Monogamie: Voll toxisch oder einfach nur öde?

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Monogamie ist echt anstrengend. Übernatürlich krass. Voll schräg eben. Wieso Gesellschafts-Redaktorin Isabelle Dahinden das Konzept trotzdem ganz gut findet.

Ich bin ultra-monogam. Ich bin so monogam, das beginnt bei mir, bevor etwas überhaupt auch nur begonnen hat. Beim Schreiben mit meinen «Bumble-Matches» beispielsweise: Wisch ich jemanden nach rechts und erscheint dann mit dem «It's a Match! 💌» sein Kopf neben meinem Kopf, so ist das für mich in der Regel genug an gegenseitiger Verbundenheit.

Das ist wie mit meiner Sportmatte zu Hause. Sie ist da, sieht gut aus und gibt mir ein gutes Gefühl – wirklich damit auseinandersetzen mag ich mich mit ihr aber nicht. Wir funktionieren besser miteinander auf Distanz. Sie fühlt sich gebraucht, ich mich gefragt. Das reicht. Niemand wird dabei verletzt (oder trägt Muskelkater davon).

Single zu sein, ist für mich Akt genug. Es ist nichts, das ist aktiv betreibe. Ich suche nichts. Bin aber empfänglich. Hi-hi. Es gibt Männer in meinem Leben, die kommen, die bleiben – manche nur für eine Nacht, andere für ein paar Monate. Und dann gehen sie wieder. Kommen wieder – und gehen. Manche jage ich weg, andere hätten gerne noch ein wenig länger bleiben können.

Dates sind doch ultra ungeil

Dates fand ich noch nie wirklich cool. Mich interessieren Menschen, die Geschichten dahinter. Diskussionen. Ein intensives Auseinandersetzen mit dem Gegenüber. Und keine belanglosen Verabredungen, kein «was besch, was machsch?», kein Wischiwaschi eben, heute den und morgen einen anderen.

Kürzlich jedenfalls, da begutachtete ein guter Freund von mir meine Bumble-Historie, einer Dating-Plattform.

Monogamie beginnt beim Chatten

«Du bisch voll die Mono-Chatterin», sagte der erwähnte Freund, als er sich mein Profil durchsah. Ausser einem heyheey habe ich den meisten nichts gewidmet. «Voll mono», sei das seiner Meinung nach. Und dann waren wir voll hässig. Darüber, dass es Zeitungen gibt, die doch tatsächlich von einer toxischen Monogamie berichten.

Voll toxisch monogam, sich nur auf einen einzulassen. Voll übertrieben, alles nur auf einen projizieren zu wollen. Huere z’vell Ahspröch hesch, sagt dann meine eine Freundin, die polyamor lebt. Es würde vielleicht helfen, all meine Ansprüche zu trennen. «Chli lockerer alles, weisch.»

Sind das Klosterfrauenvibes?

Tollen Sex mit dem einen zu haben, intensive und tiefgründige Gespräche mit dem andern, mit dem dritten Machu Picchu besuchen und mit dem vierten verwahrloste Büsis retten: Finde nicht den Einen in einem, finde alles in 6’743’821 verschiedenen Typen. «Jeder ist dann ein Stückli für dich da, weisch.» Looocker bliiibe.

Aber: Sorry, nein. Bin ich volll nööööd so locker, weisch. Nicht so mehrfachkompatibel. So multifunktional. Schon gar nicht emotional verfügbar.

Viel zu oft habe ich mich gefragt, was mit mir falschläuft. Warum ich so wenig Männer interessant finde, warum ich viel mehr absage, als mich auf etwas einzulassen. Mich nicht wohl oder mich nicht okay dabei fühle. Vielleicht, vielleicht weiss ich halt eben doch ganz genau, was ich will – und was nicht.

Vielleicht ist das voll oldschool. Voll letztes Jahrhundert. Klosterfrauenvibes und so. Aber ganz im ernst: Ich bewundere ältere Generationen dafür, dass sie sich bei der Kennenlernphase nur auf den einen, die eine, fokussiert haben. Als man sich auf den Moment, die Situation, das Gegenüber wirklich eingelassen hat. Ohne im Hinterkopf noch an andere zu denken.

Oft genug hab ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob das alles altertümlich ist. Vielleicht hatte ich auch einfach noch nie das Privileg, mehr als einen Mann gleichzeitig interessant zu finden. Könnte ja noch was Besseres kommen. Was Schöneres, Multifunktionaleres, etwas, das mit meinem Ich kompatibler sein könnte. Vielleicht lass ich mich halt auch einfach nur auf den Moment ein. Und das ist doch verdammt gut so.

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