«Barbiere di Siviglia» im Luzerner Theater

In Rossinis komischer Oper singt nun auch ein Virologe mit

Virologe Bartolo desinfiziert Fiorello. (Bild: Ingo Hoehn/Luzerner Theater)

Mit Gioacchino Rossinis populärer Opera Buffa wird im Luzerner Theater eine der am meisten inszenierten Opern der Theaterwelt gespielt. Es warten tolle Stimmen, leicht veränderte Charaktere und eine vielseitige Wendeltreppe auf das Publikum.

Dass der «Barbiere di Siviglia», Rossinis Vertonung der gleichnamigen Beaumarchais-Komödie, alles hat, was man von einer Opera buffa erwartet. Das ist auch gestern Abend im Luzerner Theater deutlich geworden: eine atemberaubende Ouvertüre, eine im Ganzen unwiderstehliche Partitur. Dazu wirbelnde Arien, eine komische Handlung, Energie – und das erwartete Happy End.

In seiner Inszenierung lässt Regisseur Martin G. Berger die Darsteller in der Mitte des «Globe» entlang einer Wendeltreppe bewegen. Der Bühnenbildner Jakob Brossmann hat diese so konzipiert, dass man sie auch als Käfig oder Gefängnis sieht. Dort hält Bartolo, in dieser Version ein Virologe, seine Tochter Rosina in eiserner Obhut.

Die Wendeltreppe in ständiger Bewegung

Während der Aufführung wird die Wendeltreppe ständig gedreht und wird somit im ganzen Handlungsverlauf relevant. In dieser neuen Luzerner Produktion geht es nicht nur um eine Liebesgeschichte oder um das gewöhnliche Dreieck: Es sieht ja eher aus, als ob die Liebe zwischen Lindoro/Graf Almaviva und Rosina nur ein Alibi sei.

Der reiche, aber einsame Graf sucht Wärme, während sich Rosina nach der Freiheit und der Flucht aus einem eingeschränkten Leben sehnt. Aber das ist noch nicht alles: Berger denkt an die aktuelle Situation, und seine Figuren sind auch mit einer Epidemie konfrontiert. Sie wählen eine gegensätzliche Lebensweise: die einen, mit grosser Angst vor der infektiösen Krankheit und den Regeln der Vor- und Rücksichtnahme folgend, die anderen an eine Verschwörung von draussen glaubend und rebellierend.

Graf Almaviva wird von einem Helm aus Plexiglas geschützt. (Bild: Ingo Hoehn/Luzerner Theater)

Wie es in der Wirklichkeit weltweit passiert, ist es einerseits eine Situation der Berührungsängste und anderseits der Lust danach, sich wieder umarmen und küssen zu können. Berger sieht in dieser Opera buffa also viel mehr als nur eine Komödie. Er möchte dies auch zum Ausdruck bringen: Sehr leicht auf dem Papier, aber nicht so auf der Bühne, wo diese Mischung aus Situationskomik und Tiefsinnigkeit leider manchmal als Klamauk erscheint. Die überaus bunte Farbpalette der Kostüme (Sarah-Katharina Karl) trägt noch dazu bei, die turbulente Spielweise zu unterstreichen.

Ein spannendes Ensemble

Die Interpreten überzeichnen etwas ihre Rollen, doch ihre schauspielerische Leistung ist mitreissend. Eungkwang Lee gibt einen sehr exzentrischen Figaro, der sich nur ab und zu schwer mit der Intonation tut. Diana Schnürpel ist eine sehr lustige, emanzipierte Rosina, äusserlich etwa zwischen Rapunzel und Shakespeares Julia.

Ihr Sopran ist angenehm, wenn auch scharf und schrill bei den Spitzentönen. Hyojong Kim ist ein grossartiger Graf Almaviva/Lindoro mit schöner, ausdrucksstarker Tenorstimme. Flurin Caduff verkörpert einen ernsten Don Bartolo, nicht den stereotypen, alten Lüstling, den wir aus anderen Inszenierungen kennen. Er verfügt zudem über eine schöne, warme, differenzierte Stimme.

Gut war auch die schauspielerische und gesangliche Leistung der anderen Teilnehmer sowie des Herrenchors des Luzerner Theaters.

Die geniale Oper eines genialen Komponisten

Die Genialität Rossinis und der Oper «l Barbiere di Siviglia» zeigt sich auch im Luzerner Theater von Beginn weg. Und dies besonders dank Alexander Sinan Binders Leitung von dreizehn ausgezeichneten Musikern des Luzerner Sinfonieorchesters.

Während einer Stunde und fünfzig Minuten – die Rezitative wurden gestrichen und durch neue deutsche Dialoge ersetzt – sind Rossinis musikalischer Einfallsreichtum und seine Virtuosität mit Bravour und Präzision wiedergegeben worden.

Die Vorstellung am Freitag endete mit einem riesigen Applaus für alle Teilnehmer durch das begeisterte Publikum.

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