Isa, garantiert kompliziert

Wer braucht schon «die eine» Beziehung? Ich sicher nicht

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Warum definieren wir uns so sehr über die eine Beziehung? Schliesslich sind gute Freundinnen genauso wichtig. Die neueste Kolumne von Gesellschafts-Redaktorin Isabelle Dahinden.

«Maybe we could be each other’s soul mates. Then we could let men be just these great, nice guys to have fun with.» Es ist eine meiner Lieblingsszenen von «Sex and the City». Carrie sitzt mit ihren drei Freundinnen am Tisch in einem Restaurant. Und, sie hasse sich, dies zu sagen, aber: Sie ist 35 und alleine. Und traurig darüber, keinen Mann in ihrem Leben zu haben, der sich um sie kümmert.

Auch ich habe diese Tage. Manchmal jedenfalls. Meistens an einem Sonntag, meistens verkatert. Nachts davor treffe ich einen Verflossenen an. Unter den pulsierenden Lichtern des Nachtclubs sauge ich den Geruch des andern in meine Nase, erinnere mich zurück, an die Tage, wie’s war, abends damit einzuschlafen, morgens damit aufzuwachen. Jetzt, eine flüchtige Berührung auf dem Dancefloor, die Frage, die sich in meinen Kopf bohrt, wie’s wäre, wenn alles anders gekommen wäre. Wenn wir beide, er und ich, zu einem «Wir» verschmolzen wären. Wir beide nicht so unfähig, nicht so dickköpfig gewesen wären. Bis der Bass wummert, seine Stimme untergeht. Nebelwolken legen sich über die Tanzfläche und über sein Gesicht, bis ich es in den grauen Nebelschleiern verliere.

Was mich komplett macht

Tags darauf bleibt der Kater und dieses fiese Gefühl im Kopf. Der Frust, versagt zu haben. Irgendwie doch unvollständig zu sein. Alleine im Bett zu erwachen, zu wissen, dass man auch abends noch alleine da liegt. Gerade an diesen Tagen bin ich froh, so tolle Freunde und Freundinnen um mich zu haben. Freundinnen, die mich in diesen Tagen komplett machen.

Sie stossen mit mir an, wenn ich etwas auf die Reihe gekriegt habe. Sie bauen für mich den Schrank zusammen, wenn ich's alleine nicht hinkriege, öffnen mir den Reissverschluss am Rücken des Kleides, wenn ich's nicht alleine hinkriege und sie nehmen mich in den Arm, wenn ich gar nichts mehr alleine hinkriege. Und sie schreien mich an, damit ich alles auf die Reihe kriege. Wir schreiben uns nach einem langen Arbeitstag wie der Tag war, kochen, lachen, verreisen, shoppen, zügeln, weinen, ziehen hässig miteinander auf die Strasse.  

Der kleine Unterschied

Und all das wünsch ich mir auch von einem Mann an meiner Seite. Nur dass da eben noch der Sex dazugehört. Und dass mein Mann vielleicht nicht irgendwelche Bumble-Dates für mich klarmachen sollte, wie das meine Freundinnen tun. Das fänd ich dann schon semi-irritierend.

«Aber deine bessere Hälfte kommt dann schon noch», sagten sie. Aha, sag ich dann. Wozu brauch ich diese eine bessere Hälfte, wenn ich von meiner Familie, Freunden und Freundinnen umgeben bin, die mich komplett machen?

Die Shine-Theorie

Und – zum Weltfrauentag wünsch ich mir eines: Lasst uns alle weniger Konkurrentinnen, sondern mehr Freundinnen sein. Nicht mehr über die Körper, die Kleidung, die Beziehung, die Nicht-Beziehung und die Arbeit anderer Frauen abzulästern. Uns gegenseitig mehr so sein zu lassen, wie wir sind. Und uns gegenseitig mehr zu gönnen, was wir haben und machen und erreicht haben. Uns Komplimente zu geben, nicht mehr im ständigen Wettbewerb mit anderen zu stehen, uns ehrlich über den Erfolg anderer Frauen zu freuen.

Oder im Sinne der amerikanischen Journalistin Ann Friedman: «I don't shine if you don't shine.» Wir sollten uns weniger von anderen Frauen einschüchtern lassen, sondern uns mehr mit ihnen verbünden.

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