Magenbrot und Adrenalinschübe

In der Messe Luzern ist das Chilbi-Fieber ausgebrochen

Die Chilbi ist tot, lang lebe die Chilbi: Weil die Lozärner Määs auch heuer nicht stattfindet, haben einige Schausteller auf dem Messegelände eine Alternative organisiert. zentralplus hat sich vor Ort umgesehen und der Schötze-Chilbi den Puls gefühlt.

Eigentlich wäre jetzt auf dem Inseli in Luzern die Lozärner Määs. Eigentlich. Denn Corona hat der traditionellen Herbstmesse einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bereits zum zweiten Mal in Folge und zum Unmut vieler Schaustellerinnen (zentralplus berichtete).

Damit die Luzerner Bevölkerung nicht ganz auf Chilbi-Feeling verzichten muss, hat die Schausteller-Familie Zanolla mit einigen anderen Budenbetreibern eine Alternative aufgegleist. Entstanden ist die Schötze-Chilbi auf dem Luzerner Messegelände. Als Määs-Connaisseur hat sich der Autor aufgemacht, um sich das bunte Treiben vor Ort anzuschauen.

Eintritt mit Zertifikat

Um das Gelände zu betreten, müssen wir erst durch die 3G-Kontrolle. Der Security-Mann bittet uns bei der ID-Kontrolle, die Maske abzunehmen. Sein Blick bleibt skeptisch. Zugegeben, das Foto ist uralt, zeigt ein Bild, als wallendes Haupthaar noch keine blosse Erinnerung war. Reingehen lässt er uns trotzdem.

Auf dem Gelände angekommen, besorgen wir uns erst einmal ein Softeis – Sommer ist schliesslich nur Kopfsache. Kulinarisch ausgestattet, schauen wir uns um. Die Schötze-Chilbi ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Auf dem Aussenareal finden sich Marktstände und die ganz grossen Attraktionen und in der Messehalle drin kleinere Fahrgeschäfte und weitere Buden. Ein Gedränge wie sonst auf dem Inseli herrscht hier (noch) nicht vor. Aufgrund der Aufteilung in zwei Bereiche verteilen sich die Besucherströme auch besser.

Draussen gibt's die grossen Bahnen

Am frühen Nachmittag treffen wir hier besonders Familien und Jugendliche. «Ich finde es toll, was hier auf die Beine gestellt wurde», sagt uns ein Vater, während sein kleiner Sohn sehnsüchtig zum Zuckerwatte-Stand starrt. Tatsächlich ist es beachtlich, was hier in den vergangenen Tagen entstanden ist. Auch wenn das gemütliche Schlendern durch das Marktbuden-Viertel auf dem Inseli entfällt, kommt hier auch am Nachmittag Chilbi-Stimmung auf.

Um uns herum wird gekreischt und gelacht. Die Bahnen – einige davon sehen ziemlich wild aus – sind begehrt, an den Kassenhäuschen bilden sich kleine Warteschlangen. Da wir unser Softeis nicht noch einmal rückwärts essen wollen, verzichten wir auf einen Ritt auf Pegasus und Co.

Eintauchen ins Neonmeer

In der Halle drin erwartet uns ein funkelndes und flackerndes Lichtermeer. Wer seinem Frust über die Luzerner Verkehrsführung freien Lauf lassen will, wird beim Putschi-Auto-Stand fündig. Wer hingegen lieber nachempfinden möchte, wie sich die Facebook-Aktien anfühlen, die gerade bachab gehen, wagt sich auf die grosse Rutsche, deren Startpunkt nur wenige Zentimeter unter dem Hallendach liegt.

Wenige Meter später stolpern wir fast über ein kleines Mädchen, das ausgestreckt auf dem Boden liegt und «teubelet». Da es sich unmittelbar neben dem Stand mit den Schokofrüchten hingeworfen hat, lässt sich auch erahnen, was ihm fehlt. Das bringt den Autor auf eine Idee.

Mit einem schokoladeüberzogenen Apfel in der Hand schauen wir uns weiter um.

Viele Klassiker sind da

Etwas weiter hinten entdecken wir schliesslich den modernen Klassiker, der auf keiner Chilbi fehlen darf: der Box-o-Mat. Wie üblich sind auch jetzt beide Geräte belegt und eine Gruppe paarungswilliger Jugendlicher prügelt sich unter den aufmerksamen – und amüsiert-beschämten – Blicken einiger junger Damen um die Wette. Erleichtert gehen wir weiter, dieses Stückchen Normalität in solch wilden Zeiten tut gut.

«Scho geil.»

Junger Messebesucher

Etwas unschlüssig, ob sie einen Ritt auf dem «Polyp» wagen wollen, stehen vier Jungs dicht beisammen und schauen den sich drehenden Tentakeln zu. Wir fragen sie, was sie von der Schötze-Chilbi halten. «Scho geil», sagt der Wortführer, die anderen drei nicken. Wir sind am Ende der Halle angekommen und treten aus der neongeschwängerten Dunkelheit wieder ans trübe Herbstwetter.

Kurz vor dem Ausgang – man gönnt sich ja sonst nichts – schnappen wir uns noch eine grosse Tüte Magenbrot. Ohne das wär's nämlich kein anständiger Chilbi-Besuch gewesen. Ein Blick zurück zur Eingangskontrolle zeigt eine beachtliche Warteschlange. Das Engagement der Schausteller dürfte sich gelohnt haben, die Luzernerinnen haben Chilbi-Mangel – und können ihn hier beseitigen.

Die Schötze-Chilbi findet noch bis am 17. Oktober auf dem Messegelände auf der Luzerner Allmend statt.

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