Über Hollywood und falsche Liebe

Fuego! Ich will Fuego! Wie verrückt darf die Liebe sein?

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Love, made in Hollywood: Was in Liebesschnulzen zelebriert wird, ist im realen Leben ziemlich daneben. Über toxische und falsche Liebe und darüber, wie Filme falsche Vorstellungen über Beziehungen schüren, gehts in der neuesten «Isa, garantiert kompliziert»-Kolumne.

Ich hatte noch Pubertätsakne, als ich der festen Überzeugung war, mir die Worte «l'amour fou» auf meinen Körper tätowieren zu wollen. Die Liebe, sie muss leidenschaftlich, explosiv und dramatisch sein. Dramatisch genug konnte es nie sein.

Wer will schon kaffeetrinkend, zeitungslesend und katze-kraulend Seite an Seite gemeinsam alt werden, so wie Mama und Papa? Ich bestimmt nicht, ich wollte das il fuego.

Woher das kam? Vielleicht auch wegen all den Beziehungen, die vor mir über den Fernsehbildschirm flimmerten. Heute, grauer im Haar und auch ein weniger weiser im Kopf, weiss ich: Hollywood hat nichts mit dem wahren Leben zu tun. Liebe verläuft nicht nach Drehbuch.

Liebeliebeliebelei – alles dreht sich nur darum

Dass sich ein Film, der dem Genre «Liebeskomödie» zugeordnet wird, hauptsächlich um die Liebe dreht, ist mir schon klar. Aber im Leben der Protagonistinnen bitteschön nicht.

Die Filme trichtern uns jedoch genau dies ein: Die Liebe, eine erfüllte, monogame Beziehung ist das Erstrebenswerteste. Alle eifern verbissen dem Ziel nach, den Einen oder die Eine fürs Leben zu finden. Single ist hier niemand freiwillig. Selbst bei Filmen, die damit angepriesen werden, wie man unbemannt bleibt, ist ganzer Inhalt darüber, wie man verbissen nach der «grossen Liebe» sucht.

Neben Streit und Eifersüchteleien gehört dazu vor allem eines: Spielchen spielen. Die Unerreichbare sein, ihn zappeln lassen. Oder kämpfen, um etwas, was gar nichts ist. On-off-Beziehungen sind Usus, genauso wie jemanden Jahre lang warmzuhalten. Mr. Big lässt Carrie nach zehnjährigem Auf und Ab vor dem Altar stehen? Wie konnte er nur! Und doch hofft die Zuschauerin – naiv wie sie nun mal ist –, dass die beiden wieder zusammenfinden («Sex and the City»).

Toxisch – und ganz schön gefährlich

Was in diesen Filmen gezeigt wird, ist gefakte Liebe. Alles wird idealisiert und romantisiert – selbst Kidnapper und Stalker. Wie sonst erklärt man sich, dass eine Frau ausgerechnet einen Gangsterboss unglaublich fest will, der sie entführt hat und ihr 365 Tage Zeit gibt, sich in ihn zu verlieben («365 Days»)? Warum sonst verliebt man sich in jemanden, der ein unheimlicher Stalker ist («Shades of Grey»)? Und wir ziehen uns diese Filme rein und freuen und, wie sehr er sie eben will. Voll romantisch.

Als ich den Liebesfilm «(500) Days of Summer» das erste Mal vor etwa zehn Jahren schaute, machte mich das fixfertig. Es ist eine Liebesgeschichte, die keine ist. Die Geschichte ist schnell erzählt: Tom trifft Summer. Tom liebt Summer, aber Summer liebt nicht Tom. Die beiden verbringen 500 Tage miteinander, bis die Romanze vorbei und Tom in tiefe Depressionen fällt.

Hinter seiner Sehnsucht nach Summer steht vor allem eines: Illusion statt Realität. Das Festklammern an glücklichen Momenten und das Verdrängen der negativen.

Heute finde ich den Film einer der schönsten «Liebes»filme. Weil daran nichts beschönigt wird.

Im realen Leben ein wenig zu träumen und hoffen auf die grosse Romanze ist gut und recht – aber viel schöner als die Kinoleinwand-Geschichten sind ja die Geschichten, die unser Leben schreibt. Heute weiss ich: Die Liebe braucht kein Drama, um voll Fuego zu sein.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Windom Earle
    Windom Earle, 25.02.2023, 15:52 Uhr

    il fuoco oder el fuego, wobei dann kein deutscher Artikel mehr nötig ist, weil ja ein italienischer bzw. spanischer dasteht.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon