Zuger Hundehalter

«Jeder Hund hat Zähne»

Martin Pfeiffer mit Hundehalterin Barbara Welti und ihrem Border Collie Don auf dem Trainingsplatz des KV Zug in Hünenberg. (Bild: tog)

Für Hund und Mensch wird es immer enger – auch im Kanton Zug. Jetzt wird über ein neues Hundegesetz nachgedacht, um Regeln zu schaffen. Auch Nicht-Hundehalter stünden in der Verantwortung, sagt der langjährige Hundebesitzer Martin Pfeiffer.

Es gibt immer weniger Platz, das Zusammenleben wird nicht einfacher. Das betrifft auch Mensch und Hund. Im Kanton Zug steht derzeit ein neues Hundegesetz zur Diskussion, das die bisherigen diversen kommunalen Bestimmungen ersetzen soll. Was bedeutet ein neues Hundegesetz für die Bevölkerung?

Seit dreissig Jahren besitzt Martin Pfeiffer Hunde. Schon seine Grosseltern und Eltern hätten Hunde gehalten. Er sei damit aufgewachsen und der Umgang mit Hunden für ihn alltäglich. Doch Pfeiffer ist sich bewusst: Das ist längst nicht bei allen Leuten so. Die Begegnung von Hund und Mensch kann deshalb zu Problemen führen – muss aber nicht. Das hängt aus Pfeiffers Sicht vor allem vom Verhalten der Hundehalter und der Nicht-Hundehalter ab.

Auch Nicht-Hundehalter müssen sich richtig verhalten

Der Präsident des Kynologischen Vereins Zug und Umgebung ist überzeugt: «Ein Hundehalter hat jedoch auch eine Verantwortung – gegenüber seinem Tier, der Umwelt und den Mitmenschen.» Pfeiffer denkt dabei an das richtige Halten der Tiere und die entsprechende Pflege. Aber auch daran, dass ein Hund der Umwelt und den Mitmenschen nicht schaden soll. Pfeiffer fehlt manchmal allerdings das Verständnis der Gegenseite. Klar gebe es unter den Hundehaltern schwarze Schafe, doch die Nicht-Hundehalter müssten sich ebenfalls richtig verhalten. Angst sei nicht angebracht, höchstens Vorsicht. «Wer hingegen einem Hundehalter oder einem Hund aggressiv begegnet, muss sich nicht wundern, wenn auch der Hund aggressiv reagiert.»

Verein bietet Sachkundenachweis an

Der Kynologische Verein KV Zug und Umgebung bietet in seinem Tätigkeitsprogramm verschiedene Möglichkeiten: von Plausch über Ausbildung bis Sport. Seit einigen Jahren müssen Personen, die sich einen Hund zulegen, einen Sachkundenachweis absolvieren. Das verlangen die Bestimmungen des Bundes. Dieser Sachkundenachweis kann zum Beispiel in einem der Kurse des KV Zug absolviert werden.
Gemäss Präsident Martin Pfeiffer bietet der Verein zudem auch Kurse für Kinder und Jugendliche sowie Familien an. Mit Agility nimmt zudem der Sport einen wichtigen Stellenwert ein im Verein, der etwa 150 Mitglieder zählt.

Dass es vermehrt zu Konflikten zwischen Hunden und Menschen kommen kann, ist gemäss Pfeiffer auch eine Platzfrage: «Die Schweiz ist immer mehr überbaut. Und in der Natur tummeln sich zahlreiche Menschen, die diversen Aktivitäten nachgehen.» Damit gingen Freiräume verloren und das Konfliktpotenzial nehme zu, sagt der 58-Jährige. Das bedeute: Alle Gruppen in der Natur müssten verstärkt Rücksicht aufeinander nehmen.

Schade, braucht es immer mehr Bestimmungen

Dass der Kanton Zug nun ein Hundegesetz vorantreibt, findet Pfeiffer nicht schlecht. Es sei gut, einmal aus den verschiedenen kommunalen Regeln ein kantonales Gesetz zu machen. Gleichzeitig findet er es aber schade, dass es immer mehr Bestimmungen braucht. Immerhin: Das kürzlich vom Regierungsrat vorgelegte Hundegesetz (zentral+ berichtete) setzt stark auf Eigenverantwortung. Das ist ganz im Sinne der Hündeler. Auch der Kynologische Verein Zug und Umgebung hat sich an der Vernehmlassung des Kantons beteiligt.

Ein wichtiges Thema des Hundegesetzes ist die Leinenpflicht: Das Gesetz sieht vor, dass weitestgehend auf eine Leinenpflicht verzichtet wird. «Mit einer generellen Leinenpflicht im Wald hätten wir zwar leben können, aber natürlich wären wir nicht glücklich gewesen», sagt Pfeiffer wohl im Namen der meisten Hundehalter im Kanton Zug. Es wäre eine schwere Einschränkung gewesen. Das Gesetz sieht nun aber vor, dass im Frühling während der Brut- und Setzzeit im Wald die Hunde unter Kontrolle oder allenfalls an der Leine zu halten seien.

«Kleine Kinder sollten nicht mit Hunden allein gelassen werden.»

Martin Pfeiffer, Präsident des Kynologischen Vereins Zug und Umgebung

Damit hat Pfeiffer keine Probleme. Er setzt jedoch ein Fragezeichen hinter die Umsetzung dieser Regelung. «Wer beurteilt, ob sich ein Hundehalter richtig verhalten hat? Und wer setzt schliesslich durch, dass ein Hundehalter gebüsst wird, wenn er sich eben nicht korrekt verhält?» Die Polizei könne ja kaum im Wald Kontrollen durchführen. Deshalb fällt auch hier wieder das Stichwort Eigenverantwortung. Pfeiffer, der selbst zwei Hunde besitzt, sagt überzeugt: «Es braucht keine extremen Einschränkungen, sondern es braucht Augenmass.» Die Hundehalter müssten sich bewusst sein, was sie tun.

Kinder müssen Umgang mit Hunden lernen

Dass die Kantonsregierung auf eine Rassenliste verzichtet und somit gewisse Rassen verbieten will, findet Pfeiffer «absolut richtig». Er glaubt nicht, dass es mit Kampfhunden ein bestimmtes Problem gibt. Vielmehr weist Pfeiffer darauf hin: «Jeder Hund hat Zähne.» Es könne ebenfalls mit Familienhunden zu Unfällen kommen. Eine Rassenliste würde aus seiner Sicht bloss eine falsche Sicherheit vorgaukeln.

Wer Hunde halte, brauche die nötigen Kenntnisse dazu, sagt Pfeiffer. Wichtig sei zum Beispiel, dass kleine Kinder nicht mit Hunden allein gelassen werden. «Kinder müssen den Umgang mit Tieren erst lernen. Es kann passieren, dass ein Kind an einem Hund zieht oder draufsitzen will und dass der Hund dann entsprechend darauf reagiert.»

Früher Arbeitsgerät, heute Partnerersatz

Pfeiffer ist sich bewusst, dass es gewisse Rassen gibt, die Angst machen können. Ein Rottweiler habe zum Beispiel eine geringe Mimik, sei nicht so gut lesbar. Dennoch: «Letztlich kommt es auf den Hund und den Halter an, ob etwas passiert oder nicht.» Für Pfeiffer ist klar: Das Halten von Hunden sei heute anspruchsvoller als vor 50 Jahren, «denn unser Lebensumfeld hat sich stark verändert».

Früher seien Hunde vorwiegend Arbeitsgeräte gewesen, sagt Pfeiffer – vor allem auf Bauernhöfen. Ein Hund als Haustier hätten sich fast nur reiche Leute leisten können. Seither sei der Hund jedoch immer mehr zum Partnerersatz des Menschen geworden. «Er hilft vielen, nicht zu vereinsamen», sagt er. Man dürfe aber nicht vergessen, dass ein Hund auch heute ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor sei.

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