Wachstum auch Abseits der Stadt Luzern

In diesen Gemeinden sind die Touristenzahlen regelrecht explodiert

Scharenweise an der Rezeption: chinesische Touristen in der Bella-Vista-Lobby.

(Bild: hae)

Wer in Luzern ein Hotel sucht, denkt zuerst an die Stadt, später vielleicht noch an Weggis oder Vitznau. Doch es sind andere Gemeinden, welche in den letzten Jahren touristisch stark gewachsen sind. Nebst asiatischen Touristen ist eine zweite Zielgruppe hoch im Kurs.

Noch nie kamen so viele Touristen nach Luzern wie im Sommer 2019. Das geht aus kürzlich publizierten Zahlen von Lustat Statistik Luzern hervor (zentralplus berichtete).

Der Kanton Luzern habe seine erfreuliche Entwicklung in den letzten Jahren fortgesetzt, kommentiert Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus.

Nur: In der Stadt Luzern war die Anzahl Logiernächte leicht rückläufig. Dies hat damit zu tun, dass das Hotel Schlüssel wegen eines Brandes saniert werden musste und das Hotel Fox geschlossen ist.

Woher kommt also das Wachstum im Kanton? Details dazu erfährt man in einer kürzlich publizierten Studie der Credit Suisse zum Wirtschaftsraum Zentralschweiz (zentralplus berichtete). Dabei wird ein Kapitel dem Tourismus gewidmet.

Ausländische Siga-Gäste übernachten in Ruswil

Relativ gesehen ist das Wachstum in der Gemeinde Ruswil am stärksten. Die Anzahl Logiernächte stieg innert fünf Jahren von 361 auf 8'758. Es übernachten also 24 Mal mehr Gäste in Ruswil. Auch in Neuenkirch (von 946 auf 12’997), in Dagmersellen (von 7'870 auf 18'908) und in Oberkirch (von 11'113 auf 35’542) ist das Wachstum frappant. Zum Vergleich: In der Stadt Luzern stiegen die Zahlen «nur» um knapp 20 Prozent auf knapp 1,4 Millionen Logiernächte.

«Der Anstieg freut uns sehr», sagt Jacqueline Stampfli von der Stabstelle Geschäftsführung der Gemeinde Ruswil. Als Hauptursache macht sie die Eröffnung des Siga Guesthouse verantwortlich. Daneben sind in Ruswil in den letzten Jahren einige Airbnb- und Bed-&-Breakfast-Angebote entstanden.

Im Gasthaus des Klebebandherstellers Siga gibt es 75 Zimmer. Man will in erster Linie Businessgäste anlocken. Diese nehme man in Ruswil wahr, erklärt Stampfli, jedoch nicht sehr stark.

Das Siga Guesthouse ist für Businessgäste eine gefragte Adresse. (Bild: Facebook/SIGA)

Schwierig zu beziffern sei, ob die Geschäftstouristen auch Wertschöpfung nach Ruswil bringen. Stampfli geht davon aus, dass wohl die lokale Gastronomie profitiert.

Während in der Stadt Luzern der «Overtourism» immer mehr zum Thema wird, seien in Ruswil keine negativen Effekte bekannt.

Chinesen bevölkern Motel

Neue und zusätzliche Angebote im Bereich Hotellerie gaben auch in Oberkirch den Ausschlag für die steigenden Zahlen. Gemeindepräsident Ernst Roth sagt: «Das ist für die Gemeinde keine Überraschung, die Planungsinstrumente der Gemeinde und der Strategien der Unternehmen haben diese Entwicklung angezeigt.»

Im Gebiet Haselmatte hat vor einigen Jahren das Motel Bella Vista eröffnet. Das Haus mit 74 Betten wird von chinesischen Gruppen gebucht, die auf der Durchreise sind.

Roth freut’s: «Bei den Anbietern wird Wertschöpfung generiert. Dabei entstanden auch neue Arbeitsplätze, das bedeutet Wachstum in vielen Bereichen.» 

Anwohner äussern sich wegen des Mehrverkehrs durchaus kritisch. Es gäbe immer wieder gefährliche Situationen (zentralplus berichtete).

Geschäftsleute auch in Dagmersellen

Auch Philipp Bucher, Gemeindepräsident von Dagmersellen, beobachtet den Anstieg der Logiernächte: «Einerseits sind das sehr oft Monteure, welche von Lieferanten der Firmen bei Erweiterungen oder Installationen entsandt werden. Andererseits kommen Leute, welche vorübergehende Arbeitseinsätze in den international tätigen Firmen leisten.»

Neu hinzugekommen ist in Dagmersellen das Aparthotel Wiggertal. Zur Zielgruppe gehören auch dort Geschäftsreisende. Dank dem Autobahnanschluss ist das Aparthotel verkehrstechnisch gut erschlossen.

Der Anstieg sei in erster Linie von der wirtschaftlichen Entwicklung der Region abhängig, erklärt Gemeindepräsident Bucher. Gerade in den Sommermonaten nimmt er Touristen wahr – sei es an öffentlichen Anlässen in unmittelbarer Nähe der Unterkunft oder in einer Gaststube, etwa im «Rössli» oder «Löwen». «Oft kommt man mit diesen Menschen auch ins Gespräch», sagt Bucher. Negatives Feedback hat er keines erhalten.

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