Luzerner Bücherläden verkaufen online gut

In der Stadt werden Bücher per Velo ausgeliefert

Glücklich, wer in Corona-Zeiten zu lesen hat. Bücher, auch online in Luzern zu haben. (Bild: hae)

Es wird gelesen wie noch nie zuvor. Doch woher Bücher nehmen, wenn man sie nicht in der eigenen Bibliothek hat? Luzerner Buchhandlungen gehen unterschiedlich mit der Corona-Krise um. Tröstlich: Der Stoff geht ihnen vorderhand nicht aus.

Giovanni Boccaccios «Decamerone» ist einer der gefragtesten Titel in diesen pest-ähnlichen Zeiten von Corona: Der Klassiker spielt 1348 in Venedig, wo zehn junge Leute vor der Pestepidemie fliehen und sich in einer Villa im Grünen die Zeit totschlagen, indem sie sich Geschichten erzählen.

Geschichten beruhigen, und manch einer sitzt derzeit seit Wochen unfreiwillig auf dem Balkon und ist von Kurzarbeit geschlagen – da sind Fantasiewelten von dicken Schmökern gefragter denn je. Die hätte beispielsweise Beat Roos mit seiner Bücher-Brocky, der in Luzern rund 100’000 gebrauchte und neue Bücher im Angebot hat.

Doch der Geschäftsführer von fünf grossen Medien-Verkaufshäusern in der Schweiz sagt: «Unsere Geschäfte sind seit dem 16. März geschlossen. Da wir über keinen Online-Kanal verfügen, wird dies auch bis zum 11. Mai so bleiben.»

Onlineshop mit mehreren Millionen Titeln

Wer nicht im grossen weiten Internet bestellen will, der kann trotzdem lokale Anbieter unterstützen. In die Lücke springt in der Stadt beispielsweise die Hirschmatt-Buchhandlung. Geschäftsführer Jörg Duss erklärt: «Wir können zum Glück auf eine treue, solidarische Kundschaft zählen und haben dank unserem Onlineshop mit mehreren Millionen Titeln neue Kundinnen und Kunden gewonnen.» 

«Das Buch stirbt nicht aus»: Jörg Duss in seiner Buchhandlung. (Bild: jwy)

Jörg Duss und sein Team haben sich schnell an die neue Situation mit dem Corona-Lockdown gewöhnt und ihre Lieferungen schlank organisiert: In der Innenstadt fahren Kuriere die Pakete per Velo aus, darüber hinaus geben sie ein- bis zweimal pro Tag Pakete per Post auf. Allerdings betont Duss: «Der Umsatz bleibt bei knapp einem Drittel des früheren Umsatzes und ist mit grösserem Aufwand verbunden: Rechnungen, Pakete, Postversand.» 

Immerhin sind Duss und seine Buchhändler glücklich, ihren Kunden so ein paar Stunden lang andere Gedanken schenken zu dürfen. Noch mehr freut sich Duss darauf, hoffentlich bald wieder Normalbetrieb haben zu können: «Wir wünschen uns, dass wir bald den Laden wieder öffnen dürfen.» Mit ihrer eher kleinen «Grösse» und den nötigen Massnahmen wird die Hirschmatt-Buchhandlung die sicherheitsrelevanten Voraussetzungen erfüllen können.

Der Krienser Buchhändler Thomas Conzett vom Buch-Café BUK in der Teiggi vertreibt Bücher neu online. Er sagt: «Der Handel im Internet läuft erfreulich gut, so dass wir täglich mehrere Stunden mit dem Bereitstellen und Ausfahren der Bücher beschäftigt sind.» 

Ein Bild aus Zeiten vor Corona: Bernadette Reber Muheim, Simone Gschwend (Mitte) und Thomas Conzett. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Umsatzmässig sei der Buchverkauf während der Corona-Krise fast gleich gross wie zu normalen Zeiten – aber der Kaffeeumsatz fehlt ihm. Conzett weiter: «Der Ertrag ist leicht zurückgegangen, da der Gastrobereich wegfällt, wo die Margen höher als bei den Büchern sind.» 

«Wir sind überzeugt, dass Bücher zu den lebensnotwendigen Artikeln gehören.»

Jörg Duss, Geschäftsführer der Hirschmatt-Buchhandlung

Aber es freut Conzett sehr, dass viele Kunden das Buch-Café als lokale Buchhandlung beim Einkaufen berücksichtigen. Und er ihnen so bereichernde Bücher wie etwa die Pest-Fibel «Decamerone» von Boccaccio liefern darf. Genau wie Jörg Duss von der Hirschmatt-Buchhandlung, der sagt: «Zumal wir natürlich überzeugt sind, dass Bücher zu den lebensnotwendigen Artikeln gehören.»

Muss zu Hause bleiben, weil seine Bücher-Brocky nicht online verkauft: Beat Roos. (Bild: hae)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 28.04.2020, 12:33 Uhr

    Das „Decamerone“ spielt nicht in Venedig, sondern in Florenz, und der Zufluchtsort ist nicht „im Grünen“, sondern im Vorort Fiesole. Kann man ja mal verwechseln, denn man fährt ja mal da und mal dort in den Wochenendurlaub. Darf man aber nicht verwechseln, weil Boccaccio als einer der literarischen Begründer des Hochitalienischen selbstverständlich ein Toskanisch sprechender Florentiner war und nicht ein im venezianischen Dialekt säuselnder und zischender „Zanni“.

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