Baselstrasse-Doku seit 18 Wochen im Kino

Jeder fünfte Luzerner hat «Rue de Blamage» schon gesehen

Alle wollen Daniele Martin und Co. in «Rue de Blamage» sehen.

(Bild: zvg)

Seit über vier Monaten läuft «Rue de Blamage» bereits in den Kinos – und ein Ende ist nicht in Sicht. Mehr als 15′000 Personen haben sich den Dokumentarfilm über die Baselstrasse bereits angesehen. Regisseur Aldo Gugolz ist begeistert und hofft auf noch mehr.

Er läuft und läuft und läuft: Der Baselstrasse-Dokfilm «Rue de Blamage» hat seit Anfang April schon 15′100 Zuschauer in die Kinos gelockt. Das mag zwar verglichen mit den Blockbustern des Schweizer Kinos bescheiden sein – den Oscar-nominierten «Ma vie de Courgette» etwa haben 2016 über 100′000 Zuschauer gesehen.

Aber der Erfolg von «Blamage» ist trotzdem mehr als beachtlich: Erstens haben Dokumentarfilme im Kino in der Regel einen schwereren Stand als Spielfilme. Und zweitens läuft der Film von Regisseur Aldo Gugolz nur im Kino Bourbaki in Luzern über längere Zeit. Einzelne weitere Vorstellungen gab’s in ausgewählten Kinos – etwa in Willisau, Zug, Chur, Zürich und Bern oder an Open-Air-Kinos.

Aber der überwiegende Teil der Zuschauer kam aus Luzern. Zum Vergleich: Der erfolgreichste Schweizer Dok-Film vom letzten Jahr war «Alpzyt» und erreichte 42’500 Zuschauer – dieser wurde aber landesweit in 30 Kinos gezeigt. Sämtliche weiteren Dokumentarfilme vom letzten Jahr hat «Rue de Blamage» bereits hinter sich gelassen.

Regisseur Aldo Gugolz, eben aus den Ferien zurück an seinem Wohnort Berlin, ist «völlig begeistert» vom Erfolg. Zwar habe er schon erwartet, dass der Film in Luzern gut ankomme – aber gleich so? Das hatte er sich nicht erträumt: «15’000 sind wahnsinnig viel, das ist fast ein Fünftel der Stadtbevölkerung.»

Die Filmemacher freuen sich:

 

Mund-zu-Mund-Propaganda ist entscheidend

Woran liegt’s? Vielleicht ist Luzern tatsächlich «das beste Kinopublikum der Schweiz», wie sich Aldo Gugolz bereits im Mai freute, als sein Film den Oscarstreifen «Moonlight» im Schweizer Ranking hinter sich liess. Aber mindestens genauso entscheidend dürfte die Mund-zu-Mund-Propaganda sein: «Das ist extrem wertvoll», so Aldo Gugolz. Wer sich den Film angeschaut habe, frage andere: «Hast du ihn schon gesehen?». Die Macher hatten kein grosses Budget für Werbung, umso schöner sei es, dass der Erfolg auch so möglich ist. Zudem sehen sich viele Leute den Film mehrmals an.

Wichtig für den Erfolg ist zudem, dass man viele der Protagonisten in Luzern gut kennt: den Strassenmusiker Daniele Martin, das Baselstrassen-Original «Jo» oder den Künstler Christoph Fischer mit seiner Kreiselfigur «Heinz». Gugolz: «Luzern hat die richtige Grösse für einen solchen Film, man identifiziert sich mit dieser Strasse, man kennt die Figuren und will die Geschichte dahinter erfahren.»

Die Psychologin und Domina Connie Baumgartner mit ihrem Putz-Sklaven an der Baselstrasse Luzern im Film «Rue de Blamage».

Die Psychologin und Domina Connie Baumgartner mit ihrem Putz-Sklaven an der Baselstrasse Luzern im Film «Rue de Blamage».

(Bild: Filmstill/Hugofilm)

Immer noch täglich im Kino

Eine eigentliche Sensation ist auch, dass «Rue de Blamage» bereits die 18. Woche läuft – das sind schon über vier Monate. Und dies in einer Zeit, in der immer mehr Kinofilme in immer kürzeren Abständen gezeigt werden.

«Ich hoffe, dass es nach dem Sommer nochmals einen Anstieg gibt.»

Aldo Gugolz, Regisseur

Immer wieder wurde die Vorstellung «Rue de Blamage» verlängert, das erste Mal im Mai. Mitte Mai hatte der Film schon die 10’000er-Marke geknackt. Und ein Ende ist nicht absehbar: Laut der Neugass Kino AG, die das Bourbaki betreibt, wird der Film mindestens noch fünf weitere Wochen gezeigt. Im Moment läuft er in Luzern immer noch täglich um 18.20 Uhr und am Samstag sogar zweimal und am Sonntag dreimal täglich.

Gut möglich, dass er also auch noch die 20’000er-Marke knackt. «Es ist schwer vorauszusagen, wie gross das Potenzial noch ist, aber ich hoffe, dass es nach dem Sommer nochmals einen Anstieg gibt», sagt Gugolz.

Nicht ganz so erfolgreich wie der Napf

Mit seinen gut 15’000 Eintritten hat «Rue de Blamage» einen Platz in der oberen Hälfte der ewigen Bestenliste – der 500 erfolgreichsten Schweizer Filme – bereits auf sicher (aber erst nächstes Jahr, wenn die neue Liste erscheint). Allerdings wird er nicht ganz so weit vorne liegen wie eine andere Luzerner Filmemacherin: Alice Schmids «Kinder vom Napf» ist mit 77’500 Eintritten einer der erfolgreichsten Schweizer Dok-Filme aller Zeiten. Da müsste die Baselstrasse noch einen ziemlichen Endspurt hinlegen, um die Sphären des Napf zu erreichen.

Heute Freitagabend läuft «Rue de Blamage» übrigens im Open-Air-Kino in Luzern – wenig überraschend: Tickets sind keine mehr erhältlich.

Wer den Film immer noch nicht kennt: Hier der Trailer zu «Rue de Blamage»:

 

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