Isa, garantiert kompliziert

Mein erster (und letzter) One-Night-Stand

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Regelmässig gibt Gesellschaftsredaktorin Isabelle Dahinden in ihrer Kolumne persönliche Einblicke in ihr Leben – und in ihren komplizierten Alltag. Heute über die Leere nach einem One-Night-Stand.

Ich bin ein Gfühlshuscheli. Und dafür schäme ich mich. Manchmal. Viel lieber wäre ich kühl, distanziert und cool mit allem – so wie Emilia. Und Emilia wäre lieber so ein Sensibeli wie ich. Ihr steht ihre Emotionslosigkeit im Wege, was sie zu wenig hat, hab ich zu viel.

Nach einer Nacht voller Negronis wollte ich das radikal ändern. Vom Gfühlshuscheli zu der Frau werden, der alles egal ist. Die Herzen bricht, selbst aber keines hat. Status: unerreichbar. Schliesslich gibt es immer zwei Arten von Menschen. Die Herzensbrecherinnen und diejenigen, denen die Herzen gebrochen werden. Die Herzensgebrochenen quasi.

Ihr wisst schon: Ein Sensibeli zu sein, das ist nicht immer ganz leicht. Und da gibt’s auch keinen Abschaltknopf. Ich kann sogar bei den trashigsten TV-Shows heulen. Bei Bachelor zum Beispiel. Darauf bin ich auch nicht gerade besonders stolz.

Nach dem Gschmeus mit dem bärtigen Osso-Bucco-Typen dachte ich vor ein paar Monaten wirklich, ich zieh das jetzt mal durch: Sex ohne Gefühle. Ohne Verpflichtungen, ohne viele Worte. Nur Körper und Schweiss. Er und ich, zeitlich begrenzt.

«Sex wie ein Mann», wie Samantha 1998 in «Sex and the City» ihren Freundinnen geraten hat. «Du sagst einfach: Scheiss drauf, ziehst los – und hast Sex wie ein Mann.»

Das hatte ich dann auch. Ich tinderte mich bis zu meinem Mental Breakdown, bis ich mich mit Julien getroffen habe. Julien – nett, hübsch, nicht gerade langweilig, mit einem Hut, wie man ihn aus «Peaky Blinders» kennt – allesamt Kriterien die für eine Nacht, aber nicht zwei reichen könnten.

Wir trafen uns in einer Stadtzürcher Bar zu einem Gin Tonic. Wir waren uns sympathisch, aber nicht zu sympathisch, diskutierten zu lange über die Impffrage, noch länger über Themen wie «Genderwahn» und wir waren uns so was von nicht einig. Volltreffer. Ich war überzeugt, den Richtigen für die eine Nacht gefunden zu haben.

Ich fühlte mich tags darauf weder wie eine Löwin, noch vermisste ich die Romantik. Es war einfach die absolute Leere. Sie stimmt also, die wichtigste aller Regeln für One-Night-Stands: «Erwarte gar nichts

Drei Tage später rief mich Julien an. Er habe sich noch nie einer Frau so krass anvertraut. Aber er habe krasse commitment issues. Er müsse das mal regeln, mit einem Psychologen. Vielleicht gäbe es da eine Tablette dagegen. Für die Bindungsängste. Er wisse ja auch nicht.

Gut gemeinter Rat: Viel wichtiger, als nichts zu erwarten: Sag, dass da nichts zu erwarten ist.

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