Wo legt dir Luzern Steine in den Weg? Sag es uns jetzt!
zentralplus, die Hochschule Luzern und das Medienhaus Correctiv suchen nach Hindernissen und Hürden in Luzern. Mach mit und hilf, die Stadt zu einem sichereren Ort zu machen.
Was ist eigentlich eine Barriere?
Ganz einfach: Eine Barriere ist, wenn du nicht mehr vorwärtskommst oder Orte meidest, weil du dich unwohl fühlst. Zum Beispiel eine Strasse, in der die Laternen nicht brennen, eine Unterführung ohne Rampen, ein Amt, in dem man dich nicht versteht, eine Bushaltestelle an einer viel befahrenen Strasse, an der du um deine Kinder bangst.
Oder wenn du schlecht sehen kannst oder blind bist und dich in einem Einkaufszentrum ohne Leitsystem nicht zurechtfindest. Auch, wenn du auf den Rollstuhl angewiesen bist und ohne Begleitperson deine Welt zusammenschrumpft. Barrieren können vieles sein – nur eines nicht: angenehm.
Neues Projekt für dich zum Mitmachen: «Achtung Barriere!»
Gemeinsam mit der Hochschule Luzern (HSLU) und dem gemeinnützigen Medienhaus Correctiv macht sich zentralplus auf die Suche nach solchen Hindernissen und Hürden. Den sichtbaren – und den unsichtbaren. Wir wollen besser verstehen, was Luzernerinnen und Luzerner im Alltag beschäftigt.
Auf dieser Online-Karte können ab jetzt alle ihre eigenen Barrieren eintragen. Ganz unkompliziert. Das dauert nur zwei Minuten und klappt auch anonym. Das Ziel dabei: Besser verstehen, wie Luzern tickt – und Lösungen finden für die Zukunft.
Am Freitag haben zentralplus, Forscherinnen der HSLU und Journalisten von Correctiv am Löwenplatz in Luzern das Projekt «Achtung Barriere!» vorgestellt. Vier Stunden lang konnten Passanten auf einer digitalen Karte und Wänden aus Plexiglas ihre Hindernisse eintragen. Die Bürgerrecherche wird unterstützt von der Stadt Luzern und von der Gebert Rüf Stiftung. Weitere Aktionen sind geplant.
Das beschäftigt die Luzernerinnen und Luzerner
Eine Mutter sagt beispielsweise: «Am Ende der Spreuerbrücke gibt es eine Treppe mit Treppenlift. Ich denke aber immer, dass er für beeinträchtige Menschen ist und weiss nicht, ob ich ihn nutzen darf. Mit dem Kinderwagen komme ich daher nicht weiter.» Eine andere Dame: «Ich kann wegen einer OP zurzeit nicht gut sehen und muss vom Wesemlin über die Hexenstiege in die Stadt. Dort kriege ich richtig Angst, ich fühle mich nicht sicher.» Junge Mädchen tragen auf der Karte ein, an welchen Orten am Bahnhof sie sich unwohl fühlen und sie meiden.
«Achtung Barriere!» läuft noch bis Januar. zentralplus wird laufend aus den Daten schöpfen und zeigen, wo welche Hürden in Luzern existieren.
Gleichzeitig beschäftigt sich das Team der Hochschule Luzern damit, die Ergebnisse mit Augmented Reality erlebbar zu machen. Die Forscherinnen sind für ihre digitalen Anwendungen auf dem Smartphone bekannt. Zuletzt in der Stadtplanung (zentralplus berichtete). Tobias Matter, Co-Projektleiter, sagt: «Wir setzen gezielt auf Augmented Reality (AR) als Dialog- und Vermittlungsmedium, um unsichtbare Barrieren im Raum sichtbar zu machen».
«Achtung Barriere» – Luzern hat Nachholbedarf
Derweil ist klar, dass der Kanton Luzern in Sachen klassischer Barrieren – also Treppen zum Beispiel, die Rollstuhlfahrer nicht überwinden können, Nachholbedarf hat. Auch im ÖV.
Per Anfang 2024 hätte die Schweizer ÖV-Infrastruktur barrierefrei sein müssen. Doch im Kanton Luzern seien es 16 Bahnhöfe nicht. Und an nur 120 der gut 1000 Bushaltekanten an Kantonsstrassen könne man stufenlos einsteigen, bemängelte dieses Jahr das Behindertenforum Zentralschweiz (zentralplus berichtete).
Eine neue Umfrage von Correctiv zur Barrierefreiheit in den 80 Luzerner Gemeindehäusern zeichnet ein ähnliches Bild. Barrierefreiheit scheint ein sehr dehnbarer Begriff zu sein – und meint, wenn überhaupt, oft nur «rollstuhlgeeignet». Das zeigen auch Daten, die das Medienhaus von der Organisation Pro Infirmis erhalten hat.
Beat Husmann vom Verein Hindernisfrei Bauen Luzern hat dafür kein Verständnis, wie er zu Correctiv sagt: «Die UNO-Behindertenrechtskonvention (BRK) sichert Menschen mit Behinderung den gleichberechtigten Zugang zur gebauten Umwelt, wie auch eine umfassende Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben zu.» Geschäftsführerin Barbara Heis ergänzt, es habe sich bereits einiges getan – viel sei aber noch zu tun.
Wem gehört die Stadt und für wen ist sie gebaut?
Von der Bevölkerung wollen wir auf dieser Karte wissen: Wo wird das Leben erschwert? Unser Ziel: Barrieren erfassen und sichtbar machen, Hintergründe und Zusammenhänge aufzeigen. «Achtung Barriere!» ist eine gemeinsame Recherche der Hochschule Luzern und Correctiv Schweiz. zentralplus ist Medienpartner.