebnisse. Das dürfte auch die Walliser und Bernerinnen freuen. Denn Spitzenreiter Zug wird bald noch mehr an den Nationalen Finanzausgleich abliefern.

Der Kanton Zug ist der reiche Onkel der Nation: Im nächsten Jahr liefert er pro Einwohner 2'597 Franken in den nationalen Finanzausgleich (NFA). Das zeigen die aktuellsten Zahlen des Bundes.

Damit steht Zug weiterhin unangefochten an der Spitze – und zwar mit Abstand. Allerdings war diese Zahl in der Vergangenheit schon höher. Nachdem die Geberkantone vor einigen Jahren auf die Barrikade gegangen waren, einigte man sich auf eine Korrektur.

In der Folge hat sich die Rechnung, die Zug jährlich ins Haus flattert, bei rund 330 Millionen Franken eingependelt.

Doch diese «Verschnaufpause» ist nur von kurzer Dauer. Der Zuger Regierungsrat rechnet damit, dass der NFA-Beitrag in den nächsten Jahren wieder wachsen wird. Konkret hat er im Finanzplan für das Jahr 2025 eine Summe von 350 Millionen Franken eingestellt.

Vage Prognose kommt bis auf 400 Millionen

«Wir müssen damit rechnen, dass sich die guten Abschlüsse der letzten beiden Jahre wie auch des laufenden Jahres in sehr naher Zukunft in deutlich steigenden NFA-Zahlungen belastend auswirken», sagte am Donnerstag auch Andreas Hausheer, Präsident der Staatswirtschaftskommission, in der Kantonsratsdebatte zur Rechnung 2020. Man befürchte, dass es nicht bei dem prognostizierten Anstieg bleiben werde.

«Die Steuereinnahmen sprudeln trotz Corona, insbesondere bei internationalen Firmen.»

Heinz Tännler, Finanzdirektor

Das ist durchaus nicht unbegründet. Bis Ende des Jahrzehnts könnte der Betrag gar die 400-Millionen-Grenze knacken, sagte Finanzdirektor Heinz Tännler am Rande der Debatte. Auf Nachfrage relativierte er, dass dies erst eine ganz vage Prognose sei. Für den SVP-Regierungsrat ist aber klar: «Die höheren NFA-Zahlungen werden kommen.»

Die Schattenseiten der Millionengewinne

Denn wie viel die Kantone zahlen, wird jeweils über einen mehrjährigen Durchschnittswert basierend auf der Wirtschaftskraft ermittelt. Und Zug geht es – trotz Coronakrise – finanziell fabelhaft. Für das Jahr 2020 präsentierte Tännler bekanntlich einen Rekordgewinn von 285,5 Millionen Franken (zentralplus berichtete).

Und im selben Stil wird es weitergehen. Die Budgetvorgaben für das laufende Jahr würden bei den Einnahmen weit übertroffen, verkündete Tännler am Donnerstag. Nicht nur, weil die Nationalbank einen höheren Beitrag ausschüttet als erwartet. «Auch weil die Steuereinnahmen trotz Corona sprudeln, insbesondere bei internationalen Firmen», erklärte er.

Für das nächste Jahr hat die Verwaltung das Budget ebenfalls bereits erarbeitet. Und – wen überrascht es? – die Aussichten sind rosig: «Es gibt ein hervorragendes Ergebnis, auch 2022 wieder», so Tännler.

Gutachten in Auftrag gegeben

Obwohl dadurch die Zuger NFA-Zahlungen steigen: Vor einem erneuten Aufstand der Geberkantone muss man sich nicht fürchten, sagt Heinz Tännler. Er kritisiert zwar: «Der damalige Kompromiss wird löchriger und mit der Zeit verwässert.» Aber als Alarmschlagen will er das nicht verstanden wissen.

Allerdings wird der Kanton Zug an anderer Front aktiv. Tännler kündigt ein neues Gutachten an, das die «Marge» näher beleuchten soll. Konkret geht es um die Frage, ob Zug am zusätzlichen Steuerfranken – etwa wenn der Kanton eine neue Firma ansiedeln kann – immer noch etwas verdient oder am Ende drauflegt. Genau ein solches Verlustgeschäft ist in der Vergangenheit bekanntlich dem Kanton Luzern zum Verhängnis geworden: Nachdem die Firmensteuern auf das schweizweit tiefste Niveau gesenkt worden waren, musste Luzern deutlich mehr an den NFA abliefern als erwartet – und in der Folge einschneidende Sparpakete schnüren.

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